Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Der Schatten von Thot

Der Schatten von Thot

Titel: Der Schatten von Thot Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Michael Peinkofer
Vom Netzwerk:
kaum zuzumuten. Außerdem muss ich noch einige Erkundigungen einholen.«
    »Erkundigungen?« Fox wurde hellhörig.
    »Wie Sie vielleicht wissen, Gentlemen, bin ich nicht zum ersten Mal in Ägypten, und ich kenne einige Menschen und Orte, an denen man jede erdenkliche Ware erwerben kann – sogar Informationen.«
    »Zwielichtige, düstere Orte zweifellos«, meinte Hayden überzeugt. »Dorthin werde ich Sie keinesfalls allein gehen lassen.«
    »Es wird Ihnen nichts anderes übrig bleiben, werter Captain. Aber falls es Sie tröstet – ich werde an keinen der hier versammelten Gentlemen eine Einladung aussprechen, mich zu begleiten.«
    »Quoi?« Jetzt zeigte sich auch du Gard beunruhigt. »Du willst wirklich ganz allein gehen?«
    »Warum nicht? Ich kann ganz gut auf mich aufpassen, wie du weißt.«
    »Oui, das stimmt allerdings.«
    »Und wieder tun Sie ungefragt Ihre Meinung kund, du Gard«, tadelte Hayden säuerlich, der den Franzosen dazu benutzte, die Frustration abzureagieren, die er aus der Konversation mit der Lady bezog – derart viel Starrsinn in Frauengestalt war ihm noch nie untergekommen. »So etwas kommt überhaupt nicht in Frage«, sagte er mit Nachdruck. »Diese Sektierer haben Ihren Onkel entführt, und wir müssen davon ausgehen, dass auch Sie in Gefahr sind, Lady Kincaid. Wenn Sie mich nicht als Ihre Begleitung akzeptieren wollen, so werde ich zumindest zwei meiner Leute anweisen, Sie zu…«
    »Nein«, stellte Sarah in aller Entschiedenheit klar. »Gefährdet mag ich zu Hause in England gewesen sein, aber hier schützt mich die Anonymität der Menge. Nicht nur wir haben Schwierigkeiten, uns durch die engen Gassen zu kämpfen, Captain, sondern auch unsere Gegner. Außerdem überschätzen Sie die Beliebtheit roter Uniformen bei der Bevölkerung, wenn Sie glauben, dass ich mich in Begleitung zweier britischer Soldaten ungehindert in der Stadt bewegen könnte.«
    »Aber ich habe den Auftrag, für Ihre Sicherheit zu sorgen. Wie soll ich Sir Jeffrey erklären, dass ich Sie allein und ohne jeden Schutz habe losziehen lassen?«
    »Ich bin nicht allein«, beschwichtigte Sarah. »Kamal wird mich begleiten.«
    »Kamal? Dieser schmutzige Araber?«
    »Er wurde uns als Führer zur Verfügung gestellt, also genießt er das Vertrauen der Ägyptischen Liga – und meines ebenso.«
    »Aber Sie kennen ihn doch gar nicht!«
    »Sie ebenfalls nicht, Captain.«
    »Und wenn er für die Gegenseite arbeitet?«
    »Aufgrund welcher Indizien vermuten Sie dies? Wegen seiner Hautfarbe?« Sarah schüttelte den Kopf. »Dass Sie sich nur nicht täuschen, Captain Hayden – ich habe allen Grund zu der Annahme, dass unsere Gegenspieler nicht etwa dunkle, sondern weiße Haut haben, genau wie Sie und ich.«
    »Einen Moment«, wandte Fox ein. »Haben Sie nicht ausgesagt, die Entführer Ihres Onkels wären Orientalen gewesen?«
    »Keineswegs, Sir – ich sagte nur, dass sie orientalisch gekleidet waren. Und selbst wenn – die Drahtzieher hinter diesen bedrohlichen Vorkommnissen sind zu sehr mit den politischen und gesellschaftlichen Gepflogenheiten unserer Heimat vertraut, als dass sie außerhalb des Landes zu vermuten wären. Wer immer hinter diesem Komplott steht, meine Herren, ist einer von uns.«
    »Einer von uns? Ausgeschlossen!« Aus Stuart Haydens Stimme sprach echte Empörung, auch Milton Fox blickte missbilligend drein. Lediglich du Gard hielt sich mit Unmutsäußerungen zurück – ein wissendes Lächeln spielte stattdessen um seine Lippen.
    Inzwischen hatte die Waggonette ihr Ziel erreicht. Die imposante Front des Hotel Shepheard’s, dessen europäischer Baustil mit rechtwinkligen Formen und hohen Fenstern es aus der Masse der Gebäude herausragen ließ, erhob sich vor der Kutsche, und mehrere Bedienstete eilten heran, um das Gepäck zu tragen und den Gästen aus dem Wagen zu helfen.
    »Seit dreitausend Jahren versuchen Menschen, das Geheimnis des Thot zu ergründen, Gentlemen«, sagte Sarah. »Ich will nicht annehmen, dass sie alle Dummköpfe waren, dennoch ist es bislang keinem von ihnen gelungen. Wenn wir unseren Gegenspielern also einen Schritt voraus sein wollen, so benötigen wir Informationen, die man weder aus Büchern noch aus alten Inschriften gewinnen kann.«
    »Und Sie wollen solche Informationen beschaffen?«, fragte Hayden zweifelnd.
    »So ist es, Captain. Ohne sie haben wir keine Aussicht, das Buch von Thot je zu finden – und nur, wenn es uns gelingt, es vor der Gegenseite in unseren Besitz zu bringen, haben

Weitere Kostenlose Bücher