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Der Schachspieler

Der Schachspieler

Titel: Der Schachspieler Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jeffrey B. Burton
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wahrscheinlich, was kommt.«
    »Was kommt denn, Papa?«
    »Ich schätze, wir zwei werden nach dem Festmahl mit St. Nick und dem Koordinator noch eine kleine Fahrt in der Limousine machen, nur dass sich unser Chauffeur wahrscheinlich als der schweigsame Charmebolzen herausstellen wird, dem wir in der ersten Nacht begegnet sind. Vermutlich werden sie uns in ein sicheres Haus irgendwo in der Stadt bringen, mit PC und Internetzugang und dicken Wänden, ohne neugierige Nachbarn. Dort werde ich zuerst einmal von dem, was wir noch haben, eine riesige Anzahlung leisten müssen, damit sie dich schnell umbringen … dann werden sie herausfinden wollen, wie viele Pennys noch übrig sind, wobei mir dein persönlicher Höhlenmensch einen Finger nach dem anderen abschneidet.«
    »Er ist nicht mein persönlicher Höhlenmensch.«
    »Apropos Höhlenmensch … Ich bin gleich wieder da.« Hartzell stand von ihrem Tisch in der Nähe der Küche im Carnegie Deli auf und ging zum Eingang. Es war gerade Essenszeit, und das Restaurant wimmelte von Gästen und eiligen Kellnern, doch Hartzell hatte den Kahlköpfigen trotzdem erblickt, als er hinter einem Regal in den Restaurantbereich des Feinkostladens lugte. Vielleicht wollte der Kerl auch gesehen werden.
    »Nick«, sagte Hartzell und streckte ihm die Hand entgegen, »essen Sie doch mit uns.«
    St. Nick schüttelte ihm die Hand mit seinem Schraubstockgriff. »Ich will Sie nicht stören, wenn Sie einmal ein bisschen Ruhe haben, Mr. Hartzell. Ich bin Ihnen schon genug zur Last gefallen, aber ich habe von dem Laden hier gehört und dachte mir, ich schau mal vorbei, ob es hier wirklich so tolle Sachen gibt.«
    »Wenn Sie schon in New York sind, müssen Sie unbedingt ein Carnegie-Sandwich probieren, Nick. Mögen Sie Pastrami?«
    »Für Pastrami würde ich einen Mord begehen.«
    »Ich lass Ihnen eins einpacken, dazu den berühmten Käsekuchen und eine Pepsi.«
    »Also … danke, Mr. Hartzell. Das wär echt toll. Kann ich eine Pepsi light haben?«
    »Pepsi light?«, sagte Hartzell. »Das passt gar nicht zu Ihrem Image, Nick.«
    »Ich muss auf meine mädchenhafte Figur achten.«
    Hartzell ging zur Theke, flüsterte einer Kellnerin etwas zu, deutete auf St. Nick und schob der Frau einen Fünfzigdollarschein zu. Dann schlängelte er sich zwischen den Gästen hindurch zu Lucy zurück.
    »Rückt er dir immer so auf die Pelle?«, fragte Hartzell seine Tochter.
    »In den letzten Tagen lässt er sich immer öfter blicken.«
    »Die Zeit wird knapp. Sie lassen uns nicht mehr aus den Augen.«
    Inzwischen war das Essen gekommen, und Hartzell widmete sich seinem Hackbraten, obwohl er eigentlich nicht hungrig war. Lucy schien ebenfalls keinen großen Appetit zu haben.
    »Was werden wir tun, Papa?«
    Hartzell wurde zunehmend paranoid. Er war früh aufgestanden, hatte eine Ladung Wäsche in die Maschine geworfen, und anschließend in den Trockner. Nachdem er ein frisch gewaschenes Poloshirt und eine Bundfaltenhose angezogen hatte – was für seine Verhältnisse äußerst leger war –, weckte er Lucy und teilte ihr mit, dass er für sie ebenfalls ein paar Stücke gewaschen hatte. Sie verstand den Wink und zog die frischen Sachen an. Es war wahrscheinlich eine übertriebene Vorsichtsmaßnahme – er nahm nicht wirklich an, dass die Leute aus Chicago seine oder Lucys Kleidung irgendwie verwanzt hatten –, doch er wusste, dass diese Leute keinen Spaß verstanden, und heute hatten er und Lucy die einzige Chance, ihre Strategie zu besprechen, bevor sie sich aus dem Staub machten. Er war sogar so weit gegangen, sich an den Tagen, an denen er im Treppenhaus telefonieren wollte, die Wäsche aus der Wäscherei direkt ins Büro liefern zu lassen, um sich noch schnell umzuziehen.
    Hartzell hatte Lucy vor einer Stunde angerufen und spontan vorgeschlagen, im Carnegie Deli zusammen zu essen. Er beugte sich über den Tisch und sprach sehr leise: »Wir stecken in einem fast unlösbaren Dilemma, zwischen Skylla und Charybdis sozusagen. Wir haben die Wahl, entweder für Fiorella zu arbeiten oder gleich zu sterben, bestenfalls jahrelang eingesperrt zu sein.« Hartzell sah seine Tochter an. »Erinnerst du dich an den ersten Morgen, nachdem sie gekommen waren? Du hast zu mir gesagt, ich soll den Spieß umdrehen.«
    »Ich war mir nicht sicher, ob du’s gehört hast.«
    »Ich hab’s gehört und mich auch gleich an die Arbeit gemacht. Und mit diesen sinnlosen Morden hat mir Fiorella noch den Sprengstoff geliefert, mit dem wir

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