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Der Schacht

Der Schacht

Titel: Der Schacht Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: David J. Schow
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jedes Mal irgendein Schläger eine MAC 10 ins Genick, sobald einem von den kolumbianischen Bossen ein Furz quer sitzt und die Paranoia durchbricht.«
    In Emilios Revier wäre Cruz, als kleiner Verteiler, von irgendeinem Mercedes abgeholt und ganz schnell wieder abgesetzt worden. Er hätte mit einem von Emilios Leuten zu tun gehabt, der zwei oder drei Stufen unter Rosie stand. Bauhaus hatte sein Netz in den Vorstädten von Chicago. Er war selbst zum Flughafen von Chicago herausgefahren, um Cruz abzuholen. Wunder über Wunder. Cruz war sich noch nicht sicher, ob dies die Gastfreundschaft der Hinterwäldler war oder der Effekt eines Anrufs von Rosie.
    Da, wo Bauhaus wohnte, war der Schnee ordentlich geräumt worden. In dieser Gegend wurde der Status daran gemessen, wie sauber die Straßen waren, wenn es schneite. Eine gewundene Auffahrt, weit entfernt die Lichter der Großstadt, viele Bäume. Die Corvette hatte einen beheizten Stellplatz in einer ummauerten Vierergarage.
    Das Haus von Bauhaus war ein klassisches Beispiel für viel Geld und wenig Klasse. Die Eingangstür war ein doppeltüriges Portal aus geschnitzter, wetterfester Eiche. Der Messingknauf, der direkt in der Mitte saß, erinnerte an den Bedienhebel eines mittelalterlichen Folterinstruments. Cruz’ Blick fiel zuerst auf die Alarmanlage, die in die Mauer eingelassen war. Die verräterischen roten LED-Signale blinkten in Sekundenabständen. Ein elektronischer Wachhund, der gelangweilt von einem Fuß auf den anderen wechselte. Unter der Box war der metallene Grill einer Sprechanlage und ein beleuchteter Klingelknopf. Bauhaus bückte sich schnaufend und stieß große Atemwolken aus, während er seinen Code eintippte.
    Zuerst kamen sie in eine lang gezogene Halle mit großen Spiegeln und Vorhängen, die in aufdringlichem Rot gehalten waren. Chinesische Lacktischchen standen am entfernten Ende, und komplizierte Blattgoldverzierungen rankten sich von den Wänden hinab. Eine kunstvoll ziselierte Tür entpuppte sich als Garderobe. Direkt vor ihnen waren elektronisch gesteuerte Schiebetüren aus dickem rauchigen Glas, die sich summend öffneten, als Bauhaus den Code einer zweiten Sicherungsanlage eingab.
    Cruz sah herauf zur Decke der Eingangshalle. Schwere, bullige Hitze wallte auf ihn herab. Stickige Luft. Er sah genauer hin. »Kameras?«
    »Ja.« Bauhaus streifte sich seine dicken Handschuhe von den Fingern. »Wenn mir das nicht passt, was da durch die erste Tür hereinkommt, dann kann ich es hier in meiner kleinen Luftschleuse einsperren.« Er deutete auf den Eingang. »In die Eingangstür sind Titanbolzen eingelassen, zwei oben, zwei unten. Die Glastüren brechen nur an bestimmten Punkten – das ist eigentlich mehr Stein als wirkliches Glas –, und sie halten eine 0.44 Magnum bei einem 45-Grad-Einschusswinkel aus. Und bis es dann zu einem zweiten oder dritten Schuss kommt, bin ich schon nicht mehr da. Selbst wenn ich unsanft so geweckt werde, habe ich dann schon meine Optionen abgecheckt und bin weg. Wir hatten schon Sicherheitsübungen. Wir können alle – wie heißt es so schön – ›Anzeichen von illegalen Substanzen oder Gütern in dem zu untersuchenden Objekt‹ früh genug vernichten oder verschwinden lassen.«
    Bauhaus liebte es, sich so reden zu hören. Cruz fragte sich, wie oft er diese eine Rede schon gehalten hatte.
    »Vergiss nicht, Chicago ist immer noch die Gangster-City Nr. 1 in den USA. Ein großer Teil der Polizisten im Südwesten meint auch heute noch, sie wären Cowboys, und benimmt sich dementsprechend, habe ich recht? Nun, hier ist es so, dass die meisten Syndikatsbosse immer noch so tun, als hätten wir 1930. Und sie haben auch heute noch genug Einfluss, dass niemand ihnen so ohne Weiteres widersprechen würde. Daher ist hier der perfekte Ort für Leute, die ein gewisses Sicherheitsbedürfnis haben – und die Stadtverwaltung findet es ganz normal, wenn man kugelsichere Fensterscheiben einbaut. Hast du Hunger?«
    Cruz’ Magen war völlig übersäuert, und die appetitzügelnde Wirkung des Kokains hatte nachgelassen. »Ich hätte nichts gegen etwas zu essen … wenn ich vorher ein Mineralwasser und ein paar Rennies kriegen könnte.«
    Bauhaus klopfte ihm auf die Schulter. »Wir sind mit allem ausgestattet. Attendez vous. «
    Hinter den Glastüren befand sich ein großer L-förmiger Hauptraum, dessen hinterste Ecke von deckenhohen Glasfenstern gebildet wurde. Cruz trat in Mitte des Wohnzimmers und stellte sich vor, wie bei einer

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