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Der Schatten des Highlanders

Titel: Der Schatten des Highlanders Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Lynn Kurland
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am Tisch hinter ihr flüssig dahin, wie sonst nach dem Abendessen auch. Es hätte tröstlich sein können, aber unglücklicherweise konnte sie es kaum ertragen, Cameron Gälisch sprechen zu hören, mit dem mittelalterlichen Akzent, den er immer noch hatte.
    Er räusperte sich plötzlich. »Vielleicht sollten wir Englisch
    sprechen«, sagte er auf Englisch, »mit Rücksicht auf Mistress Sunshine.«
    »Das ist nicht nötig«, sagte Patrick. »Sunny und Madelyn sprechen beide so gut Gälisch, als ob sie hier aufgewachsen wären.«
    Cameron zeigte sich überrascht, dass sie und Madelyn seine Sprache beherrschten, und Patrick erklärte ihm, die Phillips-Mädchen seien immer für eine Überraschung gut. Madelyn lachte, und sie begannen über Dorfangelegenheiten zu plaudern, gefolgt von einer Diskussion über das neue Freizeitzentrum.
    Sunny fragte sich, wie sie den Abwasch über den ganzen Abend ausdehnen könnte.
    Als sie dann die Überreste einer nichtexistenten angebrannten Kruste von einer Pfanne schrubbte, trat Madelyn zu ihr und legte ihr den Arm um die Schultern.
    »Alles in Ordnung?«, flüsterte sie.
    »Das ist dir doch wohl ziemlich egal«, murrte Sunny.
    »Es ist mir nicht egal. Ich konnte nur einfach den armen Mann nicht wieder in die Nacht hinausschicken, so grün, wie er im Gesicht war. Aber dich schick ich hier gleich raus, wenn du nicht aufhörst, meine Pfanne durchzuscheuern.«
    Sunny hörte auf, dann holte sie tief Luft und spülte die Pfanne aus. »Ich bin fertig.«
    Madelyn küsste ihre Wange. »Wir besprechen das später.«
    »Da gibt es nichts zu besprechen, du Psychotante.«
    »Sunny, ich bin nicht blöd. Es gibt Dinge, die du mir verschweigst. Dinge, die du mir erzählen solltest. Du würdest dich besser fühlen.«
    »Bitte, Maddy«, flüsterte Sunny, »nicht heute Abend.«
    Madelyn taxierte sie unbeirrt noch ein, zwei Minuten, dann nickte sie langsam. »Also gut. Heute Abend nicht. Aber bald.«
    Sunny schloss kurz die Augen, nickte und stellte die Pfanne beiseite. Sie wischte die Arbeitsflächen ab und suchte dann
    nach einer anderen Beschäftigung. Sie kochte Tee, aber das dauerte nicht so lange, wie es ihr recht gewesen wäre. Viel zu bald stand ihre Schwester wieder neben ihr und schnitt den Kuchen in Stücke.
    »Setz dich hin«, sagte Madelyn und stupste sie mit dem Ellbogen an.
    Sunny seufzte, dann trug sie die Sachen für den Tee zum Tisch und schenkte vier Tassen ein.
    Cameron nahm eine und schnupperte daran. »Minze«, schwärmte er. »Köstlich! Vielen Dank.«
    Sunny nickte, aber sie konnte ihn nicht ansehen. Sie war so angespannt, dass sie fürchtete, die kleinste Kleinigkeit könnte sie zum Explodieren bringen. Sie war kurz davor, aus der Küche zu stürmen und den ganzen Weg nach Hause zu rennen. Was sie davon abhielt, war nur, dass Cameron ihr folgen würde, und dann wäre sie auch noch allein mit ihm.
    Und das wäre tausend Mal schlimmer.
    Also setzte sie sich hin und hörte ihm zu, wie er entspannt mir ihrer Schwester und ihrem Schwager plauderte. Was zum Teufel machte er hier?
    »Erzählen Sie uns von sich«, bat Patrick. »Es kommt ja nicht oft vor, dass ich einen Cameron bei mir zu Gast habe.«
    Sunny fand eine Kopfhaltung, in der sie Cameron perfekt aus dem Augenwinkel beobachten konnte. Es war eine Qual, aber sie konnte nicht anders. Sie drehte sich noch ein kleines Stück und gestand sich einen offenen Blick auf ihn zu.
    Er war schön. Nein, nicht schön. Aber er zog die Blicke auf sich. Sein Gesicht sah noch genauso aus wie damals im mittelalterlichen Schottland, aber es war noch etwas hinzugekommen. Kleine Altersfältchen in den Augenwinkeln, die seinem Gesicht Ausdruckskraft und Charakter verliehen. Sein Haar war genauso dunkel wie einst und fast genauso lang, und er strich es noch immer ungeduldig mit den Fingern aus dem Gesicht, wenn es ihm in die Augen fiel.
    Und seine Augen waren noch immer von jenem strahlenden
    Blau, und aus ihnen sprach sowohl Leidenschaft wie auch gutmütiger Humor.
    Sie beobachtete ihn noch eine Weile länger und bemerkte, dass da auch noch etwas anderes war. Es war dieselbe Traurigkeit, die sie damals in seinen Augen gesehen hatte, wenn er darüber sprach, seinen Clan zurückzulassen, nur war diese jetzt noch ausgeprägter. Was hatte er verloren?
    Und warum zum Teufel hatte er sie nicht sofort wiedererkannt?
    »Meinen Antiquitätenladen betreibe ich eigentlich mehr als Hobby«, sagte er gerade mit einem leisen, bescheidenen Lächeln. »Das

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