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Der Schatten von Thot

Der Schatten von Thot

Titel: Der Schatten von Thot Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Michael Peinkofer
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habe dir auch berichtet, dass ich nach Afrika zurückgekehrt bin, um das Erbe meines Vaters anzutreten. Dies ist sein Erbe, Sarah – mein Vater war der Anführer dieses Stammes, der sein Gebiet weit im Osten hat, in der Nähe der alten Kultstätten. Und er war es auch, der mich mit der Mission betraute.«
    »Mit welcher Mission, Kamal?«, fragte Sarah, die aus dem Staunen nicht herauskam. Wie nur hatte sie sich so in ihrem Führer täuschen können? Hatte sie die Wahrheit nicht sehen wollen, oder war Kamal lediglich ein solch begabter Schauspieler?
    »Mit der Mission, alles zu unternehmen, damit das Geheimnis des Thot zu meinen Lebzeiten weder gefunden noch entschlüsselt wird.«
    »Ich verstehe.« Sarah nickte. »Deshalb also hast du mir die Sache immer wieder auszureden versucht. Deshalb hast du in Hermopolis versucht, den Zugang zur Zisterne zu verbergen. Und deshalb hast du auch die Träger und Kameltreiber dazu überredet, uns einfach im Stich zu lassen.«
    Kamal nickte. »Ich wollte nicht, dass das Geheimnis enträtselt wird, also tat ich alles, um deine Gefährten und dich daran zu hindern.«
    »Und hättest uns dabei um ein Haar dem Tod überantwortet.«
    »Das lag nie in meiner Absicht. Hätte ich es darauf angelegt, so hätte ein einziger Befehl genügt, und meine Wüstenkrieger hätten euch getötet.«
    »Deine Wüstenkrieger? Wer, verdammt noch mal, bist du?«
    Kamals Gestalt straffte sich. »Mein Name«, stellte er sich schließlich vor, »ist Kamal Ben Nara, und wie mein Vater vor mir bin ich der Anführer dieses Stammes, dessen Aufgabe seit Jahrtausenden unverändert ist: die Grenzlande zu patrouillieren und jeden Unbefugten daran zu hindern, in Thots Schatten einzudringen.«
    »Du weißt von Thots Schatten?«
    »Natürlich.«
    »Dann sag mir, was es damit auf sich hat. Wieso darf ich nicht dorthin?«
    »Weil es zu nichts Gutem führt, Thots Geheimnisse zu ergründen. Die es versuchten, sind elend zugrunde gegangen. Nur ein Wahnsinniger würde sich dennoch auf die Suche machen.«
    »Oder eine Frau«, fügte Sarah säuerlich hinzu.
    »Du solltest damit keine Späße treiben«, tadelte Kamal, »denn ohne es zu wissen, bewegst du dich in dunkler Tradition. Du hast Mut und Tapferkeit bewiesen, andernfalls wärst du nicht hier. Aber nun ist es an der Zeit, die Suche aufzugeben – genau wie Nefar der Kameltreiber. Erinnerst du dich an die Geschichte?.«
    »Ich erinnere mich«, versicherte Sarah, der jetzt aufging, weshalb Kamal ihr davon erzählt hatte. »Aber ich habe den Sinn der Geschichte nicht verstanden, damals nicht und heute nicht. Weshalb muss die Suche enden? Und warum hast du dich als unser Führer ausgegeben und die Suche nach dem Buch des Thot zunächst unterstützt?«
    »Um euch auszuspionieren«, gestand Kamal frei heraus. »Die Bewohner des Abendlandes pflegen ihr wahres Gesicht in Gegenwart derer zu zeigen, die sie verachten.«
    »Ich habe dich nicht verachtet«, widersprach Sarah.
    »Das ist wahr.«
    »Ich bin stets ehrlich mit dir gewesen, Kamal, und diese Ehrlichkeit erwarte ich nun ebenfalls von dir. Weshalb also bist du hier? Welchem Zweck dient all das hier?«
    »Nur dem einen Zweck, das Geheimnis von Thot zu wahren«, erklärte Kamal knapp. »Hast du den Namen Tezud schon einmal gehört?«
    »Allerdings – er war der Hohepriester, der das Buch des Thot einst vor den Schergen Scheschonks verbarg und damit in die Wüste floh.«
    Kamal nickte. »Dann weißt du auch, dass jener Hohepriester damals einen feierlichen Eid geleistet hat, das Buch mit allen zur Verfügung stehenden Mitteln vor Entdeckung zu bewahren, weil er nicht wollte, dass das zerstörerische Wissen darin Scheschonk und seiner Armee von Schlächtern in die Hände fällt.«
    »Und?«
    »Wisse weiter, Sarah, dass jener Tezud mein Urahn gewesen ist.«
    »Du – bist ein Nachkomme Tezuds?«
    »Die Blutlinie meines Hauses lässt sich auf ihn zurückverfolgen, über dreitausend Jahre hinweg«, bestätigte Kamal. »In all dieser Zeit wurde der Schwur, das Geheimnis zu hüten, von jeder Generation erneuert, und als sich unser Blut mit dem der Tuareg mischte, bildete sich ein eigener Stamm, der sich der Wahrung der Geheimnisse von Thot verschrieben hat.«
    »Ich verstehe«, sagte Sarah, die Mühe hatte, mit all den neuen Erkenntnissen Schritt zu halten.
    »Davon hat el-Hakim dir nichts gesagt, oder?«
    »Du kennst den alten Ammon?«
    Erneut nickte Kamal. »Der Weise von Mokattam kennt viele Geheimnisse der alten Zeit, aber

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