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Der Schacht

Der Schacht

Titel: Der Schacht Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: David J. Schow
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Lösungsmittelgestank schwer in der Luft. Jonathan hatte schon in genügend billigen Buden gehaust, um miserable Malerarbeiten als die Regel akzeptiert zu haben, aber wen sollte diese idiotische Tünche täuschen?
    Dieser ganze Umzug hatte einen trübseligen und unausweichlichen Beigeschmack. Er fühlte sich irgendwie doch von Bash verstoßen, der genug eigene Probleme hatte. Jonathan wusste genau, auf welchen Namen die hörten. Bash hatte ihm unbeholfen versprochen, dass diese ganze dämliche Beziehung in ein paar Wochen Schnee von gestern sein würde. Zwei Monate maximal. Die Aussicht war nicht gerade berauschend.
    Währenddessen musste das Leben bei Rapid O’Graphics weitergehen. Die Situation bei Bash zu Hause war jetzt so weit eskaliert, dass Jonathan vorher anrufen musste, wenn er den Wagen zurückbringen wollte, sogar um diese Zeit noch. Camela würde den Hörer nicht abnehmen, das wusste er. Bash würde vor der Haustür warten und ihn in die Garrison Street zurückfahren. Auf die Art mussten Jonathan und Camela sich nicht länger dumpf anschweigen. Bash würde sich wieder entschuldigen. Das war der Teil, den Jonathan am meisten hasste.
    Es war mitten in der Nacht. Amanda würde um diese Zeit schon schlafen. Jonathan fragte sich verbittert, ob sie allein schlief.
    Aus dem Augenwinkel sah er eine Bewegung im Badezimmer. Er ließ einen angegammelten Gummistopfen in den Abfluss fallen, sobald das Wasser heiß wurde.
    Puh. Seine Füße begannen zu kribbeln.
    Dieser Abschnitt des Badezimmers war toter Raum mit einer türlosen Abstellkammer. Er ließ seine Finger über die Wand gleiten, als er nach draußen sah. Die Härchen auf seinen Armen richteten sich auf, und er spürte plötzlich, dass er nicht allein in der Wohnung war.
    Er sah einen schwarzen Schatten um eine Kiste mit Lexika streichen und verschwinden.
    Es war, wie er jetzt sehen konnte, eine Katze. Sie linste mit ihren goldenen Augen hinter einer Kiste hervor und wartete auf eine Entscheidung. Füttern, fighten oder fliehen. Der Eindringling war keine so große Störung. Da Amanda nicht mehr da war, musste er auch nicht sofort reagieren. Das hier war nicht Puff, der aufdringliche kleine Scheißkerl.
    »Na ja.«
    Die Katze war mager, die Hüftknochen zeichneten sich durch das Fell ab. Abgesehen von einem dezenten weißen Fleck über dem Brustknochen war sie vollkommen schwarz. Die Vordertür stand immer noch offen. Der Klang von Jonathans Stimme ließ sie nicht sofort fliehen.
    »Was machst du denn hier, Fellköpfchen?« Er ging in die Hocke. »Zu wem gehörst du denn?«
    Katzen gehören niemandem.
    »Entschuldigung, du hast recht – Katzen gehören niemandem.« Er sah zu, wie der Schwanz träge zuckte. Keine Anzeichen von Angst. Das wurde langsam lustig.
    »Ich vermute, dir liegt nichts an einer kleinen Mitternachtsmahlzeit? Etwas, nach dem die meisten Katzen betteln würden?«
    Sieh mal genau hin. Sehe ich aus wie Morris oder Garfield oder irgendeine andere von diesen überfütterten Comic-Katzen?
    »Hast ja recht.« Der größte Teil von Jonathans Lebensmittelvorräten war in der letzten Fuhre, der, die er noch holen musste. Er hatte noch ein wenig Frühstücksfleisch und ein paar Aufbackbrötchen, die schon im Kühlschrank lagen. Eine Scheibe Truthahnbraten konnte er schon entbehren. Jonathan rückte näher heran und ging in die Hocke, um sie anzubieten. »Probier das hier mal. Na komm …«
    Die Katze war erstaunlich zutraulich. Sie tapperte durch das Zimmer, und nach einem oberflächlichen Schnuppern fraß sie.
    Ich vermute mal, dass du jetzt erwartest, dass ich mich an dir reibe oder schnurre oder irgend so eine glubschäugige Aktion starte, um dir zu beweisen, dass du trotz allem gar kein so übler Bursche bist, richtig? Gott, bist du fertig.
    »Willkommen an Bord.« Jonathan zuckte mit den Achseln. »Wäre es zu viel verlangt, wenn du hierbleibst und auf meine Sachen achtest, während ich den Rest hochhole?«
    Vergiss es.
    »Meinen allerherzlichsten Dank.« Es war besser, es sich mit den Einheimischen nicht zu verderben. »Na komm … rein oder raus?« Die Türen mussten jedenfalls verschlossen sein.
    Er puhlte sich die eiskalten, nassen Socken von den Füßen und hielt beide Füße abwechselnd in das warme Wasser, bis schmerzvoll die Blutzirkulation wieder in Gang kam. Dann zog er ein Paar neue Strümpfe an, zwängte sich wieder in seine nassen Schuhe, zog den Parka zu und wühlte nach Bashs Autoschlüsseln.
    In der Luftschleuse blieb die Katze

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