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Der Schatten des Chamaeleons

Titel: Der Schatten des Chamaeleons Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Minette Walters Mechtild Sandberg-Ciletti
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haben gar nichts dagegen, uns mal einen Anschiss verpassen zu lassen - aber die Frauen müssen immer noch in den Eingeweiden wühlen. Wenn Sie mir nicht glauben, reden Sie mal mit meiner Ex. Die fragt mir jedes Mal, wenn ich komme, Löcher in den Bauch.« Eine Hand zum Gruß erhoben, fuhr er ab.
    Acland warf sich den Seesack über die Schulter und ging die fünfzig Meter zu Susan Campbells Haus zu Fuß. »Sie sagten, ich könnte jederzeit wiederkommen«, erinnerte er sie, als sie die Tür öffnete. »War es Ihnen ernst?«
    Sie hatte für ihn mehr von einer Putzfrau als von einer Psychiaterin. Das graue Haar war hinten zusammengedreht und wurde von einer großen roten Spange gehalten, eine Zigarette hing ihr zwischen den Lippen. Ihr Aussehen trog. Acland wusste von seinem früheren Aufenthalt, dass sich hinter dem Bild von Lässigkeit und Redseligkeit große Kraft und Festigkeit verbargen.

    »Kann man Sie gefahrlos hereinlassen?«
    »So gefahrlos wie vorher.«
    »Hm. Nur scheinen Sie die Angewohnheit zu haben, wild um sich zu schlagen, bevor Sie zu mir kommen.« Sie musterte ihn kurz, dann öffnete sie die Tür weiter. »Ich habe mich gerade am Telefon über Sie unterhalten.«
    »Das dachte ich mir schon.« Er folgte ihr in den Flur. »In Ärztekreisen verbreiten sich Neuigkeiten anscheinend noch schneller als in Militärkreisen. Was hat der Doc gesagt?«
    An ihrem Salon vorbei, wo zwei Pensionsgäste vor dem Fernsehapparat saßen, führte Susan ihn in die Küche. Sie drückte ihre Zigarette in einem überquellenden Aschenbecher auf dem Tisch aus. »Dass Sie einen harmlosen, übergewichtigen Moslem niedergeschlagen haben.«
    »Ich hätte ihn beinahe umgebracht.«
    »Sind Sie deshalb hier? Haben Sie Angst, dass Sie’s wieder tun könnten?«
    »Vielleicht.«
    Susan zog ihm einen Stuhl heraus. »Setzen Sie sich. Ich mache uns eine Tasse Tee.« Sie ergriff den Kessel. »Was hat Sie sonst noch hergeführt?«
    Acland setzte sich. »Ich musste aus meiner Wohnung raus und wusste nicht, wo ich sonst hin sollte. Ich bleibe nur eine Nacht. Gleich morgen suche ich mir etwas.«
    »Was ist denn mit Ihrer Wohnung los?«
    »Nichts. Ich mag nur die Frau nicht, die über mir wohnt.«
    Susan goss kochendes Wasser über einen Teebeutel und drückte diesen mit einem Löffel. »Hatten Sie Krach mit ihr?«
    »Ja, aber es war nur eine verbale Auseinandersetzung. Sie ist beleidigt, wenn man nicht mit ihr schlafen will.«
    »Ja, es ist schwierig, wenn die Leute ein Nein nicht gelten lassen wollen«, sagte Susan, die nicht recht wusste, was sie von seiner Antwort halten sollte.
    »Genau.« Er dankte ihr, als sie ihm einen Becher Tee reichte,
stellte diesen jedoch auf den Tisch, als interessierte er ihn nicht. »Was hat der Doc sonst noch erzählt?«
    »Dass Sie für Ihre Größe gefährlich untergewichtig sind.«
    »Woher will er das wissen? Ich habe ihn seit Wochen nicht mehr gesehen.« Acland beobachtete sie einen Moment scharf. »Sie sollten ihm sagen, dass er nicht alles glauben darf, was Jackson ihm erzählt. Die Frau hat Maße wie ein Wal. Die hält wahrscheinlich jeden für gefährlich untergewichtig.«
    Susan schob sich eine lose Haarsträhne hinters Ohr und sprach weiter, als hätte sie ihn nicht gehört. »Dass Sie nicht genug Beschäftigung und zu viel freie Zeit haben... dass Sie zu viel grübeln und Ihre Gedanken in die falsche Richtung laufen... dass jemand Ihnen einen Tritt in den Hintern geben und Sie daran erinnern sollte, dass Sie ein funktionierendes Individuum sind.« Sie öffnete den Kühlschrank und warf einen Blick hinein. »Ich habe im Moment nicht viel im Haus, aber ein Käsebrot geht noch. Wie hört sich das an?«
    »Nicht besonders«, antwortete er unhöflich. »Mit welchem der Ärzte haben Sie eigentlich gesprochen?«
    »Mit beiden.«
    »Und was ist mit dem Arztgeheimnis?«
    »Das ist unverletzt. Jeder von uns dreien hat Sie irgendwann einmal behandelt.« Sie nahm ein Stück Cheddar vom Regal und Brot aus einem Steinguttopf. »Der Mensch muss essen, Charles. Das weiß jedes Kind. Sonst läuft am Ende gar nichts mehr. Wie viel haben Sie seit Ihrer Entlassung aus dem Krankenhaus abgenommen?«
    »Keine Ahnung. In der Wohnung gab’s keine Waage.«
    Sie schnitt das Brot auf. »Überhitzte Motoren laufen auch schlecht. Warum versuchen Sie nicht, Ihre Migräneanfälle in den Griff zu bekommen, anstatt sich von ihnen in den Griff nehmen zu lassen?«
    »Sie haben mich nicht im Griff. Ich habe einen Weg gefunden, mit ihnen

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