Der Schatten des Highlanders
Zeug hinunterzuwürgen. Er hatte die ganze Nacht herrlich geschlafen, war in der Morgendämmerung erwacht und hatte eine sehr angenehme Viertelstunde damit verbracht, zuzusehen, wie es heller wurde und das Licht auf eine Frau neben ihm fiel, die im Schlaf wie ein Engel von Botticelli aussah.
Das war für ihn Anreiz genug, um seine derzeitige Situation so rasch wie möglich in Ordnung zu bringen.
Er wälzte sich aus dem Bett, testete die Belastbarkeit seines Magens, dann trat er aus dem Schlafzimmer und schloss die Tür hinter sich. Derrick ging auf der anderen Seite des Wohnzimmers auf und ab und sprach dabei leise in sein Handy. Cameron trat hinüber zu dem kleinen Esstisch am Fenster und bestellte ein herzhaftes Frühstück für zwei.
Als der Zimmerservice kam, hatte Derrick sein Telefongespräch beendet. Cameron ließ sich mit ihm nieder und zusammen machten sie sich über ein Frühstück her, das sicher nicht nach Sunnys Geschmack gewesen wäre.
»Nun?«, fragte Cameron, als er seinen Teller wegschob.
»Hier sind die Nachrichten von gestern«, sagte Derrick. »Oliver meinte, Nathans Männer seien fuchsteufelswild gewesen, als sie merkten, dass an Ihrer Stelle er und Rufus die lange Autofahrt nach Inverness gemacht hatten. Rufus schnappte sich einen und brachte seine Abneigung mit den Fäusten zum Ausdruck. Der Anführer entkam. Der letzte, Jim, hatte das Pech, Oliver in die Hände zu fallen.«
»Wirklich?«, fragte Cameron interessiert. »Und wie ging es für den Kerl aus?«
Derrick lächelte. »Oliver hat ihn ins Pub mitgenommen, alle Geheimnisse aus ihm herausgelockt und sie dann gleich am nächsten Morgen gnadenlos gegen den Kerl verwendet, als der mit einem gewaltigen Kater aufwachte. Dann drohte er, dass wir ihn windelweich prügeln würden, wenn er sich nicht auf unsere Seite schlägt.«
Cameron lehnte sich zurück. »Sehr einfallsreich. Was wird mich das kosten?«
»Er hat bisher hundert Pfund am Tag verdient. Er wurde ganz atemlos beim Gedanken an dreihundert Pfund plus Bonuszahlungen, wenn er etwas Nützliches zustande bringt. Oliver wies ihn darauf hin, dass wir Nathans Büros und Telefone allesamt angezapft haben und es erfahren würden, wenn er uns verriete. Apropos, wo wir gerade davon sprechen, ich habe heute Morgen zufällig eine sehr interessante Unterhaltung mitgehört.«
»Wirklich?«
Derrick nickte. »Ich habe Nathans Privathandy abgehört, und er unterhielt sich mit jemand, der einen besonders starken schottischen Akzent hatte. Ich konnte nicht ausmachen, ob es ein erwachsener Mann oder ein junger Bursche war, der versuchte, seine Stimme rauer klingen zu lassen, damit er sich wie ein Mann anhörte.« Derrick sah ihn mit ernster Miene an. »Er verwendete vermutlich irgendein raffiniertes Sprachverzerrungsprogramm.«
»Ein Taschentuch über der Sprechmuschel?«
Derrick grinste ihn an. »Ja, so etwas in der Art muss es gewesen sein.«
»Und, was hatte dieser Meister der Sprachverzerrung zu sagen?«, fragte Cameron.
»Er meinte, es sei vielleicht an der Zeit, ein bisschen in Ihrem Hintergrund herumzustochern.« Derrick hielt inne. »Irgendetwas herauszufinden, um Sie gefügig zu machen.«
Cameron erstarrte.
»Nathan sagte, ich zitiere: >Er ist Alistairs Neffe; was gibt es da sonst noch herauszufinden?« Und die Antwort lautete: >Er ist viel mehr als das.<«
Cameron hatte zeit seines Lebens die Fähigkeit perfektioniert, auf schockierende Dinge stoisch zu reagieren. Das war so gewesen, als er vom Tod seines Vaters erfahren hatte, damit der Clan nicht dachte, er sei als Anführer ungeeignet. Er hatte es unzählige Mal in der Schlacht geprobt, damit seine Feinde nicht auf die Idee verfielen, sie hätten die Oberhand. Er hatte diese Fähigkeit acht Jahre lang in der Zukunft bewiesen, damit alle um ihn der Meinung waren, er sei nicht zu erschüttern.
Dennoch konnte er nicht verhindern, dass ihm jetzt vor Staunen der Mund offen stand. »Was für ein schrecklicher Unsinn«, brachte er heraus.
Derrick sah ihn nur milde an. »Das würde ich auch sagen. Der Kerl hat aufgelegt, und Nathan hat noch ein paar Minuten getobt, warum er gezwungen sei, sich mit solchen betrunkenen Schotten überhaupt abzugeben, dann hat er ebenfalls aufgelegt.« Er hielt inne. »Wissen Sie, Cameron, ich frage mich allmählich, ob wir diese ganze Sache nicht unter einem ganz falschen Blickwinkel betrachten? Ich frage mich, ob wirklich Nathan hinter all den Problemen mit Ihren Firmen steckt.« Er machte eine
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