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Der Schaedelschmied

Der Schaedelschmied

Titel: Der Schaedelschmied Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jens Lossau , Jens Schumacher
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hier herum. Und gehört habe ich bis auf Ihr Keuchen und Fluchen auch nichts.« Er schenkte Jorge ein Lächeln, dessen Überheblichkeit aufgrund seiner Erschöpfung nur zu erahnen war. »Schauen Sie, ich fühle mich hier unten auch nicht besonders wohl und …«
    »Damit hat das nichts tun«, schrie Jorge, der sich ertappt fühlte. »Wir haben einen Auftrag auszuführen, und ein altes Trollsprichwort lautet: Ein nicht ausgeführter Auftrag ist kein Auftrag, den man ausgeführt hat!«
    »Aber es bringt doch nichts, wenn wir einer närrischen Wahnvorstellung hinterherjagen. Sie haben gehört, was Herr Hinreitz gesagt hat: Einer der Zeugen – falls man die beiden überhaupt so bezeichnen kann – ist schwachsinnig, der andere ein Drückeberger und Schwätzer. Einer von der leichtgläubigen Sorte.«
    Jorge hob an, um etwas zu erwidern. Er öffnete den Mund, schloss ihn wieder. Blaak, vielleicht hatte Glaxiko recht! Er gab es nicht gerne zu, aber ja, dieser Schnösel in seiner weibischen Uniform hatte recht.
    »Meinetwegen. Wenn du das denkst, Glax. Ich bin zwar überhaupt nicht deiner Meinung …« Jorge schnüffelte. Es roch nach Stein und Brackwasser und zu wenig atembarer Luft. »… aber wenn du unbedingt darauf bestehst, gehen wir eben zurück. Ich habe mich auf meine heiße Fährte konzentriert. Dir oblag es, dir den Weg zu merken, was du natürlich getan hast.«
    »Ich …«
    »Sehr gut, Glax! Führe uns hinaus aus diesem blaakverdammten Stollenlabyrinth. Ich weiß, das kannst du.«
    Aber General Glaxiko konnte nicht.
    Mehrere Stunden später – zumindest kam es Jorge so vor – torkelten sie noch immer hintereinander her durch Stollengänge, die sich in nichts von den bisherigen unterschieden.
    »Blaak!« Jorges Stimme erzeugte kein Echo. Die Steinwände schienen den Schall einfach zu schlucken. »Warum ist hier bloß nichts, woran man sich orientieren kann? Und wieso gibt es hier keine Zwerge, die einem den Weg weisen? Ich dachte, Arbeit wäre ihr Leben. Wieso arbeitet hier keiner, bei Batardos?« Es war eine ehrlich gemeinte Frage, und er hoffte inständig, dass Glaxiko das nervöse Zittern in seiner Stimme nicht auffiele. Verdammt, er sollte wirklich zu einem Seelenheiler gehen, sobald er wieder daheim war. Auf Dauer war das ein unhaltbarer Zustand.
    Glaxiko sah ebenfalls alles andere als glücklich aus. Sein Gesicht glänzte vor Schweiß, die Uniform klebte ihm am Leib wie eine zweite Haut. »Ich kenne mich mit Zwergenstollen nicht aus. Wessen dämliche Idee war es denn, ohne einen Plan oder wenigstens den gütigen Herrn Hinreitz loszurennen, nur um davon abzulenken, dass er sich im Fahrstuhl fast in die Hosen gemacht hat?« Offenbar war Glaxiko zu dumm, Angst zu empfinden, er erging sich lieber in offener Feindseligkeit. »Meine war es jedenfalls nicht, und ich würde …«
    »Noch ein Wort, Glax, und ich breche dir beide Beine.« Jorge meinte es ernst, aber der General kapierte es nicht.
    »Vielen Dank, ehrenwerter Agent des allmächtigen IAIT! Ihretwegen werden wir beide in den Tiefen dieses verdammten Höllenpfuhls enden, und irgendwann wird ein Zwergenarchäologe unsere versteinerten Knochen finden und …«
    »… von denen zwei Oberschenkel in der Mitte sauber entzweigebrochen sind, Bursche! Du hältst jetzt besser die Backen.«
    Zu Jorges Stress gesellte sich Erschöpfung. Eigentlich hielt er sich für konstitutionell recht robust, aber die schlechte Luft machte ihm zu schaffen.
    Keine Panik, versuchte er sich zu beruhigen. Wenn du nicht zurückkommst, wird M.H. nach dir suchen. Er wird ganz Barlyn zusammentrommeln und die Wichte zwingen, eine Rettungsexpedition auf die Beine zu stellen. Früher oder später wird man dich finden. Du kannst hier nicht verloren gehen.
    Aber die Blamage wäre unerträglich! Er musterte seine mechanisch-thaumaturgische Prothese, ballte sie zur Faust. Instinktiv musste er an den Fall denken, in dessen Verlauf er seine Hand eingebüßt hatte. Er war unter Tausenden Tonnen Menschenknochen verschüttet worden, nachdem er sich aus Angst vor einem Monstrum, das er nicht einmal gesehen hatte, fast in die Hosen geschissen hatte. Das würde ihm nie wieder passieren! Er konnte sich schließlich nicht dauernd von M.H. retten lassen, wie sah das denn aus? Wenn das so weiterging, würde M.H. ihm eines Tages – er mochte gar nicht daran denken – einen unbefristeten »Sonderurlaub« nahelegen. Das wäre das letzte, untrügliche Zeichen, dass er Jorges Fähigkeiten nicht mehr

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