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Der Schacht

Der Schacht

Titel: Der Schacht Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: David J. Schow
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ein zwei Jahre altes Kondom kleben würde. Jetzt war die Zeit, wo die ersten Gäste des Abends Randale anfangen würden, nachdem sie den schlimmsten Kater ausgeschlafen hatten und ein bisschen Bewegung brauchten, um wieder warm zu werden, oder vielleicht auch, um ein wenig mehr Appetit auf das reichhaltige Frühstück im Oakwood-Knast zu bekommen.
    Cruz tat, als würde er schlafen. Das gab ihm ein paar Sekunden mehr, in denen er sich vorbereiten konnte.
    Der Mann hatte seine zusammengerafften Bettlaken mitgenommen. Eine der Decken hing ihm über die Schultern wie ein Schal, den er vorne verknotet hatte. Er war groß und schwer, aber auf die fleischige, langsame Art eines Grizzlys. Ein Stiernacken wie der Arsch eines Panzers, hervorquellende Adern, die sich bemühten, damit Nase und Gesicht noch röter leuchteten. Die Gesichtszüge waren zernarbt und sonnenverbrannt, mit tiefen Furchen, einer irischen Säufernase mit lauter geplatzten Kapillargefäßen. Die Augen sahen in einem hirnlosen Blau voll Hass auf die Welt hinaus, einem Hass gegen alle Logik, der billigen Wut der Dummen und Debilen.
    »Ich red mit dir, Hackfresse.«
    Eine der Arschmaden irgendwo in der Zelle – ein Kumpel oder ein früheres Opfer – lachte. Cruz ließ seine Aufmerksamkeit nicht von der gefährlichen Kreatur vor sich ablenken. Er blickte langsam nach oben, bis sich ihre Blicke kreuzten. In diesen Augen fand er keine Besonnenheit, keine Gnade, gar nichts.
    »Was zum Teufel hast du also hier verloren, unter all den Männern?«
    Er war jetzt bereit. »Ich hab jemandem die Eier abgeschnitten, so einer großkotzigen Scheißhausfliege wie dir.«
    Als sich der größere Mann herunterbeugte, um diesen mickrigen Rotzklumpen vom Boden aufzuklauben und auf die Beine zu stellen, damit er ihn seine Faust schmecken lassen konnte, griff Cruz nach hinten, klammerte sich an den vertikalen Gitterstäben fest und rammte einen fast empfindungslosen Fuß in die Weichteile, die fast direkt über ihm aufragten. Er rollte sich ab. Seinem Gegner ging die Luft aus, und er klappte zusammen, wobei er mit seiner affenähnlichen Stirnplatte gegen die Gitterstäbe knallte. Es dröhnte, als habe jemand gegen Heizungsrohre gehämmert.
    Cruz kam auf die Füße, wacklig, aber er hatte sich früh genug gefangen, um den Mann zweimal hart in die ungedeckten Nieren zu treffen. Sie waren mit einer dicken Fettschicht umgeben und gepolstert, aber der Typ grunzte und ging in die Knie. Er hielt sich jetzt an den Gitterstäben fest, um nicht ganz umzufallen. Die Schule der Straße hatte Cruz gelehrt, schnell und hart zuzuschlagen, damit die Schläge auch saßen. Da ihm die Größe und Stärke seines Gegners fehlte, musste er das durch Schnelligkeit und Gemeinheit wettmachen.
    Auf den klobigen Körper dieses Monsters einzuschlagen, würde ihm nicht einmal als Fitnesstraining angerechnet. Cruz musste ihn komplett fertigmachen, und er musste das sofort tun, oder er wäre geliefert, sobald Moby Dickwanst wieder nach Luft schnaufen konnte.
    Die Zelle war schnell aufgewacht. Cruz wirbelte herum, um dem großen Kerl ins Gesicht zu treten, solange der immer noch wimmernd am Boden lag, eine Hand über seinen gequetschten Hoden. Arschmaden begannen, ihre Favoriten anzufeuern. Noch zehn Sekunden, und die Bullen würden aufmerksam werden und mit erhobenen Schlagstöcken hereinstürmen.
    Cruz hoffte, sie würden nicht nur auftauchen, um Wetten abzuschließen. Er atmete heftig, als er seinen Fuß hob. Das war die Revanche für die Ärgernisse des ganzen Tages.
    Der Wichser in der Ecke keuchte und kam, wobei er schweinische Laute von sich gab.
    Cruz fiel auf seinen Hintern, bevor ihm überhaupt klar wurde, was passiert war. Wie Wasser in einer Pfanne heißen Öls. Er hatte kein Gefühl mehr in seinen Beinen, bis die Krämpfe einsetzten.
    Er versuchte sich abzurollen, aber er merkte, wie seine lebenswichtigen Sekunden verrannen. Er klammerte sich an die Toilette und schaffte es, ein Bein unter sich zu bekommen.
    Der Schwung riss ihn hoch, als sein Gegner ihm aufhalf. Cruz wurde an seinem Hemd nach hinten gerissen, und das Nächste, was er sah, war eine Faust von der Größe eines Ambosses mit Knöcheln wie Stahlnieten, die auf ihn zukam.
    Der Faustschlag hämmerte voll in Cruz Magen und entfachte einen fürchterlichen Schmerz. Seine Brust implodierte um die Faust. Er hatte den Eindruck, als könne er fühlen, wie sich seine Eingeweide über die Zellenwände verteilten.
    Cruz ging zu Boden und wurde

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