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Der Schattenbund 01 - Das Herz von Myrial

Der Schattenbund 01 - Das Herz von Myrial

Titel: Der Schattenbund 01 - Das Herz von Myrial Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Maggie Furey
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die sie für ihr Handwerk brauchten. Die ordentlichen kleinen Beete und die bemoosten Pfade dazwischen ergaben ein köstlich anzusehendes Mosaik. Freilich waren die Pflanzen in diesem Jahr sehr zum Schaden des öffentlichen Wohlergehens fast alle verfault, obwohl die Heiler und Gärtner sich sehr angestrengt hatten, die kostbaren Stauden zu retten. Agella blieb vorsichtshalber auf den Hauptwegen, denn die Pfade waren unter dem Schnee kaum mehr zu erkennen, und sie wollte den Schaden an den Beeten nicht vergrößern.
    Evelindens helle Erdgeschosswohnung bot mehr Platz als Agellas Häuschen. Zusätzlich zu den üblichen Räumen gab es einen zweiten, großzügig bemessenen Schlafraum, einen Destillierraum mit eigener Wasserversorgung und einem Herd zum Brauen der Medizin. Daran schloss sich eine Bibliothek mit Büchern und Schriftrollen an. Evelinden teilte die Wohnung mit Kaita, einer zierlichen, überschäumenden Frau mit klugen funkelnden Augen und einer nicht zu bändigenden dunklen Lockenpracht. Sie war es, die auf Agellas Klopfen hin an die Tür kam. »Oh, Agella, welch nette Überraschung! Komm schnell herein und wärme dich auf!«
    Man war gerade mit dem Abendessen fertig, als Agella ins Zimmer trat. Evelinden war ein ernsthafter Mensch mit wachem Verstand und eisernem Willen, entschiedenen Ansichten und Feingefühl. Wenn sie lächelte, überzog sich ihr Gesicht mit einer übersinnlichen Schönheit. Aber die Hauptpracht war das dicke dunkelbraune Haar, das sich, schon von vielen Silberfaden durchzogen, wie ein glänzender Umhang über ihre Schultern breitete. Während der Arbeit trug sie es freilich geflochten und hochgesteckt. Sie eilte auf Agella zu, um sie zu umarmen, dann runzelte sie die Stirn. »Meine Liebe, ich habe dich noch nie so blass und erschöpft gesehen! Was ist geschehen?«
    Agella schüttelte den Kopf. »Nein, Evi, es geht mir gut. Bin nur ein bisschen müde. Ich komme nicht um meinetwillen, ich brauche deine Hilfe für -«
    »Ein Notfall?«, unterbrach Kaita sie. »Stirbt jemand, wenn du dich einen Moment hinsetzt?«
    »Nein, so dringend ist es nicht -« Agella sprach nicht zu Ende. Bevor sie sich versah, saß sie mit den beiden Frauen am Tisch und verschlang einen großen Teller Eintopf, der mit ungewöhnlichen Zutaten scharf gewürzt war. Nach dem ersten Happen griff sie sofort zum Wasserkrug, dann langte sie bereitwillig zu. Es war ein ereignisreicher Tag gewesen. Sie konnte sich nicht erinnern, wann sie zuletzt etwas gegessen hatte, und sie hatte nicht einmal die Zeit gehabt, um ihre Müdigkeit wahrzunehmen. Nach dem ersten Teller von Kaitas Eintopf durchströmte sie neue Wärme und Kraft. »Schmeckt wunderbar«, lobte sie mit vollen Mund.
    Kaita strahlte. »Freut mich, dass es dir schmeckt. Ich habe in letzter Zeit mit verschiedenen Kräutern und Gewürzen herum probiert, um ein Tonikum zu finden, das die Abwehrkräfte der Menschen gegen Krankheiten erhöht. Ich glaube, am Ende habe ich das richtige Rezept gefunden – und heute hatte ich die plötzliche Eingebung, es in der Küche zu verwenden.«
    »Wieder einer ihrer undurchdachten Einfälle«, warf Evelinden lächelnd ein. »Aber wie die meisten dieser irrwitzigen Vorstellungen scheint er zu funktionieren. Ich bin mir nie sicher, ob hier Wahnsinn oder Genie am Werk ist.«
    »Nun, auf jeden Fall wirkt es bei mir«, stellte Agella fest und kratzte den letzten Rest aus der Schüssel. »Genauer gesagt, es wirkt sogar Wunder. Danke, Kaita. Das hatte ich bitter nötig.«
    Evelinden lachte sie an. »Ich weiß. Deshalb haben wir darauf bestanden, dich erst einmal abzufüttern. Als du durch die Tür kamst, sahst du völlig entkräftet aus.« Sie griff über den Tisch und nahm Agellas Hand. »Nun, meine Liebe, sag mir, was wir für dich tun können. Kaita wird dir etwas Tee bringen, und du kannst uns alles erzählen.«
    Als Agella mit ihrer Geschichte zu Ende war, machten die beiden Ärztinnen ein ernstes Gesicht. »Ihr braucht es mir nicht zu sagen«, sagte Agella seufzend, »ich weiß, dass ich sie nicht bei mir haben darf und dass ich dafür bestraft werden kann – aber was hätte ich sonst tun können?«
    »Nichts anderes«, stimmte Kaita zu. »Besonders bei dieser Wetterlage.«
    »Trotzdem können sie nicht lange hier bleiben«, entgegnete Evelinden, »sonst gerätst du wirklich in eine schwierige Lage, Agella. Du willst schließlich deine Stellung nicht verlieren – besonders da die Dinge in Callisiora so schlecht stehen.«
    »Es gibt

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