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Der Schakal

Der Schakal

Titel: Der Schakal Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Frederick Forsyth
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Wir schulden ihm Dank.« Er verneigte sich leicht vor Lebel, der verlegen dreinblickte.
    »Jetzt aber«, fuhr der Minister fort, »ist die Reihe an uns. Wir wissen seinen Namen, haben seine Personenbeschreibung, und seine Paßnummer sowie seine Nationalität sind uns ebenfalls bekannt. In wenigen Stunden werden wir auch sein Photo haben. Ich bin zuversichtlich, daß wir den Mann mit Hilfe der Ihnen zur Verfügung stehenden Mittel und Kräfte rasch fassen. Schon jetzt ist jeder Polizeibeamte in Paris, jeder CRS-Mann und jeder Detektiv unterrichtet. Noch vor dem Morgengrauen, spätestens aber ab morgen mittag wird der Gesuchte sich nirgendwo mehr verborgen halten können.
    Und nun lassen Sie mich Ihnen nochmals danken, Kommissar Lebel, und Sie von der schweren Bürde befreien, die Ihnen mit dieser Ermittlung auferlegt war. In den kommenden Stunden werden wir nicht mehr auf Ihre unschätzbare Hilfe angewiesen sein. Ihre Arbeit ist getan, und gut getan. Ich danke Ihnen.«
    Erwartete geduldig. Lebel blinzelte rasch ein paarmal und stand auf. Er nickte der Versammlung mächtiger Männer, die über Tausende von Untergebenen und Millionen Francs zu bestimmen hatten, kurz zu. Sie erwiderten seinen Gruß mit einem freundlichen Lächeln. Er wandte sich um und verließ den Raum.
    Zum erstenmal seit zehn Tagen ging Kommissar Lebel zum Schlafen nach Hause. Als er den Schlüssel ins Schloß steckte und von seiner Frau die ersten Vorwürfe zu hören bekam, schlug es Mitternacht, und der 23. August war gekommen.

ZWANZIGSTES KAPITEL
    Eine Stunde vor Mitternacht betrat der Schakal die Bar. Sie war so dunkel, daß er ein paar Sekunden lang weder die Ausmaße noch die Form des Raums abzuschätzen vermochte. Linkerhand erstreckte sich die Theke vor einer erleuchteten Reihe von Spiegeln und Flaschen. Als die Tür sich hinter ihm schloß, starrte ihn der Barmixer mit unverhohlener Neugier an.
    Der Raum war schlauchartig eng und entlang der rechten Wand mit kleinen Tischen ausgestattet. Jenseits der Bar erweiterte er sich zu einem Salon, und dort gab es größere Tische, an denen vier oder sechs Personen Platz finden konnten. Längs der Theke stand eine Anzahl Barhocker. Die meisten Stühle und Barhocker waren von der Stammkundschaft besetzt.
    Die Unterhaltung an den Tischen nahe der Tür war verstummt, während die Gäste den Schakal musterten, und die plötzliche Stille dehnte sich rasch bis in die Tiefe des Raums aus, als den etwas weiter entfernt sitzenden Kunden die Blicke ihrer Begleiter auffielen und sie sich ihrerseits umdrehten, um die athletische Gestalt an der Tür in Augenschein zu nehmen. Ein paar geflüsterte Bemerkungen wurden ausgetauscht, hier und dort war kokettes Kichern und leises Lachen vernehmbar. Der Schakal erspähte einen freien Barhocker und drängte sich zwischen der Theke zur Linken und der Reihe kleiner Tische zur Rechten hindurch, um darauf Platz zu nehmen. Das erregte Getuschel in seinem Rücken entging ihm nicht.
    »Oh, regarde-moi ça! Diese Muskeln! Darüber könnte ich glatt den Verstand verlieren.«
    Der Barmixer eilte vom anderen Ende der Theke herbei, um seine Order entgegenzunehmen und ihn näher betrachten zu können. Seine karminroten Lippen verzogen sich zu einem koketten Lächeln. »Bon soirmonsieur.«
    Hinter dem Schakal wurde mehrstimmiges Prusten und Kichern laut.
    »Donnez-moi un Scotch.«
    Der Barmixer tänzelte entzückt davon. Ein Mann, ein Mann, ein echter Mann! Oh, was für ein tolles Gerangel das heute abend noch geben würde ! Er konnte die petites folles im hinteren Raum der Bar bereits ihre Krallen schärfen sehen. Die meisten warteten auf ihre »festen« Freier, aber einige waren nicht verabredet und daher »noch zu haben«. Dieser neue Junge würde gewiß Furore machen, dachte der Barmixer.
    Der Gast, der unmittelbar neben dem Schakal an der Bar saß, wandte sich ihm zu und betrachtete ihn mit offenkundiger Neugierde. Sein Haar war metallischgolden getönt und wie bei jungen griechischen Göttern auf einem antiken Fries in sorgfältig gedrehten Löckchen in die Stirn gekämmt. Damit jedoch endete die Ähnlichkeit auch schon. Die Augen waren blau untermalt, die Lippen korallenfarben und die Wangen gepudert. Aber das Make-up konnte die scharfen Gesichtsfalten des alternden Lüstlings nicht überdecken, und den Ausdruck nackter Gier in seinen Augen milderte auch die Wimperntusche nicht.
    »Tu m'invites?« fragte er kokett lispelnd.
    Der Schakal schüttelte den Kopf. Achselzuckend wandte

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