Der Schatten des Highlanders
Interesse ihrer geistigen Gesundheit, sich ein paar Details von der Seele zu reden, dann würde er sie ohne viel Federlesens zum Sprechen bewegen.
»Ist der kleine Ian oben?«, fragte sie Zachary. Vielleicht konnte sie unbemerkt hinaufhuschen und der Befragung ganz entkommen.
»Vermutlich ist er im Badezimmer.«
»Na, dann suche ich ihn mal«, sagte sie und nahm ihm ihre Tasche ab.
»Danke fürs Herbringen.«
»War mir ein Vergnügen.«
Sie wartete, bis sich ihre Augen an die Lichtverhältnisse gewöhnt hatten, dann ging sie durch den großen Saal. Auf halbem Weg zur Treppe merkte sie, dass der Raum nicht leer war. Jamie saß vor dem Kamin und unterhielt sich mit jemandem. Er blickte auf, lächelte und winkte sie herüber. Sie nahm an, dass Klein-Ian noch ein paar Minuten länger ohne ihre Hilfe überleben würde, daher nickte sie und ging hinüber zu seinem Sessel.
Erst dann sah sie, wer ihm gegenüber saß.
Ihre Tasche glitt ihr aus den Fingern und landete auf dem Boden. Das Geräusch von zerbrechendem Glas hallte in der Stille des Saals wider.
Cameron stand rasch auf. Er nahm sie am Arm und zog sie hinüber zu seinem Sessel.
»Setzen Sie sich«, befahl er.
Sie setzte sich hin, bevor sie sich eines Besseren besinnen konnte. Anscheinend war sie in einem anderen Jahrhundert schon zu oft von ihm herumkommandiert worden. Sie sah zu, wie er in ihrer Tasche herumwühlte und die Utensilien herauszog, die noch zu retten waren. Nur wenige Augenblicke später erschien Zachary schon mit einem Lappen. Er sagte nichts und sah Cameron nur immer wieder vielsagend an, während er den Boden wischte.
Endlich richtete sich Zachary auf. »Komm, Sunny. Bereiten wir den Tee für Ian.«
Sunny hievte sich aus dem Sessel, und stand nun direkt vor Cameron. Sie wollte ihn nicht ansehen, aber es ließ sich nicht vermeiden. Er trug Jeans und eine Art langärmeliges Hemd. Hätte sie es nicht besser gewusste, dann hätte sie ihn einfach für einen durchschnittlichen, wenn auch außergewöhnlich gut aussehenden Highlander gehalten.
Doch sie wusste es besser.
»Setz dich wieder zu uns, wenn du fertig bist, Sunshine, sei so gut«, sagte Jamie. »Unser guter Lord Robert hat beschlossen, die Hälfte der finanziellen Lasten für das neue Freizeitzentrum im Dorf zu übernehmen, und wir würden gerne deine Meinung hören.«
Bevor sie eine Ausflucht ersinnen konnte, hatte Zachary sie schon an der Hand genommen und aus der Schusslinie gezogen. Sie seufzte erleichtert, als sich die Küchentür hinter ihnen beiden schloss.
»Danke«, sagte sie.
»Interessant«, bemerkte er.
»Hör auf«, legte sie ihm nahe.
Er lachte und warf die Lumpen mit den Glassplittern in den Mülleimer. »Jetzt erzähl schon, Sunny. Ich sterbe vor Neugier.«
»Dann musst du noch ein wenig länger sterben«, sagte sie mit eiserner Entschlossenheit. Und von dieser Haltung würde sie nicht abweichen.
Er lehnte sich an die Küchentheke und verschränkte die Arme vor der Brust. »Du weißt, Sunshine, wir mögen es nicht, wenn jemand unseren Frauen etwas antut.«
»Bist du neuerdings etwa ein MacLeod?«, fragte sie mit spöttischem Schnauben.
Er warf ihr einen gleichmütigen Blick zu. »Ich bin niedergekniet und habe Jamie meine Gefolgschaft geschworen, ebenso wie du, meine kleine Freundin aus den Kolonien. Und ich werde wiederholen, was ich damals sagte: Wir MacLeods mögen es nicht, wenn jemand unseren Frauen etwas antut. Wer das nicht beachtet, wird es bitter bereuen.«
»Mir hat niemand etwas getan.«
Er schürzte die Lippen, drehte sich aber von ihr weg und bereitete den Tee aus den Kräutern zu, die sie ihm reichte. Er wandte ihr weiter den Rücken zu, solange der Tee ziehen musste, dann goss er ihn in eine Thermoskanne. »Ich werde nichts verraten«, versicherte er, als er sich umdrehte und ihr die Kanne reichte. »Aber ich werde die Augen offen halten. Und er wird dafür bezahlen, wenn er dir auch nur ein Haar krümmt.«
Sie floh aus der Küche, bevor sie antworten musste, und steuerte auf die Treppe zu, ohne sich einen Blick in den Saal zu erlauben. Sie wäre am liebsten die Treppe hinaufgerannt, aber das schaffte sie noch nicht, also begnügte sie sich damit, sie so rasch wie möglich hochzusteigen.
Und dann sah sie auch, dass sie sich noch auf etwas anderes konzentrieren musste als auf ihr gebrochenes Herz. Klein-Ian, Jamies ältester Sohn, ging es wirklich hundeelend. Sie fand ihn in Elizabeths Badezimmer mit grünlichem Gesicht auf dem Boden sitzend
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