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Der Schatten des Chamaeleons

Titel: Der Schatten des Chamaeleons Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Minette Walters Mechtild Sandberg-Ciletti
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Gleiche.«
    Jackson starrte ihn an. »Wann kommt der Superintendent für gewöhnlich morgens ins Büro?«
    Der Mann zuckte mit den Schultern. »Keine Ahnung. Das hängt vom Dienstplan ab.«
    »Wo kann ich eine Nachricht für ihn hinterlassen?«
    »Bei mir.«
    Sie beugte sich vor. »Dann schreiben Sie: ›Komme leider nicht an dem arroganten Idioten vorbei, der hier Nachtdienst und ein Problem mit Lesben hat. Bitte melden Sie sich unverzüglich bei Jackson. Betrifft Schwulenmorde. Sie hat den Beweis für eine Verbindung zwischen einem Obdachlosen und Kevin Atkins.‹ Merken Sie die Zeit an und richten Sie Ihrem Chef aus, wir haben das Beweisstück mitgenommen, weil wir Sie nicht für zuverlässig halten.« Sie reichte Acland den Rucksack und stand auf.
    »Ich halte mich nur an die Vorschriften, Dr. Jackson«, sagte der Constable. »Würde ich den Superintendent jedes Mal anrufen, wenn jemand behauptet, wichtiges Beweismaterial zu haben, käme er ja überhaupt nicht mehr zur Ruhe. Möchten Sie also dieses Gespräch beenden, weil Sie nicht mehr daran interessiert sind, ein Verbrechen anzuzeigen?«
    »Nein. Ich beende es, weil ich nicht die Zeit habe, Ihrer Wichtigkeit zu schmeicheln. Das können Sie auch gleich noch auf dem Zettel für Ihren Chef anmerken.«
    »Und Sie, Sir?«, wandte er sich an Acland. »Haben Sie dem etwas hinzuzufügen?«

    »Nur dass ich an Ihrer Stelle lieber einen Kollegen hinzuziehen würde, bevor Dr. Jackson und ich gehen.« Er schwieg einen Moment. »Ich wurde von einem Sergeant Laver oder Lavery entlassen. Wenn er noch im Dienst ist, würde ich Ihnen raten, mit ihm zu sprechen.«
     
    »Hätten Sie mich ihn doch Jones zum Fraß vorwerfen lassen«, sagte Jackson, nachdem die Tür hinter dem Constable zugefallen war. »Warum plötzlich so hilfsbereit? Was finden Sie an so einem verhinderten Sturmbannführer bloß so nett?«
    »Nichts. Er ist überfordert. Es ist offensichtlich ein Riesending, den Chef mitten in der Nacht aus dem Bett zu klingeln.«
    »Er ist ein kleinlicher Wichtigtuer, der seine Macht spielen lassen will.«
    »Sie sind nicht viel besser. Sie haben sich nur mit ihm angelegt, weil er ein leichtes Ziel bot. Mit den Patienten in der Notaufnahme, die genauso blöd über Sie gegrinst haben, sind Sie nicht so umgesprungen.«
    Sie lehnte sich an die Wand und verschränkte die Arme. »Es ist schlechtes Geschäftsgebaren, Kunden niederzumachen. Polizisten gehören aber einer ganz anderen Kategorie an. Sie müssen sich an klare Vorgaben halten, und dazu gehört weiß Gott nicht, dass man die Leute wie Untermenschen behandelt.«
    Acland sagte nichts. Er wusste immer noch nicht, was er von dieser Frau halten sollte. So vieles an ihr stieß ihn ab - ihr energisches Auftreten, ihre Direktheit, ihr Bedürfnis, in jeder Situation die Oberhand zu behalten. Sie weckte kaum ein Gefühl bei ihm, bis auf eine gewisse Bewunderung für die Ärztin und einen nagenden Groll über die negativen Reaktionen, die ihr von Fremden entgegenkamen. Er hob den Kopf und bemerkte, dass sie ihn durchdringend ansah.
    »Was ist?«, fragte er.
    »Bin ich es, mit der Sie ein Problem haben, oder sind es die Frauen im Allgemeinen?«

    Acland zuckte mit den Schultern. »Sie genießen es, andere einzuschüchtern. Vielleicht wusste der Mann wirklich Ihren Namen - vielleicht ist er wirklich ein machtversessener kleiner Wichtigtuer -, aber wenn Sie ihn einen ›arroganten Idioten‹ nennen, denkt er auch nicht besser über Sie.«
    Jackson wies nicht darauf hin, dass das keine Antwort auf ihre Frage war, sondern sagte stattdessen: »Und warum sollte es von Bedeutung sein, wie der Kerl über mich denkt?«
    »Keine Ahnung.«
    »Er wäre noch arroganter gewesen, wenn ich einen Rock getragen hätte und geschminkt gewesen wäre«, sagte sie leichthin. »Die meisten halten mich für einen Kerl in Frauenkleidern - oder einen männlichen Transsexuellen, der gerade eine Geschlechtsumwandlung durchmacht. Wenn ich so gekleidet bin...«, sie deutete auf ihre männliche Aufmachung, »werde ich eher akzeptiert, als wenn ich Frauenkleider tragen würde. Eine Butch in Hosen und Arbeitsstiefeln ist weniger verwirrend als ein muskelstrotzender Transvestit in Babyrosa.«
    Aclands gesunde Gesichtshälfte spiegelte flüchtig Erheiterung. »Sie würden nie im Leben Rosa tragen. Ich wette, Sie genießen es, wenn Sie sehen, wie die Leute Ihnen aus dem Weg gehen.«
    Jackson betrachtete ihn einen Moment interessiert. »So wie Ihnen, wenn sie die Narben

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