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Der satanarchäolügenialkohöllische Wunschpunsch

Der satanarchäolügenialkohöllische Wunschpunsch

Titel: Der satanarchäolügenialkohöllische Wunschpunsch Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Michael Ende
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Perspektiv-Wörter (mit jeweils fünf Gelenken):
1. S ATANARCHÄOLÜGENIALKOHOL und
2. A NARCHÄOLÜGENIALKOHÖLLISCH
Und schließlich das letzte »doppelt getripelte« Perspektiv-Wort (mit sechs Gelenken):
S ATANARCHÄOLÜGENIALKOHÖLLISCH

    Irrwitzers Blick war während der Erklärung der Tante starr geworden. Hinter seiner Stirn arbeitete es. Seine Stimme war plötzlich heiser vor Erregung, als er fragte: »Woher, beim Giga-Gamma-Super-GAU, willst du das alles wissen?«
    »Die Gebrauchsanweisung steht am Anfang des Rezeptes auf meinem Teil der Rolle. Kein Irrtum möglich.«
    Durch das Hirn des Zauberers zuckten tausend Gedankenfetzen wie die Blitze eines aufziehenden Gewitters. Mit diesem Wunschpunsch, das war ihm schlagartig klar, würde es ihm möglich sein, alle seine Versäumnisse an Übeltaten, sozusagen in einem Aufwaschen, doch noch nachzuholen. Was da so plötzlich und unerwartet zum Greifen nahe vor ihm lag, das war seine Rettung! Er würde dem höllischen Gerichtsvollzieher doch noch ein Schnippchen schlagen können. Nur mußte er dieses fabelhafte Gesöff natürlich unbedingt für sich allein haben. Auf gar keinen Fall mehr würde er jetzt noch der Tante seinen Teil der Pergamentrolle überlassen, ganz gleich, was sie ihm dafür anbieten würde - im Gegenteil, er mußte unbedingt an den ihren kommen, koste es, was es wolle, und wenn er sie dafür aus der Welt oder wenigstens in eine fremde Galaxis zaubern mußte. Das war allerdings leichter gedacht als getan. Erkannte ihre geheimen Kräfte nur zu gut und wußte, daß er allen Grund hatte, sich sehr vor ihr in acht zu nehmen.
    Um sich nicht anmerken zu lassen, daß ihm die Hände zitterten, stand er auf und ging mit auf dem Rücken verschränkten Armen hin und her. Vor der Tonne mit der Aufschrift S ONDERMÜLL blieb er gedankenverloren stehen, trommelte mit den Fingernägeln auf dem Deckel den Rhythmus des neuesten Höllenschlagers und summte vor sich hin:
    »
Ruhig Blut, ruhig Blut! sprach Dracula,
als er das Fräulein Rosa sah ...«

    Die beiden Tiere im Inneren der Tonne duckten sich, klammerten sich aneinander und hielten die Luft an. Sie hatten jedes Wort der Unterhaltung mitbekommen.

    Irrwitzer drehte sich mit einem Ruck um und sagte: »Ich fürchte, Tyti, aus der Sache kann nichts werden - so leid es mir für dich tut. Du hast eine Kleinigkeit vergessen, oder genauer gesagt zwei Kleinigkeiten, nämlich den Kater und den Raben. Sie werden dabei sein wollen. Da du deine Wünsche laut aussprechen mußt, würden sie alles mitanhören. Dann kommt dir der Hohe Rat der Tiere auf den Hals. Wenn wir aber die beiden einsperren oder mit Gewalt ausschließen, machen wir uns ebenso verdächtig. Es wäre unverantwortlich von mir, wenn ich dir meinen Teil des Rezeptes geben würde. Ich kann nicht zulassen, daß du dich einer solchen Gefahr aussetzt, liebe Tante.«
    Tyrannja ließ wieder ihre Goldzähne blitzen.
    »Wie nett von dir, Bubi, daß du so besorgt um mich bist. Aber was du sagst, ist ganz falsch. Der Kater und der Rabe sollen nämlich dabei sein! Ich lege sogar den größten Wert darauf, sie als Zeugen zu haben. Das ist ja gerade der besondere Spaß an der Sache.«
    Der Zauberer kam zurück.
    »Wie denn das?«
    »Es handelt sich«, erklärte die Hexe, »schließlich um keinen x-beliebigen Zaubertrank. Der satanarchäolügenialkohöllische Wunschpunsch hat eine Eigenschaft, die geradezu ideal ist. Er kehrt nämlich alles, was man wünscht, ins Gegenteil um. Man wünscht Gesundheit, und heraus kommt eine Seuche; man redet von allgemeinem Wohlstand und erzeugt in Wirklichkeit Elend; man spricht von Frieden, und das Ergebnis ist Krieg. Hast du jetzt verstanden, Bübchen, was das für eine feine Sache ist?«
    Tyrannja gluckste vor Vergnügen und fuhr fort: »Du weißt doch, wie sehr ich Wohltätigkeitsveranstaltungen liebe. Sie sind meine ganze Leidenschaft. Nun, ich werde heute ein wahres Fest - ach, was sage ich - eine Orgie der Wohltätigkeit veranstalten!«
    Irrwitzers Augen hinter den dicken Brillengläsern begannen zu glitzern.
    »Beim strahlenden Strontium!« rief er. »Und die Spione werden sogar noch Zeugen dafür sein, daß wir nur unser Bestes getan haben - nichts als lauter Wohltaten für die arme, leidende Welt!«
    »Das«, krähte Tyrannja, »wird eine Sylvesterparty, wie ich sie mir erträumt habe, seit ich das Geldhexen-Ein- maleins gelernt habe!«
    Und der Neffe fiel ihr mit gröhlendem Baß ins Wort: »Die Welt wird sich noch nach

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