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Der Schatten des Horus

Der Schatten des Horus

Titel: Der Schatten des Horus Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Thilo P. Lassak
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könnte ganze Bücher füllen, aber schreiben liegt mir nicht.« Er machte eine einladende Geste, ihm ins Erdgeschoss zu folgen. »Kommen Sie, ich zeige Ihnen unseren großen Pyramidenbauer.«
    Yusuf, Sid und Rascal schlängelten sich hinter dem Professor her durch die Besuchermassen, die noch immer unaufhörlich durch das Portal hereinströmten. Die Säle hinter dem Eingang waren mittlerweile noch voller geworden. Die Sitzstatuen und anderen Monumente waren in dem Gewimmel kaum noch zu sehen.
    Sid versuchte herauszufinden, wer von ihnen Cheops sein mochte, aber Saladim bog nach rechts ab und betrat Saal siebenunddreißig. Sid verzog augenblicklich das Gesicht. Der abgestandene Geruch, der ihm entgegenschlug, nahm ihm den Atem. Es roch nach einer ekelerregenden Mischung aus Staub, Schimmelsporen und verdörrtem Fleisch. Als er eintrat, wusste er sofort, woher dieser Gestank kam. Der Raum war schmal und vollgestopft mit einer Sänfte, einem Bett mit Baldachin und tönernen Kanopen, wie sie ihnen Saladim im Mumienraum beschrieben hatte. Hetepheres stand auf einem unscheinbaren Zettel. Die Krüge enthielten seit mehreren Tausend Jahren ihre getrockneten inneren Organe. Magen, Lunge, Leber, Eingeweide… Sid versuchte seine düsteren Gedanken abzuschütteln wie ein Wildpferd einen lästigen Reiter. Professor Saladim trieb vor einem überfüllten Schaukasten lautstark die Besucher auseinander und tippte dabei auf sein offizielles Schild am Jackett. Bereitwillig machte man ihnen Platz. Sid und Rascal schoben sich in eine Lücke neben ihm.
    »Sehen Sie hier! Das ist Hetepheres Sohn, das ist Chufu!« Sid ließ seinen Blick über die Exponate in der Vitrine streifen. Er war enttäuscht. Nach den Kolossen in Garten und Atrium hatte er eine gigantische Statue erwartet. Hier lagen aber nur winzige Schmuckstücke herum. Auf einem abgeblätterten Amulett meinte Sid die Umrisse eines Kopfes zu erkennen.
    »Haben Sie nichts Größeres?«, murmelte er.
    Der Professor zuckte mit den Schultern. »Nein«, antwortete er würdevoll. »Wir haben nichts, und auch kein anderes Museum auf der ganzen Welt. Seltsamerweise hat man nämlich nirgendwo Bildnisse oder Statuen von ihm gefunden.« Saladim schüttelte den Kopf. »Aber Sie sehen ja in die falsche Richtung. Das ist Chufu!«
    Erhitzt klopfte der Professor mit dem Knöchel an die Vitrine und deutete dann auf eine fingerlange Figur aus Elfenbein. Sid starrte sie an. Der Pharao hockte mit seltsam verkniffenem Gesicht auf seinem Thron. Die Augen geschlossen, den linken Arm auf den Knien. Glücklich wirkte er nicht, mächtig auch nicht, eher sehr, sehr bedrückt. Plötzlich machte das Mumienherz in seiner Brust einen so heftigen Sprung, dass Sid husten musste. Chuf u – Cheops, Cheop s – Chufu. In diesem Augenblick wurde Sid klar, dass dieser Mann, den er hier vor sich sah, untrennbar mit dem Schicksal Setepenseths verbunden war. Und mit seinem eigenen.
    »Die Statuette stammt aus Abydos«, hörte er Saladim wie aus weiter Ferne sagen. »Sonst gibt es von dem wohl berühmtesten Pharao Ägyptens kein Abbild. Warum nicht? Nach einer Erklärung für dieses Rätsel suche ich schon fast mein ganzes Leben lang!«

25. Kapitel
    Chufu rieche ich!
    Meinen gehassten Feind!
    Ich erinnere mich, und mein Herz wird schwer und mein Zorn groß.
    Setepenhorus zeigte pharao , wie man alle Völker eint. Jeder Mann arbeitete mit jedem Mann. Früchte vom Delta des jotr’o aß man in kenset und Bäume aus kenset bildeten die Schiffe im Delta. Sie bauten fahrende Häuser und nannten sie Wagen und fuhren damit bis ins Land punt und brachten die Zähne des größten und gefräßigsten Tieres von allen zu pharao . Mein Stamm wurde kleiner und kleiner.
    »Du gibst uns nur Fleisch!«, riefen die Männer und liefen zu pharao und fürchteten Horus als den mächtigsten Gott von allen. Erst als der pharao sich zu den Kalten legte und ihn die Männer mit dem mum der Bienen bestrichen hatten, schlug meine Stunde und ich übte süße Rache für Seth. An der Mastaba des pharao verbrannte ich das Kümmelkraut in der Nacht. Ich schloss die Augen und sah in die Wüste. Mir wuchsen Haare am ganzen Körper und Krallen aus meinen Fingern. Mein Rücken wurde krumm und die Schnauze lang und mein Speichel tropfte in Fäden auf den Leichnam. Dann raubte ich den kalten Körper und ich fraß sein Herz und seine Leber und seine Lunge und seine Nieren, und seine Kraft fuhr in mich.
    »Wie können wir pharao schützen?«, riefen die

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