Der Schädelschrank
freute sich darüber, dass die Fenster dunkel waren. Durch eine schmale Hintertür betrat er sein Haus, in dem er jetzt allein wohnte.
Er wunderte sich darüber, dass er keine Gewissensbisse hatte. Er hatte seinen toten Helfer begraben, als wäre es ein fremder Hund gewesen.
Das Leben und dessen Umstände prägten einen Menschen, das hatte er bei sich selbst erlebt.
Die letzten Stunden hatte er als Wechselbad aus Schweißausbrüchen und kalter klebriger Haut erlebt, sodass er froh war, dass er endlich die Zeit fand, sich zu waschen.
Nackt betrat er das schmale Bad. Die Dusche konnte nicht als besonders anspruchsvoll angesehen werden. Heißes Wasser gab es um diese Zeit auch nicht.
Aber er war froh, dass er den Schweiß wegbekam und sich so wohler fühlen konnte. Abgetrocknet, zog er sich Shorts an und streifte ein T-Shirt über seinen Oberkörper. Das lange Haar hatte er durchgekämmt, aber es umhing noch feucht seinen Kopf.
Noch immer innerlich angespannt legte er sich ins Bett. Er wusste, dass ein neues Kapitel im Buch seines Lebens aufgeschlagen war, und er hoffte, es zu überleben.
Schlaf fand er nicht. Young hatte nicht auf die Uhr geschaut, doch irgendwann senkten sich wie von selbst seine Lider, und er sackte förmlich weg.
Aus, vorbei.
Der Schlaf brachte ihm den Traum, und der konnte ihm nicht gefallen. Er sah sich selbst in seinem Bett liegen, aber er sah noch mehr, denn durch die offene Tür des Schlafzimmers drängten die feinstofflichen Gestalten in den Raum.
Sie besaßen keine Köpfe mehr, aber sie waren sehr unzufrieden und flüsterten im Chor.
»Unsere Köpfe... wir wollen unsere Köpfe zurück...«
Immer und immer wieder. So lange, bis der Trödler schreiend erwachte. Er setzte sich mit offenen Augen im Bett auf, schaute sich um und bekam keine Geister zu Gesicht.
Etwas jedoch machte ihn stutzig.
In seinem Zimmer war es kalt, sehr kalt. Und diese Kälte stammte nicht von draußen...
***
Der Kopf war weg, wir bekamen ihn auch nicht mehr wieder, und wir wollten uns auch nicht weiter darüber ärgern. Für Suko und mich stand ein Besuch bei dem Trödler auf dem Plan, und den wollten wir nicht bis zum Nachmittag verschieben, sondern wir planten, direkt am Morgen und gleich nach dem Frühstück loszufahren.
Damit man sich im Büro keine Gedanken machte, rief ich dort an. Glenda Perkins erwischte ich noch nicht, aber Sir James Powell, unser Chef, meldete sich. »John, so früh?«
»Ja, Sir. Es gibt auch einen Grund.«
»Ich höre.«
Mit wenigen Worten erklärte ich ihm, was wir vorhatten. Ich war es gewohnt, dass er ruhig zuhörte, und das tat er auch jetzt.
Aber er setzte eine Frage nach. »Glauben Sie denn, dass Sie den richtigen Weg eingeschlagen haben, John?«
»Ja. Die Sache mit den Schädeln stinkt gewaltig.«
»Gut, dann machen Sie weiter, und bleiben Sie dran.«
»Darauf können Sie sich verlassen.«
Suko wartete schon. Wir fuhren gemeinsam hinab in die Tiefgarage, und ich sah Suko’s Blicken an, dass er sich auf die Fahrt freute, aber nicht in unserem Rover, sondern im BMW, der ebenfalls hier unten stand.
»Der braucht mal wieder die Sporen, John«, fand er.
»Ich bin dabei.«
Wir wussten nicht genau, wo das Haus des Trödlers lag. Ungefähr zwischen Baum und Borke konnte man sagen. Praktisch auf dem freien Gelände und nicht einem Dorf zugehörig.
Besonders weit mussten wir auch nicht fahren. Nordöstlich von London liegt der kleine Ort Forest Gate, und ihn hatten wir uns als Fixpunkt ausgesucht.
Wir trafen ein, die Fahrt war kein Problem gewesen, aber das Haus des Trödlers entdeckten wir nicht. Es gab auch kein GPS-System, das uns dorthin geführt hätte, und so blieb uns nichts anderes übrig, als zu fragen.
Vor einer kleinen Kirche standen mehrere Menschen. Der Kleidung nach hatten sie eine Beerdigung vor sich.
Einen Mann, der etwas abseits stand und aussah wie ein Gärtner, sprach ich an. »Entschuldigen Sie, wir suchen Phil Young, den Trödler.«
Er winkte ab. »Ach, den...«
»Sie kennen ihn?«
»Ja, der ist bekannt als Einsiedler. Lässt sich im Dorf kaum blicken. Ist auch egal.«
»Den Weg können Sie uns beschreiben?«
Er tat es nicht gern, aber er weigerte sich auch nicht, und damit kamen wir schon mal weiter. Suko war im Wagen sitzen geblieben. Durch das offene Fenster an seiner Seite hatte er unserer Unterhaltung folgen können und alles behalten.
Als ich wieder einstieg, trug man soeben einen schwarzen Sarg aus der Kirche. Wir starteten und
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