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Der Schatten des Horus

Der Schatten des Horus

Titel: Der Schatten des Horus Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Thilo P. Lassak
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schwach beleuchtetes, fast quadratisches Loch im Stein, nur geschützt von einem vielstrebigen Eisengitter. Gebückt öffnete Ahmed das Schloss und forderte sie mit einer Handbewegung auf einzutreten.
    Professor Saladim zögerte noch einen Moment. Als hätte er ein Buch aufgeschlagen, sprudelte das Wissen nur so aus ihm heraus. »Dieser Eingang liegt auf Höhe der sechzehnten Steinlage des Kernmauerwerks, er wurde wahrscheinlich von Grabräubern angelegt.« Er zeigte in die Höhe. Vier Meter über ihnen bildeten vier Entlastungssteine im beinahe rechten Winkel eine Art Giebeldach. »Dort oben liegt der ursprüngliche Zugang zur Pyramide, in der neunzehnten Lage«, fuhr Saladim fort. »Durch die Verkleidung war er unsichtbar. Was eine wichtige Frage aufwirft: Woher wussten die Grabräuber, dass sie genau an dieser Stelle auf einen Gang stoßen würden?«
    Sid und Rascal sahen sich an. War das schon eines der Geheimnisse, denen Nagy auf die Spur gekommen war?
    Saladim ging in die Hocke. »Achten Sie bitte auf Ihre Köpfe«, warnte er. »Der Absteigende Korridor, den wir nun betreten, ist nur einen Meter zwanzig hoch!« Ohne Rücksicht auf seinen feinen Anzug drängte sich der Professor vorwärts. Sid kroch ihm nach, Rascals Atem spürte er direkt hinter sich. Es ging ziemlich steil bergab. Als sie ungefähr zehn Meter weit gekommen waren, fiel die Gittertür hinter ihnen mit einem lauten Knall ins Schloss. Yusuf hatte mit dem Wärter vereinbart, dass sie für eine halbe Stunde ungestört von anderen Touristen bleiben würden. Trotzdem machte sich in Sid das beklemmende Gefühl breit, eingeschlossen zu sein. Unwillkürlich tasteten seine Finger nach Rascals Hand.
    »Kommen Sie!«, rief Professor Saladim aus der Tiefe. Sid spürte einen leichten Stups von Rascal.
    »Weiter geht’s!«, forderte sie ihn auf. »Nichts kann schlimmer sein, als in diesem Gang zu stecken!«
    Sid packte das speckige Holzgeländer und arbeitete sich weiter vor. Der Professor tauchte jedes Mal als zuckender Schatten vor Sid auf, wenn er sich an einer der schwachen Lampen vorbeidrückte. Sie mussten bereits tief im Inneren des Bauwerks sein, als sie Saladim einholten. Er hockte auf der weiß schimmernden Stufe einer kurzen Treppe, die steil nach oben führte. Dahinter war ein weiterer Gang zu sehen. Mit seinem Taschentuch betupfte er seine Stirn. Es war drückend schwül hier drin.
    »Jetzt kommen wir zum Aufsteigenden Korridor«, erklärte Saladim kurzatmig. »Wir könnten noch siebzig Meter weiter nach unten in die unvollendete Felsenkammer, aber ich erspare Ihnen das. Werfen wir lieber einen Blick in die Königinnenkammer.« Ächzend stand der Professor auf. Auch im schwachen Licht konnte Sid gut erkennen, dass sein Anzug vollkommen dreckverschmiert war. »Das hier ist übrigens nicht der ursprüngliche Übergang«, keuchte Saladim. »Die Grabräuber mussten nämlich diese Blockiersteine aus Granit umgehen!« Er klopfte auf einen glatten Stein neben der Treppe. Dann verschwand er in dem Gang. »Vierzig Meter noch, dann können Sie wieder stehen!«, hallte seine Stimme zu Sid und Rascal zurück.
    Hier war es noch niedriger. Sid wunderte sich, wie der Professor in so einem Tempo vorwärtskommen konnte. Nach quälend langen Minuten wurde es wieder etwas heller. Der Gang endete in einem hohen Gewölbe.

    »Willkommen in der Großen Galerie!«, schmetterte Saladim fröhlich. »Sechsundvierzig Komma zwölf Meter lang und bis zu acht Meter vierundsiebzig hoch.« Sid streckte sich. Die Maße des Raums taten seinem Rücken spürbar gut.
    »Und wo lagen jetzt die Königinnen?«, fragte Rascal nach.
    Saladim lachte. »Nirgendwo! Der Name stammt noch aus arabischer Zeit. Dort war es Brauch, dass die Gräber der Männer flache Dächer hatten, die der Frauen jedoch spitze.«
    Noch einmal mussten sie sich in einen engen Gang drücken, der von der Großen Galerie horizontal abging. Nach weiteren dreißig Metern endete der Korridor in einem Raum mit beinahe quadratischer Grundfläche. Die Königinnenkammer! Sid hockte sich in eine Nische neben dem Eingang und schnaufte tief durch. Rascal ließ sich neben ihn fallen. Professor Saladim aber wirkte quicklebendig.
    »Sehen Sie sich das Dach an. Ein Giebel! So etwas hatte es bis dahin in keinem Grab gegeben.« Sid blickte zu der Dachschräge hinauf. Fast konnte man meinen, in einer gemütlichen Blockhütte zu sitzen, wenn nicht mehrere Millionen Tonnen Sandstein auf dieser Kammer lasten würden. Sid schüttelte

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