Der Schatten des Highlanders
Geschäft besteht nur aus mir und ein, zwei Bekannten, denen ich vertraue. Wir suchen nach Dingen, die man normalerweise nicht mehr findet, und wir kaufen sie von Menschen, die sie nicht verkaufen wollen, aber durch die Umstände dazu gezwungen sind. Es reicht natürlich nicht mal für die Butter aufs Brot, aber ich mag alte Sachen einfach.«
»Und wie alt sind Sie?«, fragte Madelyn.
Sunny gab ihrer Schwester unter dem Tisch einen Tritt. Madelyn warf ihr einen wütenden Blick zu, dann lächelte sie Cameron an.
»Nun?«, fragte sie nach.
»Fünfunddreißig«, sagte er leichthin. »Und wie alt sind
Sie?«
»Vorsicht«, warf Patrick mit einem belustigten Lächeln ein, »meine Frau ist Anwältin. Wenn Sie Gegenfragen stellen, ziehen Sie den Kürzeren.«
Cameron lächelte Madelyn an. »Davor habe ich keine Angst, obgleich ich mir das Recht Vorbehalte, nicht zu antworten, wenn ich dadurch wie ein Esel dastehe.«
Sunny vermutete, dass Madelyn ihm ihre Standardantwort gab, dass sie ihn in Ruhe lasse, solange er sich kooperativ zeige, aber sie konnte die genauen Worte ihrer Schwester nicht verstehen. Das Blut in ihren Ohren rauschte so laut, dass sie kaum noch etwas um sich herum wahrnahm.
Fünfunddreißig? Wann war Robert Francis Cameron Mac Cameron fünfunddreißig geworden?
Hatte er schon so lange in der Zukunft gelebt?
Vielleicht waren diese zwei Wochen, die er mit ihr in der Vergangenheit verbracht hatte, so unbedeutend gewesen, dass er sie tatsächlich vergessen hatte. Oder vielleicht liebte er diese blonde Schreckschraube ja wirklich, die sich nichts dabei dachte, einer Betrunkenen auf die Hand zu treten - oder unschuldigen Kräuterhexen, die einfach nur versuchten, ihrem widerlichen Ex-Arbeitgeber zu entfliehen.
»Es war keine Absicht, dass ich sie fast überfahren hätte«, sagte Cameron gerade. »Ich flüchtete vor einem formellen Abendessen, und ich fürchte, ich war mit den Gedanken woanders.«
»Und Sie dachten, Sunny würde Ihnen stattdessen etwas zu essen anbieten?«
Sunny sprang auf. »Ich glaube, ich habe Hope gehört. Ich schau besser mal nach ihr.«
Sie schoss aus der Küche, bevor sie sich seine Antwort anhören musste. Sie wollte nicht wissen, warum er hergekommen war oder vor was er floh oder was er von ihr hielt.
Sie ging in Patricks Bibliothek und hoffte, Cameron wäre bald so genervt von Madelyns Fragerei, dass er heimgehen würde. Bis dahin gedachte sie sich zu verstecken.
Unglücklicherweise brannte im Kamin in der Bibliothek kein Feuer, und die Eiseskälte ließ sie noch stärker erschauern als das, mit dem sie in der Küche konfrontiert war. Es hätte sie nicht überrascht, eine Gruppe von Geistern in den Sesseln sitzen zu sehen, wenn sie sich umdrehte. Das hatte sie früher schon hier erlebt. Aber vielleicht dachten sogar die Gespenster, sie sei auch so schon verwirrt genug, sodass sie sie nicht auch noch mit ihrer überirdischen Erscheinung belästigen mussten.
Cameron war fünfunddreißig. Sie konnte es nicht glauben.
Sie stand da, und diese Zahl wirbelte ihr durch den Kopf, bis sie Schritte hörte, die ein Stück hinter ihr stehen blieben.
Es war noch nicht genug Zeit vergangen, als dass Madelyn Mitleid mit ihr gehabt und ihn hinausgeworfen haben könnte. Wahrscheinlich war es nur Patrick, um ihr zu sagen, sie solle sich zusammenreißen und höflich sein. Vermutlich hatte er recht. Zumindest das konnte sie ja wohl zustande bringen. Sie holte tief Luft und drehte sich um, bereit, klein beizugeben. Aber es war nicht Patrick, der da stand.
Es war Cameron.
Er lehnte am Türrahmen und beobachtete sie. »Ihr Tee wird kalt«, sagte er ruhig.
»Ich bin nicht durstig«, brachte sie hervor.
Er runzelte die Stirn. »Habe ich irgendetwas getan, was Sie verletzt hat, Mistress Sunshine?«
Sie hatte das Gefühl, als hätte ihr gerade jemand einen Schlag in die Magengrube versetzt, und sie bekam kaum Luft.
Wie konnte er nicht wissen, was er ihr angetan hatte?
»Natürlich nicht.« Sie biss sich heftig auf die Lippe. Nur das bewahrte sie noch davor, in Tränen auszubrechen.
Sie war wirklich keine Heulsuse — wenn man einmal von den vergangenen zwei Wochen absah. Normalerweise rannte sie vor ihren Problemen davon oder versuchte sie in der Gartenerde zu vergraben oder sie von ihren Pfannen und Kochtöpfen wegzuscheuern. Unglücklicherweise war es zu dunkel, um einfach zur Tür herauszulaufen, und Madelyns Pfannen und Töpfe waren bereits gespült. Jetzt konnte sie nur noch am
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