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Der Schatten des Chamaeleons

Titel: Der Schatten des Chamaeleons Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Minette Walters Mechtild Sandberg-Ciletti
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festzuhalten. »Ich weiß es nicht«, entgegnete er gereizt, »und der Junge wird Ihnen vermutlich das Gleiche sagen- nur werden Sie ihm ja auch nicht glauben.«
    »Sie sehen schlecht aus«, sagte Jones in sachlicherem Ton. »Setzen Sie sich lieber, bevor Sie umkippen.«
    »Nein, danke, ich stehe lieber.« Acland trat vom Tisch weg und straffte die Schultern.
    Jones wandte sich mit einer herrischen Geste an Jackson. »Er braucht Hilfe, Doktor - er sieht aus, als würde er gleich umkippen. Würden Sie sich bitte um ihn kümmern?«
    Sie schüttelte den Kopf. »Nur wenn er mich um meine Hilfe bittet. Es gehört nicht zu meinen Aufgaben, widerwillige Patienten zu Boden zu ringen. Die Handgreiflichkeiten überlasse ich Ihnen und dem Constable hier, würde aber von unnötigem Gebrauch abraten«, schloss sie freundlich.
    »Du lieber Gott!« Jones sprang auf und ging um den Tisch herum. »Setzen Sie sich, Mann.« Er nahm Acland beim Arm und stieß ihn zu einem Stuhl. »Wir sind hier nicht in Guantánamo.«
    Er hatte kaum Zeit, den Satz zu vollenden, da packte Acland ihn schon am Handgelenk und drehte ihm so brutal den Arm auf den Rücken, dass es ihm das Kinn bis zur Brust hinunterdrückte. »Das hätten Sie nicht tun sollen«, zischte Acland ihm ins Ohr. »Ich habe Ihnen nichts getan - und ich habe mehrmals klar und deutlich gesagt, dass ich es nicht mag, wenn man mich anfasst.«
    Jones versuchte nicht, sich zur Wehr zu setzen. »Ist ja gut, Charles. Jetzt lassen Sie mich los, ehe Sie richtig Ärger bekommen.«

    Jackson trat einen Schritt nach hinten, um dem Constable den Weg zu versperren. »Sie haben gehört, was der Superintendent gesagt hat, Lieutenant. Sie können ihn jetzt loslassen. Es ist sowieso kein fairer Kampf. Er ist doppelt so alt wie Sie und dreimal so wabbelig. Und außerdem würde unser Freund hier Sie gern festnehmen.«
    Acland starrte sie einen Moment an, dann ließ er Jones los und stieß ihn von sich. »Was finden Sie an so einem verhinderten Sturmbannführer bloß so nett?«, fragte er. »Ich dachte, Sie mögen solche Typen nicht.«
    »Stimmt, aber deswegen wünsche ich ihnen nicht gleich einen tödlichen Apoplex.« Sie wies mit dem Daumen zur Zimmerecke. »Sie sehen aus, als würden Sie sich gleich übergeben, seien Sie also so nett und hocken Sie sich da drüben mit dem Kopf zwischen den Knien auf den Boden.« Sie wartete, bis er ging, dann wandte sie sich dem Constable zu. »Wenn Sie so freundlich wären, sich in die andere Ecke zu verziehen, kümmere ich mich um Ihren Chef. Wenn nicht, halte ich hier die Stellung, um den nächsten Zusammenstoß zu verhindern. Sie sehen mir ein bisschen zu eifrig aus.«
    »Sir?«
    »Alles in Ordnung«, versicherte Jones, der sich wieder gesetzt hatte und seinen Kragen öffnete. »Nichts passiert.« Er atmete einmal durch und richtete seine nächsten Worte an Jackson. »Sie finden meine Fragen an den Lieutenant nicht zumutbar? Wir arbeiten seit Monaten an diesem Fall. Heute Abend haben wir nun zum ersten Mal brauchbare Hinweise bekommen - und in beiden Fällen hatte dieser junge Mann damit zu tun.«
    »Im ersten nicht«, widersprach Jackson. »Es mag eine Zeitlang so ausgesehen haben, als wäre er involviert, aber es hat sich doch gezeigt, dass ihm der Überfall auf Mr. Tutting nicht zur Last gelegt werden kann.« Sie setzte zu einem Lächeln an. »Warum läuft eigentlich der Recorder nicht?«
    »Es ist ein Glück, dass er nicht läuft, sonst wäre der tätliche
Angriff jetzt auf Band, und Ihr Freund könnte sich auf ein Gerichtsverfahren gefasst machen.« Nachdenklich rieb er sich das Handgelenk, den Blick auf Aclands gesenkten Kopf gerichtet. »Sie sterben mir doch jetzt nicht weg, Charles?«
    »Nein.«
    »Gut. Sie packen verdammt hart zu.« Er holte noch einmal tief Luft. »Aber ich sag’s Ihnen, ich mache Sie fertig, wenn Sie versuchen sollten, mich zu verklagen. Wir sind ohnehin schon knapp bei Kasse - und es fällt mir nicht ein, eine Entschädigung zu bewilligen, nur weil ein Zeuge auf Berührung allergisch reagiert.«
    »Sie haben sich doch auch nicht gern anfassen lassen.«
    »Stimmt - aber ich bin Polizeibeamter, ich bin durch das Gesetz besonders geschützt. Wie weit wären Sie gegangen, wenn Dr. Jackson nicht hier gewesen wäre?«
    »Wenn Sie wissen wollen, ob ich Sie totgeschlagen hätte, kann ich Sie beruhigen«, versetzte Acland. »Diese besondere Art zu töten wird beim Militär nicht besonders geschätzt. Sie beansprucht zu viel Zeit. Wenn ich Sie

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