Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen

Der Schatten des Chamaeleons

Titel: Der Schatten des Chamaeleons Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Minette Walters Mechtild Sandberg-Ciletti
Vom Netzwerk:
oder?«
    Beale sah Acland genau so reagieren, wie der Superintendent
prophezeit hatte. »Er wird zustimmen«, hatte Jones gesagt. »Es ist eine Charaktereigenschaft von ihm - so eine wütende Entschlossenheit, unter keinen Umständen zu kneifen. Und die wird ihn dazu treiben, sich uns zu stellen, ganz gleich, wie dreckig es ihm geht.«
    »Und was haben wir davon?«, hatte Beale entgegnet. »Alles, was er sagt, werden wir später nicht verwenden können. Der Staatsanwalt wird von Druck auf den Zeugen sprechen und das Beweismaterial nicht zulassen.«
    »Nur wenn Charles sich selbst belastet und sich später weigert, es auf Band zu wiederholen.«
    »Warum sollen wir das Risiko eingehen? Warum warten wir nicht bis morgen früh und machen es nach Vorschrift?«
    »Weil wir heute Abend wahrscheinlich eher die Wahrheit aus ihm herausbekommen als morgen.«
    »Und dabei das Verfahren gefährden«, sagte Beale mit scharfer Kritik. »Denken Sie wenigstens an die anderen im Team, bevor Sie lostrampeln wie der Elefant im Porzellanladen. Wir haben alle verdammt hart an diesem Fall gearbeitet, und keiner wird es Ihnen danken, wenn am Ende alles verpfuscht ist.«
    »Und da gehören Sie auch dazu?«
    »Und wie«, antwortete Beale mit Nachdruck. »Ich wende mich hier ganz offiziell gegen eine Vernehmung von Charles Acland am heutigen Abend - und ich warne Sie schon jetzt, dass ich dem Lieutenant raten werde zu schweigen, wenn Sie weiterhin darauf bestehen, ihn zu befragen.«
    Jones rieb sich nachdenklich die Wange. »Sie hätten Anwalt werden sollen, Nick. Sie sind noch ein größerer Paragraphenreiter als Pearson. Nur mal interessehalber, was für ein belastendes Geständnis erwarten Sie eigentlich von Acland? Dass er den Verkehr auf einer öffentlichen Straße behindert hat?«
    Beale ließ sich nicht ködern. »Ich mache keine Ratespiele, Brian. Ich habe Ihnen gesagt, was ich denke.«
    Jones seufzte ungeduldig. »Aber etwas anderes tun wir doch
seit Monaten nicht. Wir raten, und Sie, mein Bester, sind darin der absolute Star. Wie viele neue Ideen haben Sie mir allein heute Abend unterbreitet, hm? Ben Russell könnte der rotblonde Junge gewesen sein, der hier mit Walter Tutting aufgekreuzt ist... Walter Tuttings Tochter könnte sich das billige Parfüm eingebildet haben... die Prostituierten könnten junge Männer gewesen sein... Charles Acland könnte Chalky gestern Abend nach einer Rangelei um den Matchbeutel in den Fluss gestoßen haben -« Er brach ab. »Was zum Teufel hat überhaupt dieser Beutel mit allem zu tun?«
     
    Derek Hardy trat voll Unbehagen von einem Fuß auf den anderen, als Beale ebenfalls ins Zimmer kam und die beiden Polizeibeamten vor Acland Stellung bezogen. Nur das Bett war zwischen ihnen. »Ich kann mir nicht vorstellen, dass Sie das dürfen«, sagte er. »Sie sehen doch, wie schlecht der arme Kerl beisammen ist.«
    »Es ist allein Charles’ Sache«, erklärte Jones. »Wenn er sich nicht in der Lage fühlt, mit uns zu sprechen, braucht er das nur zu sagen.« Er setzte sich auf einen Stuhl mit steifer Rückenlehne, als wollte er demonstrieren, dass er Acland besser kannte als Hardy.
    Beale betrachtete das Gesicht des jungen Mannes, das bei all seiner Blässe eine grimmige Entschlossenheit ausdrückte. So wie es schien, wollte er die Herausforderung des Superintendent annehmen. »Sie sind in keiner Weise verpflichtet, jetzt mit uns zu sprechen, Lieutenant«, sagte Beale. »Wenn es Ihnen lieber ist, können Sie morgen auf die Dienststelle kommen. Ich würde Ihnen sogar dazu raten. Sie scheinen mir nicht in der Verfassung, Fragen zu beantworten.«
    »Mir geht’s gut. Ich bringe es lieber hinter mich.«
    »Dann erlauben Sie ihm wenigstens, sich hinzulegen«, protestierte Hardy. »Dr. Jackson hat gesagt, er gehört ins Bett.«
    »Möchten Sie sich hinlegen, Charles?«, erkundigte sich Jones.

    »Nein.«
    »Das dachte ich mir.« Jones lächelte. »Und nur, um diese beiden Herren zu beruhigen - Sie sind willens, uns einige Fragen zu beantworten? Es geht lediglich um Hintergrundinformationen. Ich schätze, zehn Minuten oder so. Ist das für Sie annehmbar?«
    »Ja.«
    Jones sah den Wirt an. »Ich danke Ihnen, Mr. Hardy. Wir kommen allein zurecht. Würden Sie bitte beim Hinausgehen die Tür schließen?« Er wartete, bis Hardys Schritte nicht mehr zu hören waren. »Sie brauchen nicht strammzustehen, Lieutenant«, sagte er dann. »Wir sind hier nicht auf dem Exerzierplatz.«
    »Aber ich werde in Ihrem Ansehen sinken,

Weitere Kostenlose Bücher