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Der Schatten des Horus

Der Schatten des Horus

Titel: Der Schatten des Horus Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Thilo P. Lassak
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beschwörenden Worte von Faux durch seinen Kopf. Sie wollten seine Seel e … Anders als die alten Ägypter hatte er bloß sehr vage Vorstellungen, was sich hinter diesem abstrakten Begriff verbarg. Ihm war nur klar, dass er sie nicht kampflos aufgeben würde.
    Bei jedem Schritt, den sie näher kamen, schien sich die Moschee wie eine Festung immer höher aus dem Boden zu schrauben. Ihr Grundriss war riesig. Rund um die drei schmalen Türme wanden sich Plattformen wie die Nester eines Vogel Greif. Über ihre Brüstung lehnten sich unzählige Gläubige und sahen in die Tiefe. Hoch über ihren Köpfen blitzten die goldenen Spitzen. Tausend Jahre sollte das Gebäude alt sein. Spruchbänder mit arabischen Zeichen waren an den Außenmauern angebracht. Die Lautsprecher, die fünfmal an jedem Tag die Gebete der Muezzine über die halbe Stadt schmetterten, passten nicht recht zu dem mittelalterlichen Anblick.
    Unter einer dicken Palme musste Sid kurz verschnaufen, aber ihre vertrockneten Blätter spendeten kaum Schatten. Aus einer schier endlosen Schlange von Bussen tröpfelten einheimische Männer, teils in westlicher Kleidung, teils in Kaftanen, und schoben sich wie eine Karawane durch die Pforten des heiligen Hauses. An einer geschmiedeten Absperrung stoppten Sid und Rascal endgültig. War Nichtmuslimen das Betreten des Vorplatzes erlaubt? Darüber hatte sie Yusuf nicht aufgeklärt. Wie sollten sie ihn in diesem Gedränge finden? Einen grauen Anzug trug beinahe jeder Dritte.
    »Mist!«, stellte auch Rascal fest. »Er hätte uns ein bisschen genauer beschreiben können, wo er sich aufhält.«

Sid lächelte schwach. »Darf ich dich daran erinnern, dass ich der wahrscheinlich beste Fährtensucher der Welt bin?« Er schloss die Augen und schnüffelte. Millionen von Duftmolekülen stürmten auf seine Nase ein. Die Fähigkeit, die er seit seinem Unfall hatte, verwirrte ihn noch immer. Aber manchmal war sie ziemlich nützlich. Plötzlich meinte er einen Hauch von Yusufs Rasierwasser wahrzunehmen, aber der Geruch ließ sich nicht festhalten. Er drehte langsam den Kopf und versuchte Yusufs Stimme aus dem Gemurmel herauszufiltern. Sieben verschiedene Sprachen drangen an sein Ohr. Irgendwo war ein vertrautes Lache n …
    Unsicher blinzelte er gegen die Sonne an. Mit erhobenen Armen winkend eilte Yusuf auf sie zu. In einer Wolke von Calvin Klein.
    »Meine Freunde sind gekommen, wie schön!«, jubelte er mit ansteckender Fröhlichkeit. Vor dem Zaun stoppte er und tippte sich an die Stirn. » Malesh! Macht nichts! Auch der lange Weg führt endlich zum Ziel!« Mit ausladenden Schritten ging er um die Absperrung herum.
    Rascal lächelte, aber Sid war nicht nach guter Laune zumute. »Eins erklären Monsieur Faux’ Worte aber nicht«, murmelte er. »Warum höre und rieche ich plötzlich so gut? Das hat ja wohl nichts mit der Seele zu tun!«
    Rascal schlug mit der Faust in die offene Hand. »Das wüsste ich auch zu gerne. Wir werden es herausfinden, das verspreche ich dir!«
    »Also, was soll ich euch zeigen?« Yusuf schüttelte ihnen beiden so herzlich die Hände, als habe er liebe Verwandte nach vielen Jahren wiedergetroffen. Sid fand seine Freundlichkeit plötzlich übertrieben und aufgesetzt. Vielleicht war Rascals Misstrauen ja doch begründet gewesen. Allerdings schien sie inzwischen regelrecht begeistert von Yusuf zu sein.
    Rascal lachte schon wieder. »Für mein Notebook fehlt mir leider immer noch das Kabel. Fahr uns in ein gutes Internetcafé und du hast den Job!«
    Als Antwort zeigte Yusuf auf einen verrosteten Ford Kombi. »Wenn es weiter nichts ist, habe ich mein Bakschisch leicht verdient. Bitte einzusteigen!« Höflich hielt er Rascal die Tür auf.
    Sid zog den Kopf ein und quetschte sich neben sie auf die Rückbank. Mit Unbehagen inspizierte er die Schaumstofffüllung, die aus zahlreichen Löchern aus den Sitzen quoll. In Amerika wäre der Wagen sicherlich längst aus dem Verkehr gezogen worden. Als der Motor beim dritten Startversuch endlich ansprang, beugte er sich dicht zu Rascals Ohr. »Das ist kein Auto, das ist eine Gehhilfe«, murmelte er. Rascal brach in Gelächter aus.
    »Schön, dass du deinen Humor noch nicht verloren hast.« Sie sah ihn durchdringend an und verwuschelte seine Haare.
    In Sids Bauch hob eine Rakete ab. Am liebsten hätte er sie jetzt geküsst. Nur Yusufs Augen im Rückspiegel hielten ihn davon ab. Plötz
    lich drehte ihr Fahrer das Radio lauter. Dieselbe durchdringende Frauenstimme wie am Morgen

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