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Der Schacht

Der Schacht

Titel: Der Schacht Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: David J. Schow
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Es gelang Jonathan, die Drogensachen aus seiner Erzählung auszusparen, aber dann fiel ihm siedend heiß ein, dass er noch mehreren Strohhalmen mit dem pharmazeutischen Kicherpulver in den Taschen seines Parkas Asyl gewährte. Und das wars dann wieder. Bei dem Gedanken blieb ihm die Luft weg, als habe er einen Schlag aufs Zwerchfell erhalten.
    »Hast du Blähungen?«, fragte Bash. »Dein Gesichtsausdruck war plötzlich so leer wie der Hirnscan eines Idioten.«
    »Ich bin einfach nur müde.« Er wollte, dass sich seine Nerven wieder beruhigten und seine Gedanken auf normale Bahnen zurückfanden. Wie viel hatte er gestern getrunken? Hatte er überhaupt etwas gegessen? Gab es irgendwas, mit dem er an diesem schönen, strahlenden Illinois-Morgen die bleierne Schwere aus den Gliedern bekommen konnte?
    Das, was ihm vor allem im Kopf rumspukte, war Jamaica. Windschnittig und stahlhart mit aerodynamischen Kurven, eine atemberaubende Erinnerung, die auf ewig in einen rechteckigen Rahmen aus blauem Wasser eingefasst sein würde, mit wissenden, grün glitzernden Augen, geschmeidigen, lasziven Bewegungen und einer spitzen Zunge, die dann Jonathan gegenüber aber auch so zartfühlend sein konnte.
    Und ihr Mund, in dem zehn Zentimeter von Bauhaus pummeliger rotvioletter Bratwurst verschwunden waren.
    Jetzt war es schwieriger, Amanda nachzutrauern. Sie setzte Patina an, verstaubte auf dem Sims seiner Erinnerungen. Amanda wanderte von der saftigen Titelstory zu den Pflichtmeldungen der letzten Seiten.
    Völlig betäubt war er aus Bauhaus’ Höhle herausgewankt. Er ertrug einfach nicht noch mehr Perversität innerhalb von gerade mal 24 Stunden.
    Indem er seinen Schwanz in Jamaicas Mund gerammt hatte, statuierte der übergewichtige Drogenboss irgendwie seine Macht. Und indem sie das zuließ, beugte sich Jamaica einer für Jonathan unbekannten Hierarchie. Durch Bauhaus schwebte irgendeine Form von Damoklesschwert über Jamaica, und daher hatte er das Privileg, seinen krummen Affenstummel zwischen ihre vollen Lippen zu stopfen.
    Und bei all dem fragte sich Jonathan: Wer bist du, dass du dir ein Urteil erlauben kannst? Solange er kein Urteil fällen musste, konnte er auch einfach wegsehen. Er hatte sein Geld genommen und war weggelaufen, und er hoffte, dass Jamaica das Gleiche getan hatte, nachdem sie ihre eigenen Rechnungen bezahlt hatte.
    Er war zurück ins Kenilworth gefahren. Schlüssel in die Tür. Kopf auf ein Kissen, in dem immer noch ihr aufreizender Duft hing. Alles rein unbewusste Reaktionen, denen zwei Stunden unruhigen Schlafs folgten.
    Aber der Schlaf brachte keine Entspannung. Als nach zwei Stunden sein treuer Wecker bimmelte, war er aufgestanden. Er war so wenig in der Lage, einen Gedanken zu fassen, wie seine Kaffeemaschine. Zum ersten Mal hatte er die Blutspur auf dem zerschlissenen Teppich bemerkt.
    Er hatte die Katze hinausgekickt … das war Jahrzehnte her.
    Die Pfotenabdrücke in dem Blut waren immer noch frisch genug gewesen, dass sie glänzten. Zweifellos Katzenpfoten. Sie war hier entlanggeschlichen, als Jonathan geschlafen hatte. Der rote Streifen zog sich an der Wand neben dem pfeifenden Heizkörper und dann am Bett vorbei. Jonathan folgte ihm bis ins Badezimmer. Aus den Schmierern und Streifen hatte er die Bewegungen der Katze rekonstruieren können: ein eleganter Sprung vom geschlossenen Toilettendeckel auf den Rand der Badewanne und von da auf das Fenstersims. Wahrscheinlich hatte sie ihre Krallen in die Pappabdeckung des kaputten Fensters geschlagen. Es war denkbar, dass sie auf der Suche nach Essbarem in den Luftschacht gesprungen war, was dann zu einem unerwartet tiefen Fall und einem abruptem Aufprall mit Schmerzen und gebrochenen Katzenknochen geführt hatte.
    Jonathan hatte die Pappe herausgenommen, die immer noch mit dem kotigen Unrat beschmiert war, der inzwischen getrocknet und angekrustet war, und in den Schacht hinuntergerufen. Kein Miau hatte geantwortet.
    »Ich liebe solche Geschichten«, begeisterte sich Bash. »Das ist, als würde einem aus einem Revolverblatt vorgelesen. Es ist so fantastisch, dass du es dir nicht alles aus den Fingern gesogen haben kannst.« Er meinte das nicht wirklich ernst, und in seinem Gesicht zeigt sich auch leiser Zweifel. »Ich vermute mal, du hast das Blut und den anderen Kram aufgewischt?«
    »Dazu hatte ich keine Zeit. Ich wollte Capra nicht verärgern, indem ich zu spät komme. Und jetzt wird es trocken sein. Ich frage mich, was aus der verdammten Katze geworden

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