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Der Schaedelschmied

Der Schaedelschmied

Titel: Der Schaedelschmied Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jens Lossau , Jens Schumacher
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Drang, sie abzuschütteln.
    »Ich habe soeben per Wortwurf alle relevanten Daten der Störung an Graf Heitrych gesandt, den Obersten Administrator des Amts für Belüftungstechnik«, verkündete der Oberthaumaturg. »Vom Hauptstellwerk in der Fünften hat er Zugriff auf sämtliche mechanischen Komponenten.« Everards Blick glitt versonnen in die Ferne. »Der Mann ist phänomenal, eine wandelnde Maschine. Sie sollten ihn kennenlernen! Wenn ich ihm sage: ›In der Achtzehnten, Apartment 2765, hinterer Aufenthaltsraum links, fließt die verbrauchte Luft nicht korrekt ab‹, legt er, ohne lange nachzudenken, einen Hebel um, dreht an einem Rädchen -und die Position der entsprechenden Lüftungsklappe ist reguliert, der Luftstrom fließt wieder exakt dorthin, wohin er soll! Unsere Zusammenarbeit funktioniert exzellent, ganz und gar reibungslos …« Everards abwesender Blick klärte sich, und er schenkte Hippolit ein gewinnendes Lächeln. »Thaumaturgische Intervention wäre nur angebracht, wenn es zu einer Fehlfunktion im Bereich der Versorgungsaufzüge käme. Unsere großen Lastenhubsysteme arbeiten mechanisch, die kleineren werden aus Platzgründen mit Thaumaturgie betrieben. Wir verwenden dafür allerdings keine Levitationsformeln, wie ein Unberufener glauben könnte, sondern eine von mir persönlich abgewandelte Variante des Beschleunigers. Diese Technik ist bedeutend weniger anfällig und höchst ökonomisch, was die Energiebilanz betrifft. Ich muss es wissen, schließlich habe ich viele Jahre über diese Technik geforscht.«
    Hippolit musterte den Zwerg skeptisch. Der Beschleuniger wurde gemeinhin als Angriffs- oder Verteidigungsmaßnahme verwendet. Mit ihm ließen sich unbelebte Objekte – Projektile, Bleischrot oder auch ein simpler Kieselstein – binnen eines Sekundenbruchteils auf hohe Endgeschwindigkeit bringen. Nicht selten wurde die Formel vorab über ein mit Bleikugeln gefülltes Stahlrohr oder etwas Vergleichbares gewirkt; ein einzelnes Wort vermochte den Spruch dann bei Bedarf zu aktivieren und die Geschosse abzufeuern. Falls es Everard tatsächlich gelungen war, eine kontrollierte Variante des Beschleunigers zu entwickeln, die zeitgleich Tausende Aufzüge zu bewegen vermochte, wäre dies ein Beleg für seine beträchtlichen thaumaturgischen Fähigkeiten.
    »Faszinierend.« Zähneknirschend warf Hippolit einen letzten Blick zu dem leuchtenden Alarmsymbol hinauf.
    Everard schob ihn fröhlich zurück in Richtung Schreibtisch. »Keine Sorge, mein Bester: Just in dieser Sekunde ist Graf Heitrych im Stellwerk dabei, die Störung zu beseitigen. Sollte sich das nicht von dort erledigen lassen, hat er im Handumdrehen einen Wartungstrupp ausgesandt. Sie werden schon sehen.« Mit sanfter Bestimmtheit drückte er Hippolit in den Besucherstuhl, umrundete den Schreibtisch und kehrte zu seiner eigenen Sitzgelegenheit zurück. In diesem Moment öffnete sich die Tür, und die grauhaarige Zwergin trat ein, ein Tablett mit einer dampfenden Steingutkanne und zwei Tassen in Händen.
    »Danke, Meldreth! Ach, richten Sie bitte Meister Ranulph aus, dass ich zu unserem Termin etwas später erscheinen werde. Ich habe hohen Besuch.« Er wies mit einer übertrieben unterwürfigen Geste auf Hippolit.
    »Meister Ranulph«, murmelte Meldreth und schlurfte zurück zur Tür. »Später. Besuch.«
    »Ein wahrer Engel!« Meister Everard goss beide Tassen bis zum Rand voll und reichte Hippolit eine.
    Der Kaffee war kochend heiß und extrem stark. Milch, Zucker oder Honig gab es nicht. Während Hippolit seine Tasse mit spitzen Fingern festhielt und behutsam hineinblies, trank Everard mit großen Schlucken. »Ahhh«, stöhnte er, »Thellws Stolz! Das Beste, was unsere Plantagen zu bieten haben.«
    Bevor Hippolit sich erkundigen konnte, wo die Zwerge ihren Kaffee anbauten – oder woraus genau sie ihn herstellten –, schoss Everards Ann wieder in die Höhe.
    »Schauen Sie!« Über Hippolits Schulter hinweg deutete er auf den riesigen Glasschirm. »Wie ich gesagt habe: Der Fehler ist behoben. Wahrscheinlich war lediglich eine Stellklappe verklemmt.«
    Tatsächlich trug die leuchtende Markierung auf der vorderen Glasscheibe jetzt eine grüne Färbung und verblasste zusehends. Kurz darauf war die betreffende Stelle wieder transparent und erlaubte den ungetrübten Blick auf die dahinterliegende Darstellung des Knotenpunktes. Schon glitten von Neuem grüne und gelbe Lichtreflexe darüber hinweg.
    »Eine vortreffliche Demonstration der

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