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Der Schacht

Der Schacht

Titel: Der Schacht Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: David J. Schow
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Er weiß wahrscheinlich schon, dass du aus dem St. Jude abgehauen bist. Marko ist hier gewesen und wieder verschwunden.«
    »Ich hatte ihn losgeschickt, um Jonathan zu suchen. Um Zeit zu gewinnen.«
    Beinahe war sie versucht, ihm vorzuwerfen, er würde einen fast Unbekannten den Wölfen zum Fraß werfen, aber sie wusste, dass sie bei der begrenzten Anzahl von Alternativen wahrscheinlich das Gleiche getan hätte. »Ich muss da hin. Gib mir ein paar Stunden und sag mir, wo wir uns treffen können.«
    »Das Bottomless Cup macht bei Morgengrauen auf. An der Weedwine Street.«
    Sie nickte.
    Als er wieder in Jonathans Appartement war, beäugte Cruz die Kletterkonstruktion ehrfürchtig, während Jamaica wieder in ihre Bomberjacke schlüpfte und sich gegen den Sturm wappnete. Er wollte nicht, dass sie ihm dabei zusah, wie er das Kilo aufschlitzte und sich eine Handvoll erstklassiges kolumbianisches Koks reinzog. Er wollte, dass sie so schnell wie möglich verschwand, damit er sich seinen Nasenaktivitäten widmen konnte.
    »Gib mir bis Mittag«, überlegte sie. »Gott allein weiß, was Bauhaus sich ausgedacht hat, und ich will nicht, dass er danach unkontrolliert herumrennt.«
    Verschwinde endlich, dachte er und tat so, als höre er ihr zu.
    »Wir treffen uns dann und machen, dass wir hier wegkommen. Wir übergeben das Dope deinem Kumpel in Florida. Niemand wird mit unserem Überraschungsbesuch rechnen, und wir sind wieder weg, bevor dein Freund Emilio irgendetwas unternehmen kann.«
    »Und bevor Bauhaus meinen Schwanz an ein Kreuz nagelt.«
    »Du solltest dich besser mit dem Gedanken abfinden, dass du eine Zeit lang auf der Flucht sein wirst, Amigo. Vielleicht kann dein Kumpel Rosie uns in irgendeiner anderen Stadt unterbringen.«
    Als Cruz nickte, dachte Jamaica: Verdammt, es hat tatsächlich funktioniert! Cruz war so scharf auf seinen Schuss, dass er gar nicht merkte, wie lausig ihre Geschichte war. Er hatte mit Sicherheit seine Nase in dem Kilo vergraben, bevor sie zur Tür raus war.
    Fein. Sollte er doch. Er war nicht der erste Drogendealer, der sich mit dem eigenen Zeug ruinierte.
    Jonathan, es tut mir leid, dass ich dich in diese Scheiße hineingezogen habe. Sie zog die Tür zum Appartement ihres verstorbenen Freundes hinter sich zu.
    Sobald Cruz sie nicht mehr sehen konnte, zog sie ihre Jacke auf, zog ihr Beverly Hills -Sweatshirt hoch und packte zwei Gegenstände in ihre Tasche, die sie unten mitgenommen hatte, während Cruz damit beschäftigt war, dem Gestank im Badezimmer auf den Grund zu gehen: Ein Schlüssseiring, der Officer Stallis gehört hatte, der ihn aber nicht mehr brauchte. Und eine mattschwarze.357 Magnum, aus der ein Schuss abgefeuert war, die aber noch fünf im Magazin hatte. Auch die gehörte Stallis.
    Sie hatte keine Zeit, um Jonathan zu trauern. Sein Tod musste jetzt wenigstens von Nutzen sein, damit sie ihr eigenes Leben in Ordnung bringen konnte. Sie hatte später genug Zeit, ihm dankbar zu sein, wenn sie wusste, dass ihr Leben wieder in Ordnung war.
    Fünf Schuss sollten vollkommen ausreichen.
    Sie war wieder bei ihrem ursprünglichen Plan angekommen. Und der Ring mit den Schlüsseln ließ sie an andere, brutale, aber subtilere Möglichkeiten denken, ihn auszuführen.
     
    Die Wartezeit schien ihm eine Million Jahre zu dauern, eingesperrt in seinem Hirn, verzweifelt auf der Suche nach einem Weg hinaus.
    Cruz’ Daumennagel fummelte nach der Einkerbung in seinem Schweizer Armeemesser. Er hatte seinen Knöchel in seiner Gier angestoßen, er leckte einen Tropfen Blut ab. Schließlich bekam er die Klinge heraus und schnitt eine lange Linie in die Oberseite des Kilopakets. Er hatte zuerst mit Toilettenpapier die Tropfen der Flüssigkeit auf dem Plastik abgetupft. Der Klotz erinnerte ihn an vakuumversiegelten Kaffee, hart wie ein Ziegel, aber trotzdem leicht nachgebend, wie das Ende eines gepolsterten Sparringstocks.
    Sssss. Feinste kolumbianische Mischung.
    In dem Klotz öffnete sich ein Lächeln für ihn, umgeben von weißen Körnchen. Er stieß die Klinge hinein und hob einen Miniatur-Everest an jedes Nasenloch.
    Wie das Kilo, das dem Schacht zum Opfer gefallen war, war auch dies hier Bauhaus’ 90-Prozent-Spitzenmischung – allererste Qualität, so gut wie gar nicht verschnitten. Da war nur ein Hauch eines leichten Stimulans. Methylphenidat, dachte Cruz, auch wenn er das Wort nicht hätte schreiben können, selbst wenn man ihm eine Luger an die Schläfe gehalten hätte. Vielleicht auch

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