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Der Schatten des Chamaeleons

Titel: Der Schatten des Chamaeleons Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Minette Walters Mechtild Sandberg-Ciletti
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begann wieder zu mahlen. »Haut und Knochen - der reinste Heuschreck. Ich habe die in der Schule in Biologie gesehen - nie gemocht.« Wieder flammte Furcht in seinem Blick auf. »Nichts Amy sagen.«
     
    »Was war da Demenz und was Nachwirkung der Beruhigungsmittel?«, fragte Jones draußen die Schwester. »Ist damit zu rechnen, dass er morgen nicht mehr so verwirrt ist?«
    »Das ist schwer zu sagen«, meinte die Frau. »Wir haben ihn langsam zurückgeholt, und er ist jetzt seit drei oder vier Stunden ganz wach - theoretisch dürfte es also keine Nachwirkungen mehr geben.«
    »Ihr Tipp?«
    Sie zog ein Gesicht. »Sie haben ihn eben in Bestform erlebt. Während er mit Ihnen gesprochen hat, war er viel wacher als zu Anfang, nachdem er zu sich gekommen war.« Sie hielt kurz inne. »Wissen Sie, was er als Erstes zu mir gesagt hat: ›Nichts Amy sagen.‹ Und das hat er seitdem öfters wiederholt.«
    »Wissen Sie vielleicht, was Amy nicht erfahren soll?«
    »Nein, mit Sicherheit weiß ich das nicht, aber die Tochter ist ein Drache. Sie macht uns ohne Pause die Hölle heiß - und mit ihm ist sie bestimmt genauso. Ich kann Ihnen allenfalls sagen, was ich vermute...« Sie lächelte. »Aber halten Sie mir nachher nicht vor, dass ich Sie auf eine falsche Fährte gesetzt habe.«
    »Heraus mit der Sprache.«
    »Es gab noch zwei Dinge, die er immer wieder gesagt hat. ›Nicht die Tür aufmachen‹ und ›war ein dummer alter Kerl‹. Meiner Ansicht nach hängen diese drei fixen Ideen zusammen. Ihnen hat er im Wesentlichen ja das Gleiche erzählt. Ich vermute, seine Tochter hat ihm eingebläut, dass er auf keinen Fall Fremde ins Haus lassen soll, und jetzt hat er Angst, weil er ihr
nicht gehorcht hat. Nicht die Tür aufmachen... nichts Amy sagen... war ein dummer alter Kerl.«
    »Und Sie meinen, er spricht von der Person, die ihn überfallen hat?«
    »Keine Ahnung. Kommt drauf an, wie lange er schon Leute ins Haus lässt. Kann sein, dass er schon seit Monaten Blut und Wasser schwitzt aus Angst vor seiner Tochter.«
    »Und wenn die Tochter ihn überzeugen könnte, dass sie ihm nicht böse ist? Würde das helfen?«
    »Damit er zugibt, dass er Fremde ins Haus lässt, meinen Sie? Ich weiß es nicht. Das sollten Sie einen geriatrischen Psychiater fragen.«
    »Ihr Tipp?«, hakte Jones nach.
    »Wahrscheinlich nicht, wenn wirklich die Tochter diejenige ist, vor der er Angst hat. Ich denke, mit einem erfahrenen Therapeuten würden Sie weiterkommen.« Wieder hielt sie inne. »Ist das denn überhaupt wichtig? Er weiß doch ganz genau, wer es getan hat. Er hat Ihnen eine gute Beschreibung geliefert.«
    » Wenn er die Wahrheit gesagt hat. Was er über den Ort des Überfalls gesagt hat, war gelogen.«
    »Doch nur, weil er vor Amy Angst hat.«
    Nachdenklich rieb Jones sich das Kinn. »Ist das bei Demenz normal? Dass jemand ohne Schwierigkeiten zwischen Wahrheit und Lüge hin und her springen kann? Ist dazu nicht vernetztes Denken nötig?«
    »Er schien ziemlich auf Draht zu sein am Anfang«, warf Beale ein. »Hat über die Steuern gewitzelt.«
    Die Schwester schien sich unbehaglich zu fühlen, als fürchtete sie genötigt zu werden, sich zu Dingen zu äußern, für die sie nicht zuständig war. »Sie müssen mit einem Fachmann sprechen«, erklärte sie. »Was ich über Demenz weiß, passt mit Leichtigkeit auf den Rücken einer Zigarettenschachtel.«
    »Das ist immer noch mehr, als wir wissen«, versetzte Jones in scherzendem Ton. »Können Sie uns sagen, warum Sie glauben,
dass einiges von dem, was Mr. Tutting sagte, wahr ist, der Rest aber nicht?«
    »Ich bin mir nicht sicher -« Sie brach ab, um zu überlegen. »Also gut, ich beantworte Ihre erste Frage. Sie wollten wissen, ob ein Dementer bewusst lügen kann - natürlich kann er das. Es hängt davon ab, wie weit die Demenz fortgeschritten ist und ob der Betreffende etwas zu verbergen hat, so wie Mr. Tutting. Es ist die Geschichte von den drei Lebensaltern des Menschen - die schwachen Alten lügen wie die Kinder, wenn sie Angst haben, eine Tracht Prügel zu bekommen.«
    »Und warum sollte das, was Walter Tutting über den Mann mit der Augenklappe gesagt hat, nicht gelogen sein?«
    »Weil er es da nicht nötig hatte zu lügen. Seine Tochter wird nicht mit ihm böse werden, wenn er den Mann beschreibt, der ihn überfallen hat. Bei seiner Angst geht’s darum, dass er jemanden ins Haus gelassen hat, nicht darum, wer dieser Jemand war.« Sie musterte die ausdruckslosen Gesichter. »Ich behaupte ja

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