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Der Sarg: Psychothriller

Der Sarg: Psychothriller

Titel: Der Sarg: Psychothriller Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Arno Strobel
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doch jetzt bitte von Eva Rossbachs Bruder.«
    Wiebke Pfeiffer trank einen Schluck Wasser, dann sagte sie: »Eva hat mir anvertraut, dass sie sicher ist, dass ihre Stiefmutter den Unfall damals nur vorgetäuscht hat. Ich habe sie natürlich gefragt, wie sie darauf kommt, und sie erzählte mir, dass sie schon immer das Gefühl gehabt hat, dass ihr Bruder noch lebt. Ich habe ihr dann gesagt, dass ein solches Gefühl sicher nicht ungewöhnlich ist, wenn man als Kind einen Bruder verliert, und dass ich denke, dass das vielleicht etwas damit zu tun hat, dass man so einen schlimmen Verlust einfach nicht wahrhaben will. Na ja, daraufhin sagte sie mir, dass es aber mittlerweile mehr als nur ein Gefühl sei. Und dass sie einige Wochen zuvor einen unfrankierten Umschlag ohne Absender mit einem handgeschriebenen Brief darin in ihrem Briefkasten gefunden hat. In diesem Brief stand, dass sie erraten soll, wer der Verfasser ist. Und dass sie dafür weit zurück in die Vergangenheit gehen muss. Bis in die Kindheit. Und dass sie dabei über die Grenzen des Logischen hinausgehen soll, denn mit der Existenz des Verfassers würde niemand rechnen. Ja, und dann stand da noch eine Warnung. Es würde nicht mehr lange dauern, dann würde er allen zeigen, dass er existiere und was man ihm angetan habe, er würde Gleiches mit Gleichem vergelten, und dass er dabei auf sie keine Rücksicht nehmen könne.«
    Menkhoff wartete, dass sie weitersprach. Als sie es nicht tat, sagte er schließlich: »Das hört sich alles sehr eigenartig an, das gebe ich zu, aber dieser Brief könnte von irgendeinem Spinner geschrieben worden sein, den sie vielleicht tatsächlich noch aus ihrer Jungendzeit kennt.«
    Wiebke Pfeiffer nickte. »Ja, das könnte er. Aber es gibt da noch etwas.« Sie trank wieder einen Schluck, stellte das Glas ab und starrte es an. Die Sekunden verrannen, und die Pause, die entstand, wurde schnell unerträglich.
    »Ja?«, sagte Menkhoff auffordernd.
    »Eva hat mir erzählt, dass ihr Bruder schon einen Tag vor diesem angeblichen Unfall verschwunden war.« Wieder hielt sie einen Moment inne. »Sie hat gesehen, dass er nicht im Auto war, als ihre Stiefmutter mit Inge zum Paddeln an den Rhein gefahren ist.«

49
    Wieder war Beton das Erste, was Eva sah, als sie die Augen öffnete. Dieses Mal jedoch aus einer anderen Perspektive. Sie lag auf dem Boden, unmittelbar vor einer Wand, und starrte die poröse, schmutzig graue Fläche aus kürzester Entfernung an. Sie richtete sich ächzend ein Stück auf. Es fühlte sich seltsam an. Sie sah an sich herab und stieß einen spitzen Schrei aus. Sie war nackt. Wie war das möglich? Gerade noch hatte sie all ihre Kleider angehabt. Ihr wurde bewusst, dass sie fror. Es war eiskalt in diesem Raum. Sie verschränkte die Arme vor der Brust und presste sie fest an den Körper, dann sah sie sich ängstlich um. Sie befand sich ungefähr an der gleichen Stelle, an der sie beim ersten Mal aufgewacht war, obwohl sie doch zuvor unmittelbar vor dem Sarg … Der Sarg! Ihr Herzschlag dröhnte ihr im Kopf. Gleichzeitig brach ihr der Schweiß aus, obwohl sie vor Kälte zitterte, und ihr wurde übel.
    Der Sarg stand mit geöffnetem Deckel in der Mitte des Raums, und darin … Eva stöhnte auf. Eine Frau. Im Sarg hatte eine tote Frau gelegen, sie erinnerte sich genau. Sie war nackt gewesen, und … »O Gott, nein«, flüsterte sie und drückte sich instinktiv dicht in die Ecke. Die Frau war nackt gewesen. So wie sie. »Nein, nein, nein.« Es klang heiser. Sie hob die Hände, presste sie auf die Ohren, senkte den Kopf. Dabei kippte sie zur Seite um, registrierte den harten, eiskalten Boden überall an ihrer Haut und kauerte sich zusammen wie ein Embryo. »Nein, ich will nicht sterben«, flüsterte sie. »Ich will nicht sterben«, schrie sie im nächsten Moment mit geschlossenen Augen, die Hände noch immer fest gegen die Ohren gedrückt. »Neiiiin!« Ihr Atem ging keuchend … sie weinte, verschluckte sich, hustete. Weinte.
    Irgendwann nahm sie die Kälte wieder wahr, sie zitterte so sehr, dass ihre Haut über den rauen Boden scheuerte. Sie richtete sich auf, erst ein Stück weit, dann ganz, wieder mit vor der Brust verschränkten Armen, den Rücken an die Wand gepresst. Sie schaffte es aber nicht, auf die Beine zu kommen, die Zitterschübe krümmten ihren Körper immer wieder zusammen. Ihr Blick war starr auf den Sarg gerichtet. Sie erinnerte sich, dass die tote Frau ein Schild auf der Brust liegen hatte. Eine Nachricht an

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