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Der Schaedelschmied

Der Schaedelschmied

Titel: Der Schaedelschmied Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jens Lossau , Jens Schumacher
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reibungslosen Zusammenarbeit zwischen dem Amt für Belüftungstechnik und uns«, freute sich Everard und goss sich Kaffee nach. »Böse Zungen könnten auf die Idee kommen, ich hätte diesen kleinen Ausfall absichtlich herbeigeführt, um mit unserer Effektivität zu protzen.« Er zwinkerte Hippolit verschwörerisch zu. »Aber nun zu uns, mein Bester. Sie sind fraglos nicht nur gekommen, um sich unsere Kontrollapparaturen anzuschauen?«
    »Nicht nur, nein.« Hippolit versuchte, das zarte Pochen in seiner Schläfe zu ignorieren. Die joviale Art seines Gegenübers zerrte an seinen Nerven. »Eigentlich bin ich hier, weil ich mich mit Ihnen über den Mord an Schürfminister Borkudd unterhalten wollte.«
    Everard starrte über den Band seiner Tasse hinweg sinnend in die Ferne. »Ja, der alte Borkudd. Sein Tod ist ein herber Verlust für diese Stadt.«
    »Sie kannten ihn?«
    »Flüchtig. Wir begegneten uns alle paar Zenite bei irgendeinem offiziellen Anlass. Hatten aber nie viel miteinander zu tun, dazu lagen unsere Tätigkeitsfelder zu weit auseinander. Unter Tage kommt nicht viel Thaumaturgie zum Einsatz. Zudem war Borkudd ein Schreibtischtäter, verließ kaum das Ministerium. Wenn ich in den vergangenen zehn Jahren ein Dutzend Sätze mit ihm gewechselt haben sollte, wäre das viel.« Everard goss sich einen Schwall kochend heißen Kaffees in den Schlund und fixierte Hippolit mit gehobenen Brauen. »Habe ich recht gehört?
    Sagten Sie eben Mord? Nach allem, was ich gehört habe, geht man derzeit davon aus, dass er sich selbst …«
    »Was wissen Sie über die näheren Umstände seines Todes?«
    Bedächtig stellte der oberste Thaumaturg seine Tasse ab. »Nur, was Polizeipräsident Wymmler verlauten ließ: Borkudd wurde leblos in seinem Büro gefunden, die einzige Zugangstür von innen verschlossen.« Er sah Hippolit neugierig an. »Das wäre für einen potenziellen Mörder eher knifflig zu bewerkstelligen, oder?« Er beugte sich nach vorn und sagte mit gedämpfter Stimme: »Ich will Ihnen eins nicht verschweigen, mein Bester: Auch wenn unsere Regierung natürlich nicht damit hausieren geht, haben wir hier unter Tage noch immer eine beachtliche Suizidrate, Lynnert-Leuchten hin oder her. Erst letzte Nacht habe ich einen meiner tüchtigsten Mitarbeiter verloren, Meister Ruperth. Es steht mir nicht zu, Mutmaßungen darüber anzustellen, dennoch bin ich der Überzeugung, dass Ruperth, hätte er in den letzten Jahren regelmäßig Sonnenlicht abbekommen, nicht gleich einen halben Liter Larkusbeerensaft geschluckt hätte, nur weil seine Frau in seiner Abwesenheit mit ihrem Nachbarn …«
    »Minister Borkudds Schädel war perforiert von knapp drei Dutzend Stahlnägeln«, unterbrach ihn Hippolit kühl. »Potenzielle Depression hin oder her, für mich sieht das nicht nach einem typischen Selbstmord aus. Oder sind Sie da anderer Ansicht?«
    Meister Everard starrte ihn mit großen Augen an. Der Ausdruck in seinem Gesicht war schwer zu interpretieren, er mochte Bestürzung, Ekel oder auch Neugier widerspiegeln. »Nägel? In seinem Kopp Davon hat Präsident Wymmler nichts …«
    »Eine Signaturprüfung an Borkudds Leichnam hat ergeben, dass bei der Tat Thaumaturgie angewendet wurde.«
    Everard lehnte sich zurück, erleichtert, wie es schien. »Diesem Umstand habe ich also die Ehre Ihres Besuchs zu verdanken, mein Bester?«
    Hippolit nahm einen Schluck von seinem Kaffee, der noch immer verteufelt heiß war. »Wir müssen jeder Spur nachgehen. Und da versierte Personen in Barlyn recht selten sind …«
    Der Zwerg hob abwehrend die Hände. »Schon gut, kein Wort mehr. Sie tun nur Ihre Pflicht, mein Bester. Und um Ihnen und mir Unannehmlichkeiten im weiteren Verlauf dieses Gesprächs zu ersparen: An dem Abend, da das Unglück passierte, befand ich mich bis weit nach Mitternacht im Haus von Meister Alprecht, des Beraters unseres gütigen Lordprotektors. Er ist ein alter Freund und lädt alle vier Zenite ein paar Genossen aus Jugendtagen zu Kartenspiel und Drollychgenuss ein. Sämtliche seiner Gäste können meine Anwesenheit dort bis weit nach Mitternacht bezeugen.«
    Hippolit nickte und machte sich eine gedankliche Notiz. »Lassen Sie uns über Ihre neun Mitarbeiter sprechen …«
    »Acht.«
    »Wie bitte?«
    »Der Zehnerrat besteht seit letzter Nacht nur noch aus neun Personen, mich selbst eingeschlossen. Der tragische Ausfall Meister Ruperths, Sie erinnern sich?«
    »Quintessenziell. Die übrigen acht sind ebenfalls ausgebildete

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