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Der Schatten des Highlanders

Titel: Der Schatten des Highlanders Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Lynn Kurland
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angehen, immer wieder das Blut ihrer jungen Männer vergießen, nur um den Stolz ihrer Alten zu befriedigen, immer wieder seinen Boten mit der Meldung empfangen, wie viele Opfer sie der Kampf gekostet hatte. Es würde sich überhaupt nichts ändern.
    Nur dass seine Brüder nicht mehr an seiner Seite kämpfen würden.
    Die Tür ging auf. Cameron hätte sich nicht gewundert, wenn Sim hereingestürmt wäre, übers ganze Gesicht strahlend und sprudelnd vor Begeisterung wegen irgendeines lächerlichen Abenteuers, das Ruhm, eine Vergrößerung ihrer Viehbestände und Todesgefahr versprach. Aber es war nicht Sim, sondern Giric. Er warf einen Blick auf Breac, dann einen etwas längeren auf Gilly, und lehnte sich an den Türpfosten.
    »Ich dachte mir, dass du dich allmählich um die Bestattung kümmern solltest.«
    Cameron blinzelte. »Ist es denn schon Tag?«
    Giric runzelte die Stirn. »Hast du das denn nicht gemerkt?«
    Cameron schüttelte müde den Kopf. »Nein. Wie viele sind auf dem Schlachtfeld umgekommen?«
    »Wir haben sechs Männer verloren. Die Fergussons fünfundzwanzig. Aber das ist noch nicht alles.«
    Cameron stöhnte. Zu viele von seinen Leuten waren tot, aber daran ließ sich jetzt auch nichts mehr ändern. Er sann einen Augenblick darüber nach, bevor ihm Girics letzte Worte wieder ins Bewusstsein kamen. Er blickte auf. »Was gibt es noch?«
    »Die Hexe.«
    Cameron nickte erst geistesabwesend, doch dann wurde ihm klar, was sein Cousin eben gesagt hatte. Überrascht schaute er ihn an. »Die Hexe der MacLeods?«
    Giric zuckte kaum merklich mit der Schulter. »Sie machen eben die Wasserprobe mit ihr, unten am Loch ...«
    Cameron sprang auf. »Und du bist nicht eingeschritten?«
    »Allein schon ihre Schönheit ist verdächtig ...«
    »Giric, du bist ein verdammter Narr«, fuhr Cameron ihn an, während er die Kammer durchquerte und an seinem Cousin vorbeistürmte.
    Die Sonne kam gerade hinter den Hügeln im Osten hervor, während er durch den Burghof rannte. Fluchend lief er durch das Dorf und über die Wiese. Wenn sie noch am Leben war, wäre das ein Wunder, und wenn sie tot war, wäre es seine Schuld.
    Wenige Augenblicke später bahnte er sich einen Weg durch die Grüppchen von Männern, die unten am Ufer standen. Er machte sich nicht die Mühe, die Stiefel auszuziehen, bevor er ins Wasser watete. Er stieß zwei seiner Männer beiseite, um sehen zu können, was vor sich ging.
    Und dann sah er es: Sie hatten Sunshine MacLeod halb
    ertränkt. Das Mädchen hätte sich vielleicht sogar noch auf den Beinen halten können, doch die Männer zogen sie ihr immer wieder unter dem Leib weg. Wahrscheinlich glaubten sie, Sunshine so leichter unter Wasser halten zu können. Cameron musste mitansehen, wie es noch einmal geschah, bevor er endlich bei ihr war. Dann packte er Brice, einen seiner entfernteren Cousins, energisch an der Schulter und schob ihn zur Seite. Er musste untertauchen, um Sunshine an die Wasseroberfläche zu befördern. Sie hustete nicht einmal mehr.
    Cameron bückte sich, seine Schulter an ihren Bauch gedrückt, dann richtete er sich auf. Sie hing völlig leblos da. Zur Hölle mit Giric und den anderen! Er kämpfte sich durch das Wasser und stolperte hastig ans Ufer. Wütend verfluchte er die Dorfbewohner, die er für das, was geschehen war, allerdings nicht verantwortlich machte, und ebenso seine eigenen Männer, die er sehr wohl für schuldig hielt.
    »Macht Platz, damit das Mädchen Luft bekommt«, bellte er die Umstehenden an.
    Sie rückten zur Seite und bekreuzigten sich.
    Camerons Blick ließ sie weiter zurückweichen. Die Dorfbewohner drehten sich um und eilten davon. Seine Männer taten es ihnen gleich und machten sich ebenfalls davon, wenn auch deutlich langsamer. Lediglich Giric blieb zurück und beobachtete die beiden schweigend.
    Cameron legte Sunshine vorsichtig auf die Erde, drehte sie dann auf die Seite und schlug ihr mehrmals fest auf den Rücken. Sie hustete zwar und spuckte eine ganze Menge Wasser aus, kam aber nicht zu Bewusstsein. Cameron versuchte, noch mehr Wasser aus ihr herauszupressen, indem er ihr auf den Bauch drückte, aber irgendwann begriff er, dass er mit seinen Bemühungen nichts erreichte. Wenigstens atmete sie noch. Vorerst würde er sich damit wohl zufriedengeben müssen. Er sah seinen Cousin an.
    »Das habt ihr hervorragend hinbekommen«, sagte er frostig.
    Giric zuckte nur mit den Schultern. »Wie immer habe ich zuerst an die Sicherheit des Clans gedacht. Ich hätte

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