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Der Schacht

Der Schacht

Titel: Der Schacht Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: David J. Schow
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Schießerei alles zu Bruch gehen würde. Der dicke ebenholzschwarze Teppich machte es zu einem Risiko, bei dem diffusen Licht irgendwo hinzutreten. Es gab drei Ebenen: Zwei Stufen führten hoch zu einer ovalen Essecke nahe den Fenstern, zwei weitere Stufen hinunter führten zu einer ausgepolsterten runden Senke mit eingebauten Sofas, abgerundeten Tischen und integrierter Stereoanlage. Diese Plauscharena war von einem lackierten Geländer umgeben und um einen riesigen Fernsehschirm gruppiert. Sie erinnerte Cruz an einen zu groß geratenen Whirlpool oder einen zu kleinen Swimmingpool. Die Stufen waren mit blauen Neonröhren ausgeleuchtet. Rotes Neon leuchtete überall im ganzen Raum an den Stoßlinien von Wänden, Boden und Decke. Neben der Essecke und gegenüber von dem Fernseher befand sich eine handgeschmiedete Wendeltreppe. Die Lichtspiegelungen an den dunklen Wänden simulierten ein Muster, das der Ausrichtung der Neonröhren entsprach – alternierende Flächen von spiegelnden und matten Oberflächen, die sich durch den ganzen Raum zogen wie die Rennstreifen auf einem Auto. An einer Wand waren nahe beieinanderliegende Türen, die in andere Räume führten. Und wieder zentrierte Türknäufe mit Verzierungen. Die Türrahmen bestanden aus falschen Mauerdurchbrüchen und angedeuteten Löchern aus imitiertem Mauerwerk, von grässlichen Theaterlampen aus den 30er-Jahren angestrahlt.
    Orgelmusik quälte sich aus Lautsprechern, die Cruz nicht sehen konnte. Etwas Klassisches, beinahe Liturgisches.
    Bauhaus ignorierte die Anrufe und Nachrichtennotizen und kramte auf der Suche nach Bier in der Küche herum. Die Küchenzeile wurde durch einen Tresen abgesetzt, der ebenfalls L-förmig war, mit einer Onyxplatte, Lederstühlen und eine Sturmlampe aus Messing an jeder Seite.
    Die Tischplatte der Essecke bestand aus fünf Zentimeter dickem Glas. Darauf lagen mindestens ein Dutzend Schachteln von einem chinesischen Bringdienst und ein paar Pizza-Kartons. Der Geruch des Essens ließ ihn fast schwindeln.
    Eine der hinteren Türen fiel klickend zu, und eine Frau kam heraus und stiebitzte eine Pepperoni von einer noch dampfenden Pizza. Sie war nicht wirklich nackt. Sie trug ein Etwas aus Gaze, das keinerlei Funktion zu haben schien. Einem Science-Fiction-Film hätte es ein wenig Exotik verleihen können. Es gehörte zu einer anderen Welt. Im Gegenlicht der Esszimmerfenster hatten ihre Umrisse einen Blauton. Sie hatte einen festen, wohlgeformten Arsch, klasse Beine und Brüste wie zwei Vanilleeiskugeln mit halbierten Kirschen auf der Spitze. Sie war nicht viel größer als einsfünfzig und schien Cruz überhaupt nicht wahrzunehmen. Sie posierte vor dem Fenster und knabberte an einem Stück Pizza. Sie ließ den Rand übrig. Ihr blondes Haar fiel ungebändigt und seidenglatt bis auf den perfekten Po hinunter. Cruz versuchte sich vorzustellen, wie Bauhaus sie vögelte. Ein Walross bei der Vergewaltigung eines Spatzes.
    »Eine meiner Privatsekretärinnen«, sagte Bauhaus überflüssigerweise. Sein Ton ließ keinen Zweifel daran, dass er meinte: ›Mein Besitz, doof wie Brot.‹
    Cruz kannte die Tour. Die Frau war dazu bestimmt, Spielzeug zu sein. Falls sie überhaupt eine Frau war. Cruz zweifelte an ihrer Volljährigkeit. Bestimmt würde Bauhaus sich mit diesem Nymphchen nicht in der Öffentlichkeit zeigen. Dazu war dann wahrscheinlich eine ihrer älteren Kolleginnen da. Zum Ausgleich dafür konnten sie sich mehr Schnee durch die Nase pfeifen, als der Weihnachtsmann in seinem ganzen Leben zu sehen bekommen hatte. Niemand zwang solche Leute dazu, sexistische Karikaturen zu sein.
    Er dachte wieder an Chiquita.
    »Hey Chari, deck doch bitte hier drüben für uns.«
    Cruz zählte sieben Barhocker und sah, dass in den Sturmlampen elektrisches Feuer flackerte. Das eine Ende der Bar war ledergepolstert und ging in schwarzes Teakholz über. Den Fenstern gegenüber befand sich ein Kamin mit glasierten Fliesen, in dem man problemlos einen VW-Käfer am Spieß grillen konnte. Verborgene Lüftungsklappen verteilten die Hitze knisternder Holzscheite. Gardinen durchbrachen den glatten, gleichmäßigen Fluss des Fensterglases wie seidige Säulen. Die abziehende Hitze ließ sie hypnotisch vor und zurück driften.
    Cruz arbeitete sich durch Schälchen mit gut gewürzten gebratenen Auberginen und siedend heißem Hähnchen in Senfsoße. Bauhaus kam zu ihm herüber und reichte ihm eine Flasche Grolsch. »Na … wie gefällt dir die Hütte?«
    Cruz’ Augen

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