Der Schatten des Chamaeleons
Herzen nehmen sollen.«
Es war eine bewusste Spitze, aber Acland zuckte nicht einmal zusammen. »Das habe ich nicht getan. Ich bin ausgestiegen.«
»Sie haben sie bestraft.«
»Nicht in dem Maß, wie ich es gern getan hätte. Sie haben mich neulich gefragt, warum ich mit so leichtem Gepäck reise - nun, das ist der Grund. Es war nichts mehr übrig, nachdem sie meine Kleider zerfetzt und den Rest geschrottet hatte. Ich hatte einen neuen Laptop. Er lag zertrümmert auf dem Boden.«
Beale schaltete sich ein, als sein Chef nichts sagte. »Womit hat sie ihn zertrümmert, Lieutenant?«
Acland zögerte kaum merklich. »Wahrscheinlich mit einem Hammer. Ich hatte einen Werkzeugkasten in ihrer Wohnung.«
Beale nickte, als wäre die Sache nicht weiter von Bedeutung. »Sie hat offensichtlich eine Neigung zu Gewalt«, sagte er obenhin. »Hat sie den Hammer auch einmal gegen Sie gerichtet?«
Aclands Gesicht verschloss sich abrupt. »Nein.«
»Sicher nicht? Sie haben sich vorhin als Laborratte bezeichnet - haben davon gesprochen, was geschieht, wenn man auf den falschen Knopf drückt. Haben Sie vielleicht zu spät gemerkt, dass Sie sich auf eine verhängnisvolle Affäre mit einer Kokserin eingelassen hatten statt auf eine Liebesbeziehung mit Uma Thurman?«
Jackson starrte auf die nackte Holzkeule hinunter. Sie kannte sich mit afrikanischen Gebrauchsgegenständen nicht aus, aber der glänzende kugelförmige Kopf und der kräftige Schaft erinnerten sie an das Bild einer knobkerrie der Zulu, das sie einmal gesehen hatte. Es gab keinen Grund, dem Fundstück eine besondere Bedeutung beizumessen - die Polizei hatte ihre forensischen Befunde nicht mit ihr geteilt -, trotzdem stellten sich ihr buchstäblich
die Nackenhaare auf. Sie hatte die einschlägigen Zeitungsberichte gelesen und wusste daher, dass alle drei Opfer des »Schwulenmörders« brutal erschlagen worden waren.
Stärkeren Einfluss auf ihre Entscheidung, alles so zu lassen, wie es war, und die Polizei zu rufen, hatten jedoch die zwei Handys, die neben dem Elektroschocker lagen.
Auf einem klebte vorn ein Stück Verpackungsklebeband mit der Aufschrift »Harry Peel«.
Jones beugte sich vor. »Ich glaube, dass Sie der Abhängige waren, Charles. Sie rasten völlig aus, wenn Sie wütend sind, und wir wissen alle, wie demütigend es ist, um Sex betteln zu müssen.«
Acland verschob seine Hände an der Wand, um besseren Halt zu finden. »Dann wissen Sie darüber anscheinend mehr als ich.«
Jones lächelte dünn. »Ich hatte es nie nötig, eine Frau zu vergewaltigen, weil ich es anders nicht bekam. Und ich geh auch nicht und schau mir Holocaust-Filme an, um mich in Schuldgefühlen über mein eigenes Verhalten zu suhlen. Haben Sie sich danach besser gefühlt? Hat es Ihr Gewissen beruhigt, dass die Nazis ja den Juden weit Schlimmeres angetan hatten?«
Acland atmete hastig und warf den Kopf zurück. »So war es nicht.«
»Ach, natürlich, das hatte ich vergessen. Sie und Ms. Morley hatten einen Deal vereinbart - Entschädigung für einen zertrümmerten Laptop. Äußerst seltsam für einen Mann, der behauptet, ihm läge nichts an Besitz.«
»Sie haben überhaupt keine Ahnung.«
»Ich weiß jedenfalls, dass Sie sich nicht wie ein Mensch verhalten, der mit sich im Reinen ist. Wofür schämen Sie sich? Dass Sie sie regelmäßig geschlagen haben - oder sich von ihr haben schlagen lassen?«
Schweigen.
»Ich vermute mal, Sie sind hierhergekommen, um Ihren Kummer zu ertränken - um den Kopf frei zu kriegen.« Sein Sarkasmus war unüberhörbar. »Haben Sie sich Harry Peel geschnappt, weil er Sie genervt hat? Sie wären nicht der erste Pantoffelheld, der seine Frustrationen an einem wildfremden Menschen auslässt.«
Beale versuchte erneut einzugreifen. Die gnadenlose Provokation, mit der Jones alles verächtlich machte, trieb Acland immer mehr in die Enge. Er war leichenblass. Nicht einmal seine Lippen hatten Farbe. »Hören Sie auf, Brian. Das ist zu viel. Er braucht einen Arzt.«
Mit einem gereizten Seufzer stand Jones auf und stieß seinen Stuhl zu Acland hin. »Herrgott noch mal, nun setzen Sie sich schon, bevor Sie umkippen. Wieso glauben Sie, dass ein ausgebildeter Soldat besser gerüstet ist, mit einer gewaltbereiten Frau fertig zu werden, als alle anderen? Wenn wir uns wehren, geben wir ihr die Möglichkeit, sich als Opfer hinzustellen... Wenn wir es nicht tun, laufen wir Gefahr, ein Messer zwischen die Rippen zu bekommen. Warum wollen Sie sie
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