Der Schatten des Horus
Rücken. »Innneressiert doch kaine Sau!«
Es roch nach angebranntem Haar. Viele Autos fuhren nicht durchs Viertel. Nur manchmal verirrte sich ein Getränkelaster. Das konnte Pripps nicht ahnen, als er mit brennendem Schwanz auf die Straße lief.
Ein Piepsen holte ihn nach Kairo zurück. SMS-Message. Ali hatte aufgetrieben, wonach er suchte.
Birger Jacobsen fand den Postkasten des Learning-and-Earning -Projekts wieder, das eine Teppichwebschule und Klassenzimmer betrieb, um wenigstens ein paar der armen Kreaturen aus Analphabetismus und dem Teufelskreis der Müllverwertung zu befreien. Er steckte zehntausend Dollar in einen Umschlag und warf ihn unadressiert ein.
Bei seiner Flucht aus dem Viertel las er die SMS: Treffpunkt Nilometer, Insel Rhoda. Du wirst ihn erkennen.
Ja, er würde ihn erkennen. Und er würde alle erkennen, die weiterleben sollten, wie diese erbarmungswürdigen Müllmenschen, die ohne Klagen den Dreck der anderen beseitigten. Sie würde er verschonen, nach der Rückkehr Setepenseths. Dann, wenn das große Schlachten begann.
27. Kapitel
Einer der berühmtesten Besucher der Großen Pyramide, der anscheinend an ihre magischen Kräfte glaubte, war Napoleon. Am 12 . August 1797 besichtigte er die Pyramide; als er zur Königskammer kam, bat er sein Gefolge, ihn allein zu lassen. Als er dann wieder aus der Kammer heraustrat, soll er sehr blass und bewegt ausgesehen haben, worauf einer seiner Adjutanten scherzend fragte, ob er in der Kammer irgendetwas Geheimnisvolles erlebt habe. Der General erwiderte schroff, dass er sich darüber nicht äußern wolle, und fügte hinzu, man möge diesen Vorfall nie wieder in seiner Gegenwart erwähnen. Viele Jahre später, kurz vor seinem Ende auf St. Helena, soll Napoleon angeblich die Absicht gehabt haben, über sein Erlebnis in der Pyramide zu sprechen. Aber im letzten Augenblick schüttelte er den Kopf und sagte nur: »Nein, es hat keinen Zweck. Sie würden mir doch nicht glauben.«
Robert Brier. Das Geheimnis der Toten.
28. Kapitel
Giza, Dienstag, 16 . Oktober 2007, 1 4 Uhr
Die Sonne stand bedrohlich hoch am Himmel, als Yusuf mit seinem Ford am Bahnhof Giza über die Schienen bretterte und in die Pyramids Road einbog. Die Stoßdämpfer ächzten, Schlaglöchern auszuweichen hielt Yusuf anscheinend für reine Benzinverschwendung. Professor Saladim saß wie eine Geisel neben ihm auf dem Beifahrersitz und klammerte sich am Griff über der Tür fest. Rascal hatte ihn mit ihrem unwiderstehlichen Charme zu überzeugen versucht, dass er genau der richtige Mann dafür war, ihnen die Pyramide zu zeigen. Doch erst eine größere Spende an das Museum aus Sids Banknotenbündel hatte den Wissenschaftler endgültig ins Auto steigen lassen. Im Moment wirkte sein Gesicht allerdings, als würde er diese Entscheidung bereits bitter bereuen.
Auf der Rückbank wurde Sid immer wieder gegen Rascal geschleudert. Unter anderen Umständen hätte er sich über die Berührungen gefreut, jetzt aber blickte er nur starr aus dem verschmierten Fenster. Sie durchquerten die letzten Siedlungen Kairos. Kurz darauf tauchten wie aus dem Nichts die Spitzen der drei Pyramiden aus der Wüste auf. Vor dem Tickethäuschen parkte Yusuf den Wagen. Einem herbeistürmenden Mann von der Altertumsverwaltung drückte Sid ein mehr als großzügiges Bakschisch in die Hand und sie bekamen die Erlaubnis, den Ford stehen zu lassen.
Professor Saladim war als Erster aus dem Wagen. Verlegen zupfte er sich den kamelfarbenen Anzug zurecht. Sid kaufte vier Eintrittskarten, dabei vermied er es, zur Spitze der Cheops-Pyramide emporzuschauen. Dort oben hatte er noch vor wenigen Tagen gestanden und verzweifelt sein Leben beenden wollen. Jetzt fühlte er sich stark genug, den Geheimnissen um das Mumienherz weiter auf den Grund zu gehen. Aber war er es wirklich? Oder hatte der andere sich bereits seines Willens bemächtigt? Sid versuchte in sich hineinzuhören. Alles blieb stumm.
»Kommen Sie«, sagte Rascal und führte den Professor auf die Pyramide zu. Sie winkte Yusuf und Sid zu sich. Jetzt, zur Mittagszeit, war hier relativ wenig los, soweit Sid es beurteilen konnte. Die Grabungen und Restaurierungen auf dem Plateau waren unterbrochen. Nur vereinzelt stapften Touristen durch die Ebene und versuchten den allgegenwärtigen selbst ernannten Führern auszuweichen.
Auf der sandigen Straße neben dem Westfriedhof besann sich Saladim offenbar darauf, warum man ihn mitgenommen hatte. »Chufu«, begann er, »oder Cheops,
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