Der Schatten des Highlanders
anderen Ende des Raumes stehen bleiben - in gebührender Entfernung von einem Mann, der sie wiederholt mit seinen Küssen fast um den Verstand gebracht hatte, und das vor fast siebenhundert Jahren, und zu versuchen, nicht in hemmungsloses Schluchzen auszubrechen.
Und dann wurde ihr auf einmal schlagartig und mit einem Gefühl schrecklicher Gewissheit klar, dass er nicht vorgab, sie nicht zu kennen. Der Ausdruck äußerster Verblüffung auf seinem Gesicht war echt.
Er erinnerte sich wirklich nicht an sie.
Irgendetwas war offenbar geschehen, etwas Furchtbares, etwas, das alles ausgelöscht hatte, das er über seine Vergangenheit wusste - oder zumindest über den Teil seiner Vergangenheit, in dem sie vorkam. Diese Erkenntnis war so schockierend, dass sie die Hand auf den Mund presste, um keine eigenartigen Laute von sich zu geben.
Mit ein paar Schritten durchmaß er den Raum und fasste sie an den Schultern. »Werden Sie ohnmächtig?«, fragte er erschrocken.
Sie schüttelte den Kopf, dann rückte sie von ihm ab. Würde er sie nämlich tatsächlich in Arme schließen, dann würde sie eigenartige Laute von sich geben.
»Mir geht es gut.«
»So sehen Sie aber nicht aus. Warum kommen Sie nicht mit rüber und setzen sich ans Feuer?«
Sie wollte nicht, aber sie wusste, wenn sie jetzt Nein sagte, dann würde er sie hochheben und einfach dorthin tragen, wo er sie haben wollte. Trotz seines geschliffenen Benehmens hatte er sich vermutlich nicht so sehr verändert. Also nickte sie und ließ sich von ihm in den großen Saal der Burg zurückführen, der inzwischen zum Wohnzimmer umgebaut worden war. Patrick hatte Feuerholz aufgeschichtet und zog gerade vier Sessel näher an den Kamin. Cameron führte sie zu dem Sessel, der dem Kamin am nächsten stand, dann setzte er sich neben sie.
Sunny hörte die anderen um sich herum reden, aber sie bekam nicht mit, was gesagt wurde. Sie blickte starr auf Camerons Füße, damit sie nicht versucht war, sein Gesicht anzusehen. Vermutlich hatte er seine Stiefel im Edinburgh der Gegenwart erstanden. Der Grad ihrer Abnutzung ließ sie jedoch vermuten, dass er, ganz gleich, was er sonst so machte, immer noch gern durch sein Land streifte. Seine Knie mochten zwar mit Jeansstoff bedeckt sein, aber er rieb sie sich immer noch gedankenverloren gegen die Kälte, gerade so wie damals, als sie ihn ebenfalls dabei beobachtet hatte. Und sie nahm an, hätte er ein Messer zur Hand, so würde er immer noch auf die gleiche Art damit herumspielen.
Sie blickte widerstrebend auf und ließ den Blick über das Denim-Hemd gleiten, das seine Schultern bedeckte, um die sie Dutzende Male ihre Arme geschlungen hatte, und dann weiter über sein Gesicht. Sie musste mehrmals blinzeln, um es wirklich klar sehen zu können.
Ein Schauer durchlief sie, als Cameron eine schwarze Lederjacke von seiner Stuhllehne nahm und sie ihr umlegte.
»Das ist nicht nötig«, sagte sie rasch.
Er warf ihr einen Blick zu, der besagte, dass er nicht die Absicht hatte, auf ihre Proteste einzugehen. Sie hatte diesen Blick früher schon an ihm bemerkt, mehr als einmal.
Es brachte sie fast um, ihn jetzt wieder zu sehen.
Er zog ihr den Kragen bis unters Kinn, dann setzte er sich wieder hin. Sunny schloss die Augen. Die Jacke roch nach ihm, nach der Heide und dem Wind in den Highlands. Das war mehr, als sie ertragen konnte. Sie stellte die Füße auf den Sessel, zog ihre Knie an, legte den Kopf darauf und begann zu weinen. Ihr war egal, was die anderen dachten. Sie konnte diese Qual einfach keinen Moment länger ertragen.
Cameron legte sanft seine Hand auf ihren Kopf. »Lassen Sie sich von mir nach Hause bringen, Sunshine«, sagte er ruhig. »Mit Kopfverletzungen ist nicht zu spaßen.«
»Woher wissen Sie das denn?«, fragte Madelyn prompt.
Cameron schwieg eine Weile. »Ich hatte auch mal eine«, sagte er schließlich, »und es hat Monate gedauert, bis ich wieder ganz der alte war.«
»Wirklich?«, fragte Patrick und klang dabei neugieriger, als angemessen war. »Wann war das?«
»Vor acht Jahren«, antwortete Cameron in einem Ton, als gebe er das nur widerstrebend preis. »Ich war einen Monat lang im Krankenhaus. Dort wäre ich noch länger geblieben, wenn mich nicht Alistair und Moraig herausgeholt hätten.«
Sunny hob den Kopf und sah ihn mit tränennassen Augen an. »Moraig MacLeod? Sie kannten sie?«
»Ja«, sagte er. »Ich nehme an, Sie auch, da Sie in Ihrem Haus wohnen.«
Sunny brachte kein Wort heraus. Ich werde dir mein
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