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Der Schatten des Horus

Der Schatten des Horus

Titel: Der Schatten des Horus Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Thilo P. Lassak
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nur und reichte ihm ihre Hand. Das silberne Herz um ihren Hals rutschte aus dem Kragen des Kleids und schlug unschuldig gegen den Stoff. Sid versuchte sich aufzurappeln. Mühevoll krabbelte er auf allen vieren aus seiner Höhle. Behutsam half ihm Rascal auf die Füße und drückte ihn an sich. Lange umarmte sie ihn, seine Arme hingen kraftlos an ihm herab. Durfte er sie überhaupt noch lieben? Einige der Verkäufer und ihre Kunden applaudierten und zwinkerten Sid scherzhaft zu. Ihr Grinsen versetzte ihm einen tiefen Stich.
    »Du bist ja klitschnass!«, bemerkte Rascal nach einer Weile. Sie zog an seinem T-Shirt, das ihm wie eine zweite Haut am Körper klebte. Sid holte tief Luft. Er beschloss, ihr nichts von seiner beängstigenden Vision zu erzählen. »Das muss an der Hitze liegen. Die Klimaanlage hier drin scheint zu streiken.« Sein Witz klang schal, doch Rascal tat ihm trotzdem den Gefallen und lächelte ihr umwerfendes Lächeln.
    »Ich wäre am liebsten auch weggelaufen«, gestand sie. »Nicht vor dir, vor den Neuigkeiten. Aber ich fürcht e …«
    Sid beendete den Satz für sie. »… es hat keinen Sinn. Ich muss den Kampf aufnehmen!«
    Hand in Hand bahnten sie sich ihren Weg zurück zum Fushawi. Das Sofa unter dem hohen Spiegel war leer. Sinstre Faux war verschwunden. Auf dem Teetablett lag ein Zettel, mit schnörkeligen Buchstaben beschrieben: Suche die Seiten aus Nagys Buch. Er ist sehr weit gekommen. Der Schatten des Horus wacht über dich.
    »Komm!«, sagte Rascal wieder und es klang verführerisch wie Musik. »Jemand erwartet uns!«

17. Kapitel
    Kairo, Montag, 15 . Oktober, 14.0 0 Uhr
    Auf der Leinwand des Metro in der Sharia Talaat Harb fiel Buster Keaton vom Dach eines Zugs. Mit dem unbewegten Gesicht, das zu seinem Markenzeichen geworden war, blieb er mit weit gespreizten Beinen auf den Schienen sitzen und rückte sich seinen Hut zurecht. Birger Jacobsen lachte so laut, dass sich die arabischen Gäste des Kinos amüsiert umdrehten. Ein Mann aus dem Westen, der Filme sieht wie ein Einheimischer!, schienen sie zu denken. Nicht stumm und verhalten, sondern übersprudelnd wie ein Vulkan, impulsiv wie ein orientalischer Marktschreier auf dem Khan al-Khalili.
    Birger Jacobsen waren die Blicke nicht peinlich. Seine Liebe zu den Stummfilmklassikern war so tief, dass er jedermann gerne Anteil an seinen Gefühlen haben ließ. Doch plötzlich blieb ihm das Lachen im Hals stecken. An seiner Brust vibrierte ein Handy. Das Handy. Das rote, dessen Nummer nur Tanaffus kannte. Um diese Uhrzeit! Blitzartig fuhr er aus dem unzeitgemäßen, bequemen Sessel und trampelte über die Füße seiner wütend protestierenden Nachbarn hinweg ins Foyer des Filmpalastes. Sein Augenlid begann unkontrolliert zu zucken. Hastig ging er den Kartenverkäufern und Platzanweisern aus dem Weg.
    »Ja?!«
    »Birger, Birger, was machst du nur für Sachen?« Tanaffus klang, als schimpfte er mit einem ungehorsamen Hund. »Du sitzt nicht an deinem Schreibtisch in Stockholm, wie mir deine reizende Sekretärin verraten hat. Und in New York bist du auch nicht?«
    Birger Jacobsen spürte, wie ihm der Schweiß ausbrach. Im Saal war es dank der Klimaanlage angenehm kühl gewesen, hier in der Nähe des Eingangs trockenheiß wie in der Wüste. Doch die Tröpfchen auf seiner Stirn hatten eine andere Ursache als die Hitze: Angst. Er musste sich eingestehen, dass er noch längst nicht stark genug war, dem Seth-Seher zu trotzen. General Nasser fiel ihm wieder ein. Geld für Waffen annehmen, um damit einen Turm zu bauen! So wollte er es auch handhaben!
    »Ja, ich bin in Kairo«, versuchte er mit fester Stimme zu sagen. Es glückte ihm halbwegs. »Theodorakis ist schuld! «, sprudelte es aus ihm heraus. Tanaffus sollte nicht die Spur einer Ahnung haben, dass er ihm auf die Schliche gekommen war. »Er hat den sa entkommen lassen. Ich bin ihm hierher gefolgt. Und ich glaub e …«
    Ein ungeduldiges Räuspern unterbrach ihn. »Birger, was du glaubst, bestimme ich, ich ganz allein. Ich muss dir sicher nicht sagen, wie enttäuscht ich von dir bin.«
    Birger Jacobsen spürte, dass er widersprechen musste. »Das müsst Ihr nicht!«, antwortete er mit gespielter Gelassenheit. »Jetzt wo der sa schon einmal hier ist, kann er uns nützlich sein. Wenn sein Wesen ganz vom Angebeteten durchdrungen ist, wird er die Mumie finden. Das Herz wird Setepenseths Körper aufspüren, da bin ich ganz sicher!«
    In der Muschel knackte es. Einen Moment herrschte

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