Der Schacht
vollkommen nass, und sie fühlt sich unbehaglich. Sie zieht sich bis fast an die Metalltür zurück, mit gezierten Schritten, wobei sie abwechselnd ihre Pfoten schüttelt. Hier ist es wärmer. Sie drückt sich gegen die Wand, außer Sichtweite der schlafenden Kreatur. Die Wand gibt nach. Die Katze sieht, wie ihre Krallen neue Kratzspuren hinterlassen.
Das Gehirn der Katze ist nicht komplex genug für den Gedanken, dass sie vielleicht sogar mit ihrem Willen diesen Durchgang geschaffen hat. Sie weiß nur, wie man ihn zu seinem Vorteil nutzt. Innerhalb von Sekunden hat sie das Loch weit genug gekratzt, um hindurchzupassen. Diesmal ist es die Unannehmlichkeiten und die Feuchtigkeit wert, um einfach nur wegzukommen.
Wie es in ihrer Natur liegt, vergisst die Katze die schlafende Kreatur, sobald sie sie aus den Augen verloren hat.
24.
»Beruhig dich!«
Die ersten dreißig Sekunden der Hysterie waren laut und unzusammenhängend.
»Beruhig dich!«
»Halts Maul! « Unbekannte schrien, sie sollten mit dem Lärm aufhören. Drohungen flogen ihnen hinter verschlossenen Türen hinweg entgegen, aber niemand tauchte tatsächlich auf, um sie zusammenzustauchen, während Cruz und Jamaica sich vor der Treppe im zweiten Stock gegenseitig anschrien.
»Nein, nein!« Jamaica plapperte wild drauflos. »Du hast das nicht kapiert. Er ist verletzt, er ist da unten, wir müssen ihm helfen …!«
Die Pistole, die sie in ihrer Hand vergessen hatte, zeigte gedankenlos direkt auf Cruz’ Unterleib, während sie redete. Er riss sie ihr aus der Hand. »Sei mal einen Augenblick ruhig!«
Sie ignorierte ihn und stieß ihn heftig weg. »Du bist ruhig. Er könnte ertrinken, während du hier einfach nur rumstehst!«
Mit einem Geräusch wie einem Knurren schob sie sich an ihm vorbei, wobei sie mit seinem verletzten Arm kollidierte und ihn fast umwarf, während sie die Treppen hinunterhastete. Drogen, dachte Cruz. Sie benimmt sich, als wäre sie auf irgendeinem Trip.
Wer war am Ertrinken?
Er wollte hinter ihr her, aber die offene Tür von 207 hielt ihn zurück. Die Pistole in seiner Hand verlieh ihm Mut. Er quetschte sich durch die engen Türen und steckte seinen Kopf in Jonathans Wohnung.
War es Jonathan, der ertrank?
Im Innern: Kisten, Kleinkram, eine Matratze, noch mehr Kisten. Blutige Fußspuren. Er ging ihnen ins Badezimmer nach und fand seine Tasche, die in der Badewanne langsam ihre Form verlor. Blut und Scheiße waren überall verschmiert, und das Fenster stand offen. Es sah aus wie ein offener Rachen. Als er das orangene Verlängerungskabel sah, das aus dem Fenster nach unten zeigte, überlegte er, es in die Steckdose zu stecken, um die Geister des Kenilworth zu elektrokutieren und die Toten oder die Sterbenden unten in dem Schacht zu reinigen. Als er das Kilo Koks auf dem Spülkasten sah, vergaß er sofort alles über den armen Jonathan.
Die Hälfte des Stoffes war gerettet worden. Zumindest die Hälfte. Was immer auch sonst passiert war, während er betäubt im Krankenhaus gelegen hatte, wenigstens war hier jetzt die Hälfte seiner Bezahlung, und das reichte ihm. Er musste es natürlich verstecken. Bauhaus’ Lieblingsschläger, Mr Marko mit den riesigen Muskeln und dem erbsengroßen Gehirn, würde wieder hierherkommen, sobald er merkte, dass er verarscht worden war.
Und fünf Minuten zuvor hatte Cruz zufällig das perfekte Versteck gefunden.
Auf dem geschlossenen Toilettendeckel lag die Keksdose mit abgerissenem Deckel. Du hast die Knarre schon in der Hand, Kleiner, setzte ihn sein Verstand in Kenntnis.
Er schwankte, sah plötzlich Sternchen vor den Augen. Sein Arm pochte. Er hatte Schmerzen und konnte sich überhaupt nicht zusammenreimen, was zum Teufel während seiner kurzen Abwesenheit passiert war, und außerdem …
… da stand immer noch ein Polizeiwagen auf der Garrison Street, direkt vor der Tür, und du stehst hier wie der letzte Volltrottel mit einer Knarre in der Hand und genügend reinem Kokain, um fünf- oder sechsmal lebenslänglich von Sträflingen in den Arsch gefickt zu werden.
Von der Treppe näherte sich Lärm. Er versuchte, herumzuwirbeln und zu zielen. Er nahm die Mündung auch nicht herunter, als er bemerkte, dass es Jamaica war und dass sie seinen Namen rief.
Du kannst das Kilo jederzeit wieder aus dem Fenster werfen. Es war nicht die Zeit, den gleichen Fehler zweimal zu machen. Er sagte sich, dass er in der Lage war, mit einem einzelnen Bullen fertig zu werden. Er konnte ihn einfach die Treppe
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