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Der Schatten des Highlanders

Titel: Der Schatten des Highlanders Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Lynn Kurland
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niemals eine wie die in die Burg mitgebracht ...«
    Cameron warf ihm einen Blick zu, der ihn ausnahmsweise einmal verstummen ließ. Giric war ein gefährlicher Narr, und gerade dass er so dumm war, machte ihn unberechenbar. Es war kein Geheimnis, dass Giric der Meinung war, er selbst sei der rechtmäßige Anführer des Clans. Dabei vergaß er, dass Camerons Vater, und nicht seiner, der vorherige Laird gewesen war, und dass sein Vater ihn für mehr als unfähig gehalten hatte, irgendjemanden woanders hinzuführen als auf den falschen Weg. Cameron traute ihm nicht, aber er achtete darauf, dass er in seiner Nähe blieb. So würde er schneller merken, wenn Giric eines Tages losschlug.
    »Allein, dass sie noch atmet, sagt doch schon alles«, fuhr Giric, unfähig, den Mund zu halten, mit seinen Verdächtigungen fort.
    »Sie ist keine Hexe«, schnaubte Cameron. »Wenn sie eine wäre, würde Breac noch leben, oder etwa nicht?«
    »Vielleicht ist sie ja nur nicht besonders gut.«
    Cameron blickte ihn unverwandt an. »Wenn du willst, dass sich mein Schwert durch deinen Leib bohrt, bis es hinten wieder herauskommt, dann sprich ruhig weiter.«
    Giric grinste ihn an. »Du hast dein Schwert doch gar nicht bei dir.«
    Mit Schrecken stellte Cameron fest, dass sein Cousin recht hatte. »Dann werde ich einfach deines benutzen.«
    »Tatsächlich?«
    Cameron richtete sich auf. »Allerdings. Sollen wir es ausprobieren?«
    Giric verschränkte die Arme vor der Brust. »Ich würde mir an deiner Stelle etwas genauer überlegen, gegen wen ich meine Klinge richte, Cousin. Man weiß nie, ob sie irgendwann nicht das Einzige ist, was zwischen dir und einer Vielzahl todbringender Hände steht.«
    »Ich werde daran denken«, erwiderte Cameron kühl.
    Giric warf einen letzten, langen Blick auf Sunshine, dann drehte er sich um und stapfte davon. Cameron sah ihm nach und wünschte sich sehnlichst, er hätte das beruhigende Gewicht seines Schwertes auf seinem Rücken gespürt. Doch er konnte nichts tun. Wenigstens hatte er noch die Dolche in seinem Stiefel und seinen klaren Verstand. Er würde also unversehrt zu seiner Burg zurückgelangen.
    Er hob Sunshine hoch und trug sie in seinen Armen auf demselben Weg zurück, den er gekommen war. Er beeilte sich, denn obwohl die Straßen menschenleer waren, wusste er, dass man ihn beobachtete. Seine Untertanen bekreuzigten sich wahrscheinlich heftig und kramten in ihren Häusern nach irgendwelchen Abwehrzaubern gegen das Böse — und dabei war es doch nur eine hübsche, unschuldige junge Frau, die bewusstlos in seinen Armen lag.
    Er betrat seinen mächtigen Stammsitz und bedachte seine Männer mit wütenden Blicken, während er an ihnen vorüberschritt und hinauf in sein Schlafgemach ging. Gilly war nicht mehr dort, aber Breac lag noch immer vor dem Kamin. Cameron hoffte inständig, er würde Sunshine nicht auch noch daneben legen müssen, bevor es Abend wurde. Er ließ sie auf sein Bett gleiten und sah sie an. Sie konnte auf keinen Fall so bleiben, wie sie war, sonst würde sie Schüttelfrost bekommen und sterben. Sie musste unbedingt aus ihren Kleidern heraus.
    Bloß wie? Er konnte sich nicht dazu überwinden, das Gewebe zu berühren.
    Ihr Rock war aus einem Stoff gewirkt, wie er ihn noch nie in seinem Leben gesehen hatte, nicht einmal in Edinburgh, wo er als junger Mann einmal gewesen war. Er war zwar nicht besonders abergläubisch, doch in diesem Fall stand für ihn fest, womit er es zu tun hatte.
    Mit Zauberei.
    Aber schließlich war er keine Zimperliese, und die Frau vor ihm würde sich den Tod holen, wenn er ihr nicht half. Er über-legte deshalb nicht länger, sondern holte sein Messer aus dem Stiefel und schlitzte ihren Rock von der Taille bis zum Saum auf. Dann zog er ihn unter ihr heraus und warf ihn hastig ins Feuer, wobei er ihn so vorsichtig wie möglich anfasste. Er legte noch ein paar Holzscheite nach, damit es besser brannte, holte tief Luft und ging wieder zum Bett hinüber.
    Die übrigen Kleider, die Sunshine trug, bedeckten sie vom Handgelenk bis zur Fessel und waren aus einem ebenso ungewöhnlichen Zauberstoff gemacht. Cameron schnitt ihr alles vom Leib. Er zwang sich, das, was sie unter dieser Schicht trug, nicht eines Gedankens zu würdigen, sondern schnitt ihr auch das vom Körper und warf alles ins Feuer. Er sah Sunshine nicht an, während er sie zudeckte.
    Zumindest nicht lange.
    Dann stand er neben der Leiche seines Bruders und beobachtete, wie die Flammen ganz allmählich das

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