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Der Schatten des Chamaeleons

Titel: Der Schatten des Chamaeleons Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Minette Walters Mechtild Sandberg-Ciletti
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Charles - umso mehr, wenn das Opfer eine Frau ist und der Mann sie zum Analverkehr gezwungen hat.«
    Beale mischte sich jetzt ein. »Wenn Sie klug sind, beantworten Sie ab jetzt keine Fragen mehr ohne einen Anwalt, Lieutenant.«
    Acland sah ihn so verwirrt an, als hätte er vergessen gehabt, dass sich noch eine Person im Raum befand. »Wie soll ein Anwalt mir helfen? Sie werden immer Jen glauben, ganz gleich, was ich sage.«
    »Was bringt Sie zu dieser Vermutung?«, fragte Jones.
    »Die Polizei ergreift immer für die Frau Partei.«
    Der Superintendent schüttelte den Kopf. »Die Statistiken beweisen das Gegenteil. Nur ein Drittel der Fälle kommt bis in den Gerichtssaal. Die übrigen zwei Drittel werden auf Polizeiebene
eingestellt. Es ist sehr schwierig für eine Frau, eine Vergewaltigung nachzuweisen - besonders wenn nach der Tat Monate vergangen sind.« Er sah Acland nachdenklich an. »Außer natürlich, der Mann bekennt sich zu der Tat.«

25
    Erst als Jackson ihren zweiten Hausbesuch nach dem Zwischenstopp im Crown beendet hatte, ließ sie, um Zeit zu sparen, die Sicherheitsvorschriften sausen und legte ihre Arzttasche nicht in den Kofferraum des BMW, sondern kurzerhand auf den Rücksitz. Als sie die Tür öffnete, fiel ihr sofort der Matchbeutel auf. Was immer darin war, es war nicht umfangreich genug, um ihn zu füllen, und der Beutel lag eingefallen auf der Seite, halb unter den Fahrersitz geklemmt. Jackson erkannte augenblicklich, was sie vor sich hatte und wie es in ihren Wagen gekommen war. Sie erinnerte sich an Aclands lässige Pose, wie er mit der Jacke über der Schulter zum Wagen gekommen war, und erschrak, als sich ihr wie von selbst die Verbindung zu dem Toten in der Themse aufdrängte.
    Im ersten Moment wollte sie nur die Tür zuschlagen und so tun, als hätte sie nichts gesehen. Sie hätte ja auch nichts gesehen, hätte sie nicht beschlossen, ihre Tasche auf den Rücksitz zu legen. Wenn sie jetzt einfach weiter ihre Runde machte, würde nur sie wissen, dass der Beutel dort lag, und das innere Gebot, ihre Arbeit zu tun, war weit stärker als das weniger angenehme Gebot, der Polizeidienststelle Southwark East einen weiteren Besuch abzustatten.
    Doch schon im nächsten Moment obsiegten Neugier und gesunder Menschenverstand, und sie wollte wissen, was in dem Beutel war. Nach dem Fall der Falten zu urteilen, handelte es
sich um einen konischen Gegenstand, und sie hatte keine Lust, eine Stunde damit zuzubringen, einem gelangweilten Polizeibeamten zu erklären, warum der Beutel vielleicht von Bedeutung war …
    ... um dann hören zu müssen, dass sie eine leere Weinflasche bei der Polizei abgegeben hatte.
     
    Immer noch an die Wand gelehnt, zog Acland sich so weit, wie es ging, in die Ecke zurück. »Was hat meine Beziehung mit Jen Morley mit Ihrem Taxifahrer zu tun?«, fragte er Jones.
    »Wer sagt, dass ich von dem Taxifahrer spreche? Am Wochenende des 23. September wurde ein Regierungsbeamter namens Martin Britton getötet.« An Aclands Miene konnte er erkennen, dass er dem Mann nichts Neues sagte. »Er war früher im Verteidigungsministerium tätig gewesen. Vielleicht ist er Ihnen zufällig im Imperial War Museum über den Weg gelaufen.«
    »Nein.«
    Der Superintendent zuckte mit den Schultern. »Sie waren wütend an dem Wochenende. Sie hätten Ihre Wut an jedem Beliebigen auslassen können.«
    »Nein.«
    »An Ms. Morley haben Sie sie ausgelassen.«
    »Sie war diejenige, die wütend war.«
    »Wieso?«
    »Mein Geld hat sie gern genommen, aber was ich mit ihr getan habe, hat ihr nicht gepasst.«
    Jones runzelte die Stirn. »Sie haben sie bezahlt?«
    Acland nickte.
    »Warum mussten Sie sie wie eine Prostituierte behandeln, Charles?«
    »Weil sie eine ist.«
    Jones widersprach nicht. »Und Sie glaubten, mit der Bezahlung hätten Sie ihre Zustimmung gekauft?«
    »So war es ausgemacht.« Er verzog den Mund. »Sie wollte
das Geschäft gern machen und forderte mich sogar noch auf, etwas ›ganz Dreckiges‹ zu machen. Am Anfang hat sie gelacht - dann fand sie es nicht mehr so toll.«
    »Wann sind Sie dahintergekommen, dass sie als Callgirl arbeitete?«
    »An dem Tag, an dem ich Schluss gemacht habe.«
    »Wann war das?«
    »Drei Tage nach meiner Rückkehr aus Oman.«
    Jones musterte ihn forschend. »Am Wochenende des 9. September?«
    »Ja.«
    »Da werden Sie auch an dem Tag auf hundert gewesen sein, Charles. Es stärkt das Selbstbewusstsein eines Mannes nicht gerade, wenn er erfahren muss, dass er seine

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