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Der Schacht

Der Schacht

Titel: Der Schacht Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: David J. Schow
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Kokainbehandlungen wegen seiner Tuberkulose unterziehen musste.
    Dann wollen wir mal sehen, ob an all dem Gerede über das Zeug hier tatsächlich was dran ist. Er war vollkommen fertig. Wenn an all dem Gerede was dran war, würde das Zeug ihn wieder aufmöbeln.
    Getarnt durch das Geräusch eines laufenden Wasserhahns nahm er zwei deftige Züge, dann spülte er den Rest, mit Strohhalm und allem, durch die Toilette. Er wusch sich die Hände, benetzte sich den Mund und das Gesicht, und schniefte dann kleine Mengen Wasser die Nase hoch, so wie Jamaica es ihm angeraten hatte.
    Es dauerte neunzig Sekunden, bis der Kick einsetzte, aber dann so, wie ein Raketenantrieb einen Rennwagen beschleunigt. Er erinnerte sich an alles, was noch zu erledigen war, ohne seine Notizen zu Hilfe zu nehmen. Er fiel über seinen Arbeitsstapel her und erledigte ihn, und gleich noch acht weitere Tassen Kaffee nebenbei.
    »Ich hab dich vorher noch nie bei der Arbeit summen gehört«, bemerkte Bash.
    Jonathan lachte und zuckte die Achseln. Mit dieser Art von Effizienz konnte er fertig werden, ganz bestimmt. Da konnte man sich leicht dran gewöhnen.
     
    Beim Abendessen führte der Anblick von Camelas neuem Verlobungsdiamanten zu einer Schwermut von shakespeareschen Ausmaßen. Jonathan fühlte sich vom Anblick des Ringes an ihrem Ringfinger magisch angezogen. Ohne es zu wollen, starrte er eindeutig darauf, so wie ein Priester auf die Brüste einer Frau.
    Mit seiner Zeitungsjungenmütze auf dem Kopf sah Bash aus wie ein Zwölfjähriger mit der stärksten Schilddrüsenüberfunktion der Welt.
    Das Abendessen bestand aus Hühnchen in Estragon mit viel frischem Gemüse, einem Salat mit frischem Pfeffer und Kichererbsenmus. Das Dessert bestand aus weiten Pokalen mit geviertelten Erdbeeren in Sahne und Schokoladenstreuseln. Bash bemerkte Jonathans zugeknöpftes Verhalten und wusste, dass es später zu einer ernsten Aussprache kommen würde. Aber bis dahin ignorierte er die Verstimmtheit seines Freundes mit einer aufgesetzten, vorgespiegelten Nonchalance.
    Sie sahen sich zusammen ein Leihvideo von Amazonen auf dem Mond an. Camela lachte tatsächlich immer nur an den Stellen, wo es angebracht war. Um zehn entschuldigte sie sich hochtrabend, um sich, wie sie sagte, »zurückzuziehen«. Sie trug ein einteiliges samtenes Wickelkleid mit rückenfreiem Ausschnitt und einem breiten, extravaganten Gürtel. Sie hatte es geändert und die Schultern selbst wattiert, und offensichtlich war dieses Outfit dazu bestimmt, all die Vorzüge ihrer zurückkehrenden Figur zu betonen und elegant die Zonen zu verbergen, die noch zu restaurieren waren.
    Bash lachte laut und häufig – über den Film, über Jonathans gelegentliche Witzeleien, über so gut wie alles. Er übertrieb den Versuch, deutlich zu machen, dass er sich amüsierte. Er arbeitete sich durch einen Sixpack Quietly, die er mit Turbos mit doppeltem Schuss abwechselte, und arbeitete sich verbissen durch mindestens fünfzig Glückskekse. Steh zu deinen Idealen. Man erkennt einen Mann an seinen Taten.
    Sobald Jonathan hörte, wie sich der Ventilator im Schlafzimmer einschaltete, rutschte er auf dem Sofa näher an Bash heran und sprach gedämpft: »Okay, Mann, was zur Hölle ist hier los?«
    »Wie siehts denn aus?« Bash war leicht angetrunken.
    »Gerade mal vor ein paar Tagen hast du dick rumgetönt, dass Bash plus Camela einfach nicht aufgeht, Amigo. Wenn sie mit diesem Goldteil noch ein bisschen mehr auf meine Augen gezielt hätte, wäre ich auf ewig geblendet. So wie’s aussieht, war auch dein Wochenende ganz schön aufregend, Stecher.«
    Bash wischte das abwertend mit der Hand weg und brachte dabei den Inhalt seiner halb vollen Quietly-Flasche zum Schäumen. »Habe ich dir jemals erzählt, warum Cammy nach Chicago gekommen ist? Sie hatte nicht nur vor, ihr Leben damit zu verbringen, von einem dämlichen Sekretärinnenjob zum nächsten zu hüpfen.«
    »Du hast mir gesagt, dass du ihr über die Runden geholfen hast, als ihr Verlobter sie sitzen ließ.«
    »Ähem. Nun, die Moral der heutigen Geschichte, Kinderchen, ist diese: Sie bleibt arm und allein, solange sie Single bleibt. Ihre Aufgabe, Jimbo, wenn Sie sich entschließen würden, sie anzunehmen, liegt darin, zu Mami und Daddy in Iowa zurückzukehren, im – nun, wie sagt man so schön – Stande der Ehe.« Sein Louisiana-Akzent kam aus seinem Versteck und führte dazu, dass sich jedes zweite Wort seltsam und neu anhörte, ertränkt in altehrwürdiger

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