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Der Schatten des Highlanders

Titel: Der Schatten des Highlanders Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Lynn Kurland
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sie offensichtlich von allen guten Geistern verlassen.
    Zunächst faselte sie auf Gälisch, dann hörte er etwas, was in seinen Ohren wie Französisch klang, und dann perfektes Englisch — obwohl: Ganz so perfekt war es gar nicht. Ihre Worte waren zwar durchaus verständlich, aber sie sprach sie ziemlich seltsam aus. Cameron spähte um die Ecke und sah, wie Sunny immer wieder über die Türschwelle der Hütte schritt, wobei sie bei jedem Mal verzweifelter wirkte. Rasch zog er den Kopf wieder zurück und überlegte, was das Ganze
    wohl zu bedeuten hatte. Offenbar erwartete sie, etwas in der Hütte vorzufinden, was nicht da war. Und irgendwie konnte er das sogar nachvollziehen, denn als er Sunny über die Schulter geschaut hatte, war er ebenso überrascht gewesen wie sie: Das Haus war vollkommen leer - ganz im Gegensatz zu jenem, aus dem er sie herausgezerrt hatte.
    Er grübelte weiter und merkte deshalb erst nach einer Weile, dass das Fluchen inzwischen aufgehört hatte. Panisch schoss er um die Ecke, wo er Sunny vor der Türschwelle knien sah. Sie wiegte sich vor und zurück und murmelte auf Gälisch etwas über Zeittore, Kreuze auf einer Landkarte und den Tod, den sie einem gewissen MacLeod namens James wünschte.
    Letzteres konnte er immerhin nachvollziehen.
    Er ging zu ihr und blieb neben ihr stehen. »Sunny?«
    Sie blickte zu ihm auf. Auf ihrem Gesicht war schiere Verzweiflung zu lesen. »So nennt mich meine Schwester immer.«
    Er runzelte die Stirn. »Ja, das habt Ihr mir erzählt.« War es für sie eine solche Qual, dass er sie so nannte, weil sie ihre Schwester so furchtbar vermisste? Oder gab es vielleicht - der Himmel bewahre! - einen Grund, den nur eine Frau nachempfinden konnte, der ihm jedoch verborgen blieb und den er vermutlich auch nicht besonders erquicklich finden würde, wenn er ihn erfuhr? Der richtige Umgang mit schluchzenden Frauen war nicht gerade seine Stärke.
    Aber schließlich war er alles andere als ein Feigling, und so fasste er sich ein Herz, straffte die Schultern und ging neben Sunny in die Hocke.
    »Was ist geschehen?«, fragte er mitfühlend. »Sagt es mir, dann können wir etwas dagegen unternehmen.«
    Sie sah ihn lange an, ohne dass ein Ton über ihre Lippen kam, als sei das, was sie ihm zu sagen hatte, so ungeheuerlich, dass sie einfach nicht die richtigen Worte dafür fand.
    Cameron zwang sich, ihren Mund zu ignorieren. Er wusste, wie sich diese Lippen auf seinen anfühlten, und es erforderte eine gehörige Portion Selbstbeherrschung, sich nicht einfach vorzubeugen und sie noch einmal zu kosten.
    Er legte sich die Hand über die Augen. Bei allen Heiligen! Offenbar war er schon genauso närrisch wie die Frau ihm gegenüber. Da hockte er, weniger als eine halbe Wegstunde von Malcolm MacLeods Burgtor entfernt, sodass sein erster Gedanke seinem Schwert hätte gelten sollen. Und doch konnte er an nichts anderes denken als an Sunshine Phillips’ Lippen.
    Das war der blanke Wahnsinn!
    Er zog sie hoch, stellte sie auf die Beine und versuchte, sich auf das vorliegende Problem zu konzentrieren. »Warum ist die Einrichtung Eures Hauses nicht mehr da? Haben die MacLeods all Eure Habseligkeiten gestohlen, während Ihr fort wart?«
    Sie setzte an zu sprechen, aber dann schüttelte sie den Kopf. »Wenn ich es Ihnen erzählte, würden Sie mir nicht glauben.«
    »Gewiss würde ich das«, entgegnete er ohne zu zögern.
    »Nein, bestimmt nicht«, gab sie ebenso überzeugt zurück. »Und selbst wenn ich es Ihnen erzählen würde, könnten Sie mir nicht helfen. Ich denke, es ist am besten, wenn Sie von hier verschwinden, bevor die MacLeods Sie entdecken.«
    »Ich werde Euch auf keinen Fall allein hier zurücklassen«, antwortete Cameron entschieden, »und ich kann Euch helfen. Ihr vergesst wohl, wen Ihr vor Euch habt.«
    Sie lächelte, aber er hatte nichts Herablassendes. »Ich habe keineswegs vergessen, wer Sie sind.«
    »Dann beantwortet mir meine Fragen!«
    Sie blickte ihn lange an und nickte dann.
    »Nun gut, ich werde Ihnen alles erzählen. Aber zuerst müssen Sie mir Ihre Hände zeigen.«
    Er blinzelte verwirrt. »Weshalb das?«
    »Mir wäre um einiges wohler, wenn ich sie weit entfernt von Ihrem Schwertgriff wüsste.«
    Er hob langsam die Hände.
    Sunny folgte ihnen mit den Augen, sah ihn an und holte schließlich tief Luft. »Also gut. Was ich Ihnen jetzt erzähle, ist die Wahrheit. Das, was sich zwischen dem Äußeren und dem Inneren dieses Hauses befindet, ist keine normale Türschwelle.

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