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Der Schatten im Norden

Der Schatten im Norden

Titel: Der Schatten im Norden Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Philip Pullman
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herausfinden kann. Samstag bin ich wieder zurück.
Bis dann. « Und damit ging er.
»Mr. Blaine dreht noch durch«, sagte Jim, als er
zurückkam. »Ich glaube, ich helfe ihm ein bisschen bei
den Bestellungen, ich habe sonst nichts zu tun. Später
wollte ich dann Nellie Budd besuchen.
Mal sehen, ob das alte Mädchen wieder zu sich
gekommen ist. « »Ich gehe in die Patentbibliothek«,
verkündete Sally. »Ich frage mich, warum ich nicht
schon früher darauf gekommen bin. Ganz gleich, was
dieser Hopkinsonsche Selbstregulator ist, es muss ein
Patent dafür geben. «
»Meinst du wirklich, dass es etwas mit North Star zu
tun hat?«, fragte Jim. »Ich glaube, dass es etwas aus
Nellie Budds wirren Trance-Reden ist... Mir ist da ein
Gedanke gekommen. Miss Meredith - ich weiß, sie ist
eigentlich Näherin, aber sie könnte doch auch Büroarbeit
machen. Jetzt ist es so, dass sie sich wahrscheinlich nur
als Klotz am Bein fühlt. Sie gibt sich für alles die Schuld
und macht sich selbst und andere damit ganz elend.
Schon gut, das ist nicht fair, ich nehme alles zurück, aber
sie könnte doch Mr. Blaine im Büro helfen. Das hieße,
zwei Fliegen mit einer Klappe schlagen. Dem alten
Knaben wäre geholfen, und sie hätte die Gewissheit, sich
nützlich zu machen. Was meinst du dazu?« Als Antwort
gab sie ihm einen KUSS .
»Ah, das ist besser als ein Punch auf die Klaviertasten«,
sagte er. »Als was?«
»Als ein Schlag in die Fresse. Gute Idee, was? Ich frage
sie mal, ehe ich ins Krankenhaus gehe. Vielleicht denkt
sie dann nicht mehr ständig an diesen Mackinnon. «
DAS DAMPFMASCHINENGEWEHR
    Die Eisenbahnverbindungen waren ausgezeichnet; kurz
nach sechs Uhr abends kam Frederick in Barrow an und
begab sich ins erstbeste Hotel am Bahnhof. Er brauchte
auch nicht lange zu suchen, bis er die von Sally
angegebene Adresse gefunden hatte. Er klopfte an die
Tür des kleinen Reihenhauses und schaute die Straße
hinauf.
    Es war schwer zu sagen, welchen Eindruck sie bei
Tageslicht machen würde. Ihm schien sie noch
bürgerlich-anständig, aber schon von Armut bedroht. Die
Türklopfer schimmerten im Licht der Gaslaternen, und
die Treppen waren sauber geschrubbt - aber schon eine
Straße weiter floss das Schmutzwasser in der offenen
Gosse ab. Die Tür wurde von einer besorgt blickenden
Frau in den Fünfzigern aufgemacht.
    »Mrs. Paton?«, fragte Frederick und nahm den Hut ab.
»Ist Mr. Paton zu sprechen --- Mr. Sidney Paton?«
»Ja, er ist zu Hause. Ist es wegen... Kommen Sie im
Auftrag des Vermieters?«
»Nein, nein«, sagte Frederick. »Mein Name ist Garland.
Eine Kollegin hat mit Ihrer Schwägerin, Mrs. Seddon, zu
tun gehabt und diese hat Mr. Patons Namen erwähnt. Ich
bin in der Hoffnung gekommen, ihn sprechen zu
können.«
Sie ließ ihn, immer noch besorgt blickend, ins Haus und
führte ihn in die kleine Küche, wo ihr Ehemann gerade
damit beschäftigt war, ein Paar Stiefel zu reparieren. Er
stand auf, um Frederick die Hand zu schütteln - ein
kleiner schmächtiger Mann mit großem Schnauzbart und
dem gleichen besorgten Blick wie seine Frau.
»Ich würde Sie gern ins Wohnzimmer bitten, Mr.
Garland«, sagte er, »aber dort ist nicht geheizt. Und die
meisten Möbel mussten wir sowieso weggeben. Einige
Stücke hatten wir schon seit unserer Hochzeit... Was
kann ich für Sie tun?«
»Mr. Paton, ich will nicht wie die Katze um den heißen
Brei herumschleichen. Ich brauche Ihre Hilfe und ich
bezahle dafür. Hier sind fünf Pfund für den Anfang. «
Mrs. Paton tat einen leisen Ausruf und setzte sich. Mr.
Paton nahm nachdenklich den Geldschein, legte ihn aber
auf den Tisch. »Ich leugne nicht, dass fünf Pfund ein
warmer Regen für uns wären«, gestand er, »aber zuerst
muss ich wissen, welche Hilfe Sie von mir erwarten, ehe
ich das Geld annehme. Aber bitte --- nehmen Sie doch
Platz. «
Mrs. Paton, die sich von ihrem ersten Schreck erholt
hatte, stand auf und nahm Frederick Hut und Mantel ab.
Frederick setzte sich, wie Mr. Paton ihm bedeutete, in
den Lehnstuhl am Kamin. Er schaute sich um; im
warmen Lampenlicht blitzten Teller und Tassen auf einer
Anrichte, feuchte Handtücher hingen auf der Leine, eine
kräftige Katze mit rötlichem Fell döste am Herd, und
eine Brille lag auf einem Roman von Jane Austen.
Daneben lag der Schusterleisten, mit dem Mr. Paton
seinen Stiefel neu besohlt hatte. Mr. Paton sah, wohin
Fredericks Blick ging, und setzte sich ihm gegenüber.
»Man hat jetzt viel Zeit zum Lesen«, erklärte er. »Ich
habe schon alles

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