Der Schatten erhebt sich
paar Vorräte, Loial. Am Vormittag können wir aufbrechen.« »Seng dich, Perrin Aybara, antworte mir gefälligst!« Loial musterte sie besorgt. »Perrin, bist du sicher, daß du nicht doch lieber... « »Nein«, unterbrach ihn Perrin sanftmütig. »Sie ist starrköpfig wie ein Maulesel und sie legt einen gern herein. Ich spiele nicht den Tanzbär, damit sie sich amüsiert.« Er überhörte den Laut, der Failes Kehle entwich, wie der einer Katze, die einen fremden Hund beobachtet und auf einen Angriff vorbereitet ist. »Ich lasse es dich wissen, wenn ich aufbruchbereit bin.« Er ging zur Tür und sie rief ihm zornig nach: »Das ›Wann‹ ist meine Entscheidung, Perrin Aybara. Hörst du mich? Meine und Loials. Du solltest besser in zwei Stunden fertig sein, sonst lassen wir dich hier zurück. Du kannst uns am Stall beim Drachenbergtor finden, falls du mitkommst. Hörst du mich?« Er nahm noch eine Bewegung wahr und schloß schnell die Tür hinter sich. Fast im gleichen Moment krachte etwas hart gegen die Tür. Ein Buch wahrscheinlich. Das hätte sie wohl besser nicht getan. Es war leichter, Loial eins über den Schädel zu geben, als einem seiner Bücher Schaden zuzufügen.
Einen Augenblick lang lehnte er sich verzweifelt an die Tür. Alles, was er getan hatte, was er durchgemacht hatte, damit sie ihn hassen sollte, und nun würde sie doch dabeisein, wenn er starb. Und jetzt konnte er ihr höchstens noch viel Vergnügen dazu wünschen. Stures, mauleselköpfiges Weib!
Als er sich zum Gehen wandte, näherte sich ihm einer der Aiel, ein hochgewachsener Mann mit rötlichem Haar und grünen Augen, der gut und gern Rands älterer Cousin oder sein jüngerer Onkel hätte sein können. Er kannte den Mann und konnte ihn gut leiden, besonders - aber nicht nur deshalb - weil Gaul niemals seine gelben Augen auch nur zu bemerken schien. »Ich wünsche dir, daß du heute morgen Schatten findest, Perrin. Die Majhere sagte mir, daß du hierhergegangen seist, obwohl sie mir wohl lieber einen Besen in die Hand gedrückt hätte. Genauso hart wie eine der Weisen Frauen.« »Ich wünsche dir auch, daß du heute morgen Schatten findest, Gaul. Wenn du mich fragst, sind sowieso alle Frauen Dickschädel.« »Vielleicht, wenn du nicht weist, wie du das umgehen kannst. Ich hörte, daß du zu den Zwei Flüssen ziehen willst.« »Licht!« grollte Perrin, bevor der Aiel weitersprechen konnte. »Weiß das etwa schon der ganze Stein?« Falls Moiraine Bescheid wußte... Gaul schüttelte den Kopf. »Rand al'Thor hat mich beiseite genommen und mit mir darüber gesprochen. Er hat mich auch gebeten, es nicht weiterzusagen. Ich glaube, daß er noch mit anderen gesprochen hat, aber ich weiß nicht, wie viele mit dir gehen wollen. Wir sind schon ziemlich lange auf dieser Seite der Drachenmauer gewesen, und viele würden nur zu gern ins Dreifache Land zurückkehren.« »Mit mir kommen?« fragte Perrin wie betäubt. Wenn er Aiel mitbringen könnte... Das waren Möglichkeiten, über die er nicht gewagt hatte, überhaupt nachzudenken. »Rand hat dich gebeten, mich zu begleiten? Zu den Zwei Flüssen?« Gaul schüttelte noch einmal den Kopf. »Er sagte nur, daß du gehen würdest und daß es dort Männer gäbe, die versuchen würden, dich zu töten. Ich für meinen Teil würde dich aber schon gern begleiten, falls du das Angebot annimmst.« »Falls?« Perrin hätte beinahe gelacht. »Und wie ich es annehmen werde! Wir gehen in ein paar Stunden in die Kurzen Wege.« »Die Wege?« Gauls Gesichtsausdruck änderte sich nicht, aber seine Augen weiteten sich ein wenig.
»Ändert das etwas an deinem Entschluß?« »Der Tod ereilt uns alle früher oder später, Perrin.« Die Antwort war auch nicht gerade beruhigend.
»Ich kann nicht glauben, daß Rand so grausam ist«, sagte Egwene, und Nynaeve fügte hinzu: »Zumindest hat er nicht versucht, dich aufzuhalten.« Sie saßen auf Nynaeves Bett und teilten sich das Gold untereinander auf, das ihnen Moiraine gegeben hatte. Für jede waren es vier prall gefüllte Beutel, für die sie Taschen unter Elaynes und Nynaeves Rock eingenäht hatten, und einen weiteren, nicht groß genug, um aufzufallen, würden sie dann jede in ihrer Gürteltasche tragen. Egwene nahm weniger mit, da sie in der Wüste wohl kaum viel Gold brauchen würde.
Elayne blickte zweifelnd die beiden sauber verschnürten Bündel und die Ledertasche an, die neben der Tür lagen. Darin steckten all ihre Kleider und andere Sachen: ein Besteckkasten, Haarbürste
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