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Der Schattenbund 01 - Das Herz von Myrial

Der Schattenbund 01 - Das Herz von Myrial

Titel: Der Schattenbund 01 - Das Herz von Myrial Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Maggie Furey
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Bündel mit alten Lederriemen, die sie auf dem Grund der Kommode fand. Alles andere stopfte sie wieder hinein und schloss den Deckel. In geduckter Haltung – es war immerhin möglich, dass jemand auf Wache in das erleuchtete Fenster blickte – eilte sie zum Nachttisch und blies die Lampe aus. Als sie in der Dunkelheit wieder ein wenig sehen konnte, stieg sie auf die Kommode. Dank Kaz brauchte sie das Fenster nicht zu öffnen. Ohne den Schnee auf dem Fensterbrett zu berühren, ließ sie das Bündel an der Hauswand hinunterfallen, das daraufhin in der Schneewehe versank.
    Auf dem Gang waren keine Schritte zu hören, sie hörte vielmehr überhaupt kein Geräusch – bis eine bärbeißige Stimme an der Tür sagte: »Ich bin’s nur, Kleine. Ich bringe dir dein Abendessen.«
    In einem Atemzug sprang Veldan von der Kommode in ihr Bett und zog sich die Decke bis über die Schultern. Hätten die Schwerter nicht in der Scheide gesteckt, wäre sie glatt aufgespießt worden. Das Herz schlug ihr bis zum Hals. Doch wie sich herausstellte, hätte es keiner Hast bedurft. Der Türriegel wurde, begleitet von einer Gotteslästerung, hochgeschoben, und nach einem »Nein, danke, Kleiner, ich schaffe das schon« erhielt die Tür einen kräftigen Tritt und flog auf.
    »Verdammter Riegel!«, schimpfte Toulac. »Und ich dachte, ihn ein für alle Mal repariert zu haben.« Und mit zittrigem Altweibergejammer fuhr sie fort: »Ach, du meine Güte, Liebes, ist dir die Lampe ausgegangen? Lass die alte Toulac sie wieder anzünden …«
    »Du gibst dir viel zu viel Mühe mit mir, Großmutter!«, antwortete Veldan. Dann zischte sie und legte einen Finger auf die Lippen.
    Toulac lachte leise in der Dunkelheit und flüsterte: »Was hattest du denn vor? Hier drin ist es ja finsterer als in Blanks Herz. Soll ich die Lampe überhaupt wieder anzünden?«
    »Ja. Ich habe nur ein paar warme Sachen draußen versteckt, für den Fall, dass wir schnell von hier fort und in die Berge müssen. Ich weiß nicht, was sich zwischen Blank und dem Hierarchen abspielt, aber was ich gehört habe, macht mich jedenfalls sehr unruhig.«
    »Erzähl es mir – aber bleib, wo du bist! Man kann die Tür nicht verriegeln, also musst du krank aussehen, wenn jemand hereinkommt. Aber wir sind erst einmal sicher. Hauptmann Ränke hat sich zu Bett begeben, er ist auf dem Dachboden. Aber sprich leise wegen der Wachen vor dem Nebenzimmer. Es sind jetzt vier mehr, aber ich habe sie in die Küche gesetzt, mit fünf Gallonen saurem Apfelwein, den ich für schlechte Zeiten aufgespart habe«, sagte sie schmunzelnd. »Sie sind eine Weile beschäftigt und ganz zufrieden dabei, glaube ich.«
    Toulac setzte sich im Lampenschein auf die Bettkante, und Veldan fasste schnell zusammen, was sie beim Lauschen erfahren hatte. »Ich weiß nicht genug über die hiesige Herrschaft, um mir ganz sicher zu sein, aber dieser Hauptmann Blank hat offenbar beschlossen, die Macht an sich zu reißen. Das geht so lange gut, wie der Hierarch in diesem Zustand bleibt. Wenn er aber seine Gesundheit wiedererlangt, wird er höchstwahrscheinlich einen plötzlichen Unfall erleiden. Dann findet diese Opferung eben ohne ihn statt. Blank kann nun kein Risiko mehr eingehen – und er muss sichergehen, dass er keine Zeugen hinterlässt.«
    »Moment mal!«, unterbrach Toulac. »Ich höre da eine Menge Wenn und Vielleicht, Mädelchen. Die meisten deiner Überlegungen hören sich richtig an, und ich stimme mit dir überein, worauf das Ganze hinausläuft. Aber ein paar Voraussetzungen sind fraglich. Ich habe Zavahl gesehen, als sie ihn hereinbrachten, und für meine Begriffe sah er ganz schön abwesend aus. Wieso glaubst du, dass er aus heiterem Himmel wieder gesund werden kann?«
    Veldan biss sich auf die Lippe. »Weil ich glaube, dass er nur eine starke seelische Erschütterung erlitten hat. Ich weiß nämlich zufällig, was er auf dem Schlangenpass gesehen hat. Wenn Zavahl selbst glaubt, was er predigt, dann hat das Lebewesen, das er dort ausgraben ließ, seine Anschauung der Welt vollkommen zerstört.«
    Toulac lehnte sich vor. Ihre blauen Augen leuchteten wie zwei Sterne. Den Blick fest auf Veldans Gesicht geheftet, fragte sie atemlos: »Ein Wesen wie Kaz? Von jenseits der Schleierwand?«
    Veldan nickte. Die rasche Auffassungsgabe der alten Kriegerin überraschte sie nicht mehr. Zwar stand sie im Begriff, den Schwur der Geheimhaltung des Schattenbundes zu brechen, aber …
    Kaz schaltete sich in dem Moment ein, als sie

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