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Der Schatten des Highlanders

Titel: Der Schatten des Highlanders Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Lynn Kurland
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gemeinsamen Theaterbesuch vor sich gesehen, seine Hand, die zärtlich über die ihre strich, so als versuche er sich das Gefühl dieser Berührung genau einzuprägen. Sie hatte sich an den schmerzlichen Ausdruck auf seinem Gesicht erinnert, als sie ihm von Breac erzählt hatte. Und es war ihr nicht gelungen zu vergessen, was sie damals empfunden hatte, als sie in seinen Armen gelegen hatte und er wusste, wer sie war und was sie ihm bedeutete.
    Kein Wunder also, dass sie sich bis zum Morgengrauen nur von einer Seite auf die andere gewälzt hatte.
    Schließlich war sie aufgestanden, hatte geduscht, sich angezogen — und dann hatten die Grübeleien eingesetzt. Wenn sie auch nur einen Funken Verstand besaß, hätte sie sich mitsamt ihrem kaputten Koffer durch die Hotellobby und die Straße hinunter zur nächsten U-Bahn-Station geschleppt. Doch da sie den letzten Rest Vernunft, der ihr noch geblieben war, offenbar in Schottland gelassen hatte, war sie die letzte halbe Stunde über zu nichts anderem imstande gewesen, als
    auf und ab zu gehen und gelegentlich im Badezimmerspiegel zu überprüfen, ob sie immer noch so zerschlagen aussah.
    Als das Telefon klingelte, schreckte sie zusammen. Sie holte tief Luft und ging aus dem Bad, um nachzusehen, wo es überhaupt stand. Einen Moment lang zögerte sie, dann hob sie ab. »Hallo?«
    »Ist es noch zu früh?«
    Sie musste die Augen schließen. Allein schon der Klang seiner Stimme brachte ihr geplagtes Herz zum Rasen. »Nein, ich bin schon wach.«
    »Bist du bereit, mit mir zu kommen und auf den Pfaden des gemeinen Volkes zu wandeln?«
    Sunny schluckte. »Für eine Absage ist es zu spät, vermute ich?«
    »Ja. Und nun spute dich, Sunshine, und komm nach unten in die Lobby. Und zieh dir auf alle Fälle bequeme Schuhe an. Wir spielen heute Touristen. Und beeil dich. Ich hab nur noch ein paar Stunden bei dir gut.«
    »Okay.« Sunny legte auf, bevor sie noch den Hörer fallen ließ. Sie versuchte sich klarzumachen, wie dumm es von ihr war, sich auf Camerons Plan einzulassen, aber sie wusste, dass Dummheit nicht zu ihren grundlegenden Eigenschaften gehörte.
    Die Wahrheit war nicht zu leugnen: Sie hatte noch nie einen Mann wie Cameron kennengelernt und würde auch nie wieder einen wie ihn kennenIernen. Es wäre ganz einfach gewesen, letzte Nacht zum Flughafen hinauszufahren, aber sie hatte es nicht getan. Im Grunde wünschte sie sich nichts sehnlicher, als noch einen Tag mit ihm zu genießen und so zu tun, als wäre sie im Hier und Jetzt mit ihm zusammen.
    Und im Laufe der nächsten Jahre würde es ganz sicher noch viele kalte Nächte geben, in denen sie sich an der Erinnerung an dieses Gefühl würde erwärmen müssen.
    Sie versuchte, sich Camerons Schwächen ins Gedächtnis zu rufen, die Emily ihr gestern aufgezählt hatte, während sie ihr das Haar frisierte, aber es fielen ihr keine ein. Abgesehen davon, dass er oft zu viel arbeitete, dass er schnell gereizt reagierte, wenn ihm jemand allzu persönliche Fragen stellte, und dass er völlig unfähig war, sich eine akzeptable Verlobte zu suchen, hatte er einfach kaum Fehler. Über Camerons Tugenden dagegen hatte Emily ausführlich gesprochen, und viele davon hatte Sunny bereits selbst kennengelernt. Am liebsten hätte sie von Emily gewusst, warum diese denn eigentlich so erpicht darauf war, Cameron in einem guten Licht erscheinen zu lassen, aber sie hatte sich nicht zu fragen getraut.
    Sie hatte sich auch nicht getraut, Emily zu sagen, dass es gar nicht nötig gewesen wäre, weil sie sich längst für ihn entschieden hatte, und das aus ganzem Herzen.
    Sunny verließ ihre Suite und versuchte, sich abzulenken, indem sie über die anderen Dinge nachdachte, die Emily ihr erzählt hatte. So hatte sie — über die Schilderung von Camerons zahlreichen Vorzügen hinaus - auch erfahren, dass Emily die Enkelin von Madame Gies war, dass sie Cameron kannte, seit dieser aus dem Krankenhaus entlassen worden war, und dass sie während der vergangenen sechs Jahre als sein Mädchen für alles gearbeitet hatte. Ach ja, und dass sie nie mit ihm im Bett gewesen war.
    Auf dieses letzte Detail hätte Sunny aber auch gut und gern verzichten können. Sie hatte Emily inständig gebeten, ihr nicht auch noch aufzuzählen, mit wie vielen Frauen Cameron tatsächlich geschlafen hatte. Aber Emily hatte auf typisch gälische Art nur mit den Schultern gezuckt und ihr versichert, dass diese Liste ohnehin sehr kurz ausfallen würde. Außerdem würde darauf der Name

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