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Der Schatten des Highlanders

Titel: Der Schatten des Highlanders Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Lynn Kurland
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sie spöttisch. »Von welchem Nähkränzchen hast du den denn weggezerrt?«
    Sunny verzog das Gesicht. »Von Cameron Hall, das wusstest du, wo er Laird ist, das wusstest du ebenfalls. Bitte ein wenig mehr Respekt Höhergestellten gegenüber, Ian.«
    Ian lachte nur. »Lord Robert und ich kennen uns schon, und er weiß, dass ich ihn nur provoziere, um ihn aus der Reserve zu locken und sein Blut in Wallung zu bringen.«
    »Das wird er auch nötig haben«, sagte Patrick kurz angebunden. »Ian, gib ihm ein Schwert.«
    Cameron entnahm Patrick MacLeods Gesichtsausdruck, dass er all die Heißblütigkeit brauchen würde, die er aufbringen konnte. Patrick hatte gerade das Schwert aus der Scheide gezogen, als hätte er das schon Tausende von Malen getan — und Cameron begriff ganz plötzlich, dass das zweifellos der Fall war. Er holte tief Luft, dann wandte er sich um und sah Sunny an. Auf ihrer Miene stand ein für ihn vollkommen überraschender Ausdruck.
    Hoffnung.
    Etwas ganz Elementares in ihm geriet in Bewegung, sodass er einen Augenblick fast die Fassung verlor. Er musste sich beherrschen, nicht die Arme auszustrecken und sie an sich zu reißen. Aber dennoch konnte er nicht umhin, zu ihr hinüberzugehen und ihr sanft die Hand auf die Schulter zu legen.
    »Was ist, meine Liebe?«, fragte er ruhig.
    »Nichts«, erwiderte sie rasch. »Es ist nichts. Viel Spaß beim Kampf.«
    Er legte unwillkürlich seinen Arm um sie. Ian sagte nichts, und auch Patrick stieß ihm keineswegs wütend sein Schwert in den Rücken: Die Welt ging nicht unter.
    Aber etwas in ihm löste sich aus der Erstarrung.
    Sunny umarmte ihn plötzlich heftig, dann riss sie sich von ihm los und sagte: »Du trittst jetzt besser zum Kampf an, bevor Pat dich holt.«
    Er war zu verwirrt, um etwas zu entgegnen, und sah, dass sie trotz ihrer leicht dahingesagten Worte immer noch denselben Gesichtsausdruck hatte, als hoffte sie auf etwas so Gewaltiges, dass sie es nicht auszusprechen wagte.
    Was es wohl sein mochte? Und warum zum Teufel hatte er sich in diese Situation hineinmanövrieren lassen? Er hätte ein halbes Dutzend Entschuldigungen Vorbringen können, um sich diesen Männern, die zweifellos perfekt mit dem Schwert umgehen konnten, nicht zu stellen. Vermutlich könnte er auch jetzt noch einfach gehen. Schließlich hatte er nun acht Jahre lang seine Vergangenheit bewusst ignoriert, eine Vergangenheit, in der er vielleicht, vielleicht aber auch nicht, mit einem Schwert in der Hand zum Mann herangewachsen war. Mit einem mittelalterlichen Schwert. Überreicht von seinem Vater, ganz nach mittelalterlichem Brauch.
    Er fragte sich, was Sunny wohl denken würde, wenn sie sähe, wie er damit umgehen konnte.
    Bevor er noch länger darüber nachgrübeln konnte, warf ihm Ian ein Schwert zu. Er fing es geschickt auf. Und wo er es schon einmal in seinen Händen hielt, da machte es doch wirklich keinen Sinn, es in seiner Scheide stecken zu lassen, nicht? Und als die Klinge erst einmal bloß lag, machte es noch weniger Sinn, es nicht auch seiner Bestimmung gemäß einzusetzen.
    Patrick attackierte ihn ganz plötzlich und mit einer Wucht, die ihn nach hinten taumeln ließ.
    Aber nur kurz.
    Acht Jahre fielen von ihm ab, als wäre die Zeit stehen geblieben. Er hielt das schwere Schwert in seinen Händen und schwang es, als hätte er noch am Tag zuvor nichts anderes getan, als sich von morgens bis abends im Schwertkampf zu üben. Er focht nun mit fest eintrainierten Reflexen zurück, er kämpfte leidenschaftlich und mit allen Tricks, die er jemals erlernt hatte.
    Es war ein Gefühl, als habe er einen Schritt um Hunderte von Jahren zurückgetan. Das hätte er bei einer anderen Gelegenheit vielleicht genossen, aber er musste sich auf etwas anderes konzentrieren. Patrick MacLeod war ein spektakulärer Schwertkämpfer und ebenso skrupellos wie jeder andere Krieger der MacLeods, dem Cameron je gegenübergestanden hatte. Er musste sich weit über seinen üblichen Kampfgeist hinaus anstrengen, um ihm ebenbürtig zu sein. Es war ein herrliches Gefühl.
    Eine Stunde verging, vielleicht mehr, bevor es ihm gelang, einen Blick auf Sunny zu erhaschen. Zu diesem Zeitpunkt hätte ihn nichts mehr überrascht: Erstaunen, Erschrecken, Abscheu, er war auf alles gefasst.
    Aber in ihr tränenüberströmtes Gesicht zu sehen, traf ihn völlig unvorbereitet.
    Nur lebenslange Erfahrung, wann er Gefahr lief, den Kopf abgeschlagen zu bekommen, bewahrte ihn davor, dass ihm das jetzt tatsächlich widerfuhr.

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