Der Schädelschrank
war.
Tot – Samson war tot!
Der Trödler schüttelte den Kopf. Er konnte es noch immer nicht fassen und wollte auch nicht mehr in das flache unbewegliche Gesicht schauen. Am meisten störte ihn der Ausdruck der Augen, die er zudrückte. Mehr konnte er für Samson Quirl nicht mehr tun.
Jetzt steckte er in der Klemme. Man hatte ihm geraten, den Schrank zu behalten. Er hatte es nicht tun wollen und war mit dem Beil losgegangen, um das Möbelstück zu zerhacken, ebenso wie die verdammten Schädel.
Doch das war vorbei!
Die andere Seite hatte gewonnen, und sie hatte ihm gezeigt, wie brutal Sieger sein können. Young wusste nicht, wie es weitergehen sollte. Diese Nacht war noch nicht vorbei. Bisher hatte sie sich als schrecklich erwiesen, und genau das machte ihn so fertig. Er fragte sich, wie es weitergehen sollte und welche Hölle als Nächstes ihre Tore öffnen würde. Und er wollte auch wissen, wer dieser geheimnisvolle Schrankverkäufer in Wirklichkeit war. Er sah aus wie ein Mensch, aber war er das wirklich? Steckte nicht etwas Grausames und Böses in ihm, sodass er dem Trödler vorkam wie ein Werkzeug des Teufels.
An den und ebenfalls an die Hölle hatte er nie so recht glauben können. Nun dachte er schon daran, seine Meinung zu ändern. Mit diesen trüben Gedanken beschäftigt schlich er durch den Flur zu seinem Wohnraum. Sein Blick fiel auf das Beil, das er hier zurückgelassen hatte.
Es hatte ihm nichts gebracht. Die andere Seite war schneller gewesen und hatte gnadenlos zugeschlagen.
Er schaute sich im Zimmer um und blieb noch zögernd in der Nähe der Tür stehen, weil er einfach das Gefühl hatte, nicht mehr allein im Raum zu sein.
Es war keine Täuschung gewesen. Er hatte wieder Besuch bekommen, denn aus einer recht schattigen Ecke drang eine Stimme, die ihn zusammenzucken ließ. »Na, hast du ihn gefunden?«
***
Phil Young wollte schreien. Er war drauf und dran, sich auf diese Gestalt zu stürzen.
Stattdessen drehte er den Kopf nach links. Er zwinkerte, um den Mann erkennen zu können, der ihn angesprochen hatte. Sein Besucher nutzte den Schatten aus, er stand dort mehr wie eine bleiche Gestalt, auch wenn die Kleidung dunkel war. Da wirkte er wie jemand, der aus einer Gruft geklettert war, in der er lange Zeit gelegen hatte.
»Ja, ich habe ihn gefunden«, sagte Young und wunderte sich, wie ruhig sein Tonfall war.
»Und?«
»Er ist tot!«
»Ja, er ist tot«, sagte die Gestalt. »Das musste so sein. Ich habe ihn umgebracht, um dir zu zeigen, wem du zu gehorchen hast. Dir könnte das gleiche Schicksal passieren, und es liegt einzig und allein in deiner Hand, ob du am Leben bleibst oder nicht.«
Der Trödler hatte alles sehr gut verstanden, und er hielt mit seiner Frage nicht hinter dem Berg. »Was willst du von mir?«
»Nicht viel. Du sollst einfach nur den Schrank behalten und nie mehr daran denken, ihn zu zerstören, weil sein Inhalt einfach zu wertvoll ist, wenn du verstehst.«
»Kann sein. Aber...«
»Kein Aber. Du musst dich jetzt entscheiden. Für den Schrank oder dagegen. Für das Leben oder für den Tod.«
Das war kein Bluff. Da passte eins zum anderen.
»Wer bist du?«, stieß Young hervor.
»Amos Burke...«
»Bitte wer?«
»Der Henker. Derjenige, der dafür gesorgt hat, dass es so viele Köpfe gibt. Ich habe die Menschen im Auftrag des Inquisitors geköpft, und er hat die Köpfe in einem Schrank gesammelt, nachdem sie zu Totenschädeln geworden waren.«
»Aber das ist doch lange vorbei.«
»Ich weiß.«
»Du müsstest tot sein!«
»Das weiß ich ebenfalls.«
»Aber du bist es nicht.«
Amos Burke lachte nur. Er ließ den Frager damit im Unklaren, dem allmählich klar wurde, dass es keinen anderen Ausweg für ihn gab. Er musste einfach zustimmen.
»Warum bist du nicht tot?«
Burke lachte erneut. »Weil mich die Hölle nicht haben wollte, ganz einfach. Oder vielleicht wollte sie auch etwas Besonderes mit mir machen, das kann auch sein.«
»Hat sie das denn?«
»Ja, das hat sie!«
Diese Antwort ließ den Trödler zusammenzucken. Sie war von einer neuen Stimme gegeben worden, aber er hatte keine zweite Person in seinem Zimmer gesehen.
Wieder rann es eisig seinen Rücken hinab. Auch die Umgebung in seiner Nähe schien sämtliche Wärme verloren zu haben. Er war mit etwas konfrontiert worden, das nicht in die menschliche Logik hineinpasste und nicht zu begreifen war.
»Bitte, ich...«
Aus dem dunklen Grau erklang ein Lachen. Danach die Frage. »Was wolltest du sagen,
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