Der Schatten des Highlanders
für eine Zukunft?, hätte sie ihn am liebsten gefragt, aber sie brachte es nicht fertig. Stattdessen folgte sie ihm, wohin er sie führte. Auf einer Bank an einer Mauer setzte er sich und zog sie neben sich. Sunny betrachtete ihre Hand, die zwischen seinen Händen lag - jenen Händen, die ihr Leben gerettet und sie schließlich zurück in die Sicherheit ihres Jahrhunderts gestoßen hatten - und wünschte sich, sie hätte das Recht, diese Hände für immer festzuhalten. Sie schloss die Augen und lehnte ihren Kopf an seine Schulter.
Sie würde niemals darüber hinwegkommen. Ganz gleich, welchen Rat sie auch von irgendwelchen wohlmeinenden Freunden und Verwandten bekommen würde, es würde kein Tag ihres Lebens mehr vergehen, an dem sie nicht an ihn dachte.
Sie spürte, wie er ihr Haar küsste und dann seine Wange an ihren Kopf lehnte.
»Die ganzen letzten acht Jahre, seit dem Augenblick, als ich im Krankenhaus aufwachte, habe ich mich ... leer gefühlt«, sagte er ruhig. »In der ganzen Welt habe ich nach etwas gesucht, um diese Leere auszufüllen: in den Schatzkammern mittelalterlicher Festungen, in den Vorstandszimmern der Reichen und Mächtigen, in Ländern, deren Existenz ich mir als Jugendlicher nicht hätte träumen lassen. Und dann steige ich in James MacLeods Stammsitz die Treppe hinunter und finde plötzlich, wonach ich die ganze Zeit gesucht habe.«
Sie hob den Kopf. »Und was war das?«
»Du«, sagte er nur. »Ich berührte dich, und mit einem Mal war nichts mehr wie zuvor. Nein, eigentlich geschah das sogar schon kurz davor. Zum ersten Mal berührte ich dich vor Tavish Fergussons Laden. Erinnerst du dich?«
Sie nickte. »Du halfst mir wieder auf die Beine, nachdem Penelope mich umgerannt hatte.«
»Kanntest du mich denn damals schon?«
»Nein. Du hast mich ja erst am nächsten Abend in deine Zeit mitgenommen.«
»Und trotzdem hatte ich das Gefühl, dich irgendwie zu kennen«, grübelte er. »Es ist schon sonderbar, wie die Zeiten sich überlagern können. Sonderbar und grausam.«
Sie sah auf ihre und seine Hände hinunter, die ineinander verschlungen waren. »Zeittore sind tückisch, Cameron. Jamie hätte dir das gleich sagen können.«
»Aber damals wusste ich das noch nicht«, sagte er voller Bitterkeit. »Ich wusste es einfach nicht, Sunny. Und wenn, dann hätte ich niemals ...«
Sunny nickte, obwohl es sie innerlich zerriss. Aber was hatte sie auch anderes erwartet? Dass er sein Leben völlig umkrempelte, nur weil er sie allmählich wiedererkannte? Cameron brauchte eine wohlhabende Frau, eine Frau von Rang und Namen, die ihm in gesellschaftlicher Hinsicht behilflich sein konnte ...
»Sunny.«
Sie blickte ihn an, konnte ihn aber nicht sehen. Tränen verschleierten ihren Blick. Sie würde dringend etwas unternehmen müssen, wenn sie wieder in Seattle war. Mehrere Stunden Yoga am Tag, viel Kräutertee, vielleicht sogar eine Parasitenkur. Irgendetwas jedenfalls, das ihr helfen würde, ihr seelisches Gleichgewicht wiederzuerlangen.
»Sieh mich an, Sunny.«
»Ich kann dich nicht sehen«, sagte sie und unterdrückte dabei mühsam einen Schluchzer.
Cameron stand auf und zog sie hoch. Er legte seinen Arm um ihre Schultern und führte sie ein Stück weiter in einen Hauseingang. »Es gibt einen zwingenden Grund, weshalb ich die Verlobung mit ihr nicht lösen kann.«
»Ich habe dich nicht darum gebeten, sie sitzenzulassen, Cameron. Ist schon in Ordnung.«
»Nein, ist es nicht.« Er stieß einen Fluch aus. Dann zog er sie zu sich heran und schlang seine Arme um sie. »Es ist nicht in Ordnung, aber daran kann ich im Augenblick nichts ändern.«
Sunny stand da und es dämmerte ihr allmählich, dass dies der Anfang vom Ende war. Hatte sie es nicht heute Morgen schon gewusst, dass dies geschehen würde? Er würde heiraten, wen er heiraten musste, aus welchen Gründen auch immer, und sie würde versuchen müssen, damit fertig zu werden und ihr eigenes Leben zu führen.
Sie musste das Land verlassen, bevor er ihr Herz noch vollends brach - und zwar diesmal endgültig.
»Bring mich zum Hotel zurück«, sagte sie und befreite sich aus Camerons Umarmung.
»Sunny, bitte geh nicht ...«
»Und warum sollte ich bleiben, Cameron? Wofür? Für einen Mann, der mir niemals gehören wird? Der niemals das Bett mit mir teilen wird? Niemals der Vater meiner Kinder sein wird? Und mit dem ich nie werde ausgehen können, ohne dass er sich ständig umsieht?«
Er holte Luft, so als wolle er etwas sagen, schloss den
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