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Der Schatten des Chamaeleons

Titel: Der Schatten des Chamaeleons Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Minette Walters Mechtild Sandberg-Ciletti
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Ende explodieren.«
    Sie zuckte ungeduldig mit den Schultern. »Wir haben gut zusammengepasst.«
    »In welcher Hinsicht?«
    »In jeder. Im Bett... wir konnten gut miteinander reden, hatten Spaß. Es hat einfach geklappt .« Sie lächelte leicht. »Ich habe ihn einmal gefragt, ob er manchmal an andere Frauen denke, und er sagte, nur an Uma Thurman - aber ich glaube, da hat er sich nur lustig gemacht.«
    »Ich kann mir vorstellen, dass viele Männer von Uma Thurman träumen. Reproduzieren Sie deshalb das Bild, um diese Träume auf sich zu lenken?«
    Wieder ein fast unmerkliches Schulterzucken. »Daran habe ich keinen Anteil. So hat Gott mich geschaffen.«
    Willis betrachtete sie amüsiert. »Mit Gott habe ich wenig zu tun, Ms. Morley. Ich vertrete eher die existenzialistische Auffassung - dass jeder Mensch den Weg, dem er in seinem Leben folgt, selbst wählt und zu verantworten hat.« Er setzte die Brille wieder auf. »Und ich bin, mit Verlaub gesagt, nicht überzeugt, dass eine flüchtige Ähnlichkeit mit einer erfolgreichen Schauspielerin Grund genug ist, vom Ruhm dieser Dame zu schmarotzen. Bei mir weckt das den Verdacht, dass Ihnen das Selbstbewusstsein fehlt, einfach Sie selbst zu sein.«
    Sie senkte die Lider, um den Ausdruck ihrer Augen zu verbergen. »Hat Charlie das gesagt?«
    »Nein. Ich beziehe mich auf eine Bemerkung in Ihrer E- Mail.
Da verglichen Sie Charles mit einem Chamäleon und sprachen von mangelndem Selbstbewusstsein. Der Vergleich scheint mir besser auf Sie als auf Charles zu passen.«
    »Sie kennen ihn nicht so gut wie ich.«
    Willis lächelte. »Hätte ich jedes Mal, wenn das jemand zu mir gesagt hat, ein Pfund bekommen, wäre ich schon längst Millionär.« Er faltete die Hände vor sich. »Er scheint Ihre Begeisterung für Uma Thurman nicht zu teilen.«
    »Das stimmt nicht.«
    »Eben sagten Sie, er habe sich über sie lustig gemacht.«
    »Nicht über sie . Über die Vorstellung, mit ihr zusammen zu sein. Er weiß, dass es dazu nie kommen wird.« Sie betupfte ihre Augen mit dem Papiertaschentuch. »Ich in Verkleidung war für ihn beinahe so gut wie das Original. Was glauben Sie, warum meine Freundin mich einen exotischen Vogel nannte? Ich musste mich herrichten wie Irene Cassini in Gattaca - das ist die Rolle, in der Charlie Uma Thurman am tollsten findet... so ...«, sie wies auf ihre strenge Kleidung, »... sonst lief nichts bei ihm.«
    »Wie - lief nichts?«
    »Sexuell.«
    Willis ließ das Wort in der Luft hängen, während er an den mönchischen jungen Mann dachte, der allen Kontakt mit den weiblichen Pflegekräften mied. Sprach Jen die Wahrheit ? Wenn ja, sagte er sich, würde es einiges erklären, nicht zuletzt Charles’ Widerwillen, sich auf Gespräche einzulassen, die auch nur im Entferntesten das Thema Sexualität berührten. »Habe ich Sie richtig verstanden? Soll das heißen, dass er ohne den Uma-Thurman-Stimulus nicht zur Erektion kam?«
    Sie lächelte wehmütig. »Zu Anfang war es anders. Da war es nur ein Spiel.«
    Willis versuchte, sich ein Bild zu machen. »Und dann hat sich das Spiel verselbständigt. Charles zog den Traum der Wirklichkeit vor. War es so?«
    »Er wurde wütend, wenn ich nicht mitspielen wollte.«

    Willis dachte an die Gespräche zurück, die er mit Charles über Jen Morleys Ähnlichkeit mit Uma Thurman geführt hatte. Der junge Mann hatte zwar von »Phantasien« gesprochen, aber sexuelle Untertöne waren da nicht zu hören gewesen. »Dann wundert es mich, dass er heute nicht positiver auf Sie reagiert hat«, sagte er langsam. »Sie scheinen doch alles dafür getan zu haben, positive Erinnerungen zu wecken.«
    »Er hat mich überhaupt nicht angesehen. Er hat die ganze Zeit mit abgewandtem Gesicht am Fenster gestanden.«
    »Nicht die ganze Zeit. Da hätte er Sie ja nicht bei den Händen packen können.«
    »Da war es schon zu spät. Er war schon sauer.«
    »Auf Jen Morley oder auf Uma Thurman?«
    »Was macht das für einen Unterschied?«
    »Ich halte es für entscheidend. Wenn er auf Jen Morley sauer war, warum sollte er dann Uma Thurman erdrosseln wollen? Sie scheinen ihn in beiden Rollen verärgert zu haben.« Er stützte die Ellbogen auf und schob die gefalteten Hände unter das Kinn. »Sind Sie sicher, dass das nicht Ihre Phantasien sind, Ms. Morley?«
    Ihre Augen glänzten feucht. »Warum sind Sie so grausam zu mir?«
    Willis zeigte sich wieder verwundert. »Es war eine faire Frage. Ich nahm an, Sie wären nicht in dieser Aufmachung gekommen, wenn Sie

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