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Der Schattenbund 01 - Das Herz von Myrial

Der Schattenbund 01 - Das Herz von Myrial

Titel: Der Schattenbund 01 - Das Herz von Myrial Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Maggie Furey
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unbeugsame Alte. Die Dinge müssten wirklich schlimm stehen, wenn er sie dadurch bekümmern sollte, dass er ihren alten Kameraden fräße. Wenn ich ihr Pferd fresse, muss ich Toulac auch fressen – anderenfalls würde sie mich fressen!
    Also konnte er nichts weiter tun, als in seiner Misthaufenverkleidung daliegen und warten, dass etwas geschah. Er sagte sich immer und immer wieder, dass Veldan nicht in Gefahr sein konnte, solange alles ruhig war, und das allein zählte. Gleichwohl wäre ihm gerade jetzt ein kleiner Kampf nicht ganz ungelegen gekommen.
    Daher betrachtete er die beiden herumschnüffelnden Wachen als ein Geschenk des Schicksals. Beim ersten Klang ihrer Stimmen hob Kaz den Kopf. Sie gingen an der Scheunenwand entlang und unterhielten sich laut genug, um den heulenden Wind zu übertönen. Nach Art der Soldaten, die wohl in der ganzen Welt die gleiche war, beklagten sie sich bitter über das Wetter, die kärgliche Unterbringung und das geschmacklose, spärliche Essen. Natürlich wurde diese Schmährede abgerundet durch eine lebhafte Debatte über die zweifelhafte Herkunft, die fragwürdigen sexuellen Gewohnheiten und die herzlose Grausamkeit eines herrschsüchtigen Rohlings von Hauptmann, der sie ungeachtet des Schneesturms patrouillieren hieß.
    Kaz hatte das alles schon tausendmal gehört. Während seines Lebens als Wissenshüter hatte er eine komische Entdeckung gemacht. Ganz gleich um welche Art Lebewesen es sich handelte – ob Mensch, ob Afanc, Alva oder Gaeorn – eine Eigenschaft einte sie alle: Die Beschwerden der unteren Soldatenränge waren dieselben.
    Der Feuerdrache lauschte mit halbem Ohr ihrer Unterhaltung und ließ die langweiligen, vertrauten Einzelheiten an sich vorbeirauschen, zugleich blieb er wachsam darauf bedacht, jede verwertbare Neuigkeit aufzuschnappen. Es dauerte eine Weile, bis er belohnt wurde. Die Männer waren auf ihrem Rundgang an der Scheunenrückwand angekommen und schon auf dem Weg nach vorne, als er bei einem Wort auffuhr.
    »Der Sergeant hat wenigstens gesagt, dass wir in die Scheune gehen und ein Feuer machen dürfen, wenn wir den Umkreis abgegangen sind.«
    »Ja, alles in allem ist er gar kein so schlechter Kerl. Jedenfalls nicht wie der hartherzige Hurensohn Blank. Sagt uns, wir sollen in einer solchen Nacht Wache gehen, während er sich hübsch gemütlich am Kamin den Wanst voll stopft!«
    Eines war klar: Wie sehr sie sich über Blank auch beschwerten und ihn hinter seinem Rücken verunglimpften, sie fürchteten ihn viel zu sehr, als dass sie einen seiner Befehle missachtet hätten. Nun, das war ein wertvoller Hinweis. Der zweite war noch viel wertvoller – ganz zu schweigen davon, dass er erfreulicher war. »So, so«, kicherte der Drache, »in meiner Scheune Wache schieben, he? Also, das kann ich ganz und gar nicht zulassen, nicht wahr? Schließlich habe ich versprochen, das Pferd zu beschützen …«
    Lautlos schlich Kaz durch die Scheune und hielt dabei den größtmöglichen Abstand zu seinem Schützling, um ihn nicht zu ängstigen. Als er am Tor ankam, verblasste seine schmutzig braune Färbung, und seine Haut wurde blau-grau-weiß gesprenkelt wie seine Umgebung. Dann nahm er die Spur der unglücklichen Wachen auf. Auch der wirbelnde Schneesturm konnte nicht mehr verhindern, dass Kaz ihre Umrisse deutlich wahrnahm. Die Soldaten befanden sich genau dort, wo er sie haben wollte – auf dem einsamsten und gefährlichsten Wegstück ihrer Route, am weitesten vom Haus entfernt und in nächster Nähe zum Waldrand.
    He, he, dachte der Feuerdrache. Ihr macht einen schweren Fehler. Ich würde an eurer Stelle nicht da entlang laufen. Er leckte sich die geifernden Lefzen. Plötzlich geriet er in Bewegung, ein Schatten raste durch den Schnee. Schneller als ein Peitschenhieb stieß er zu. Die beiden Männer starben innerhalb eines Augenblicks und ohne einen Laut. Einer nach dem anderen verschwanden sie in der dunklen Abgeschiedenheit des Waldes. Ein wedelnder Schwanz verwischte die Abdrücke im Schnee und zog sich unter die Bäume zurück. Der Sturm fegte über den Weg, den die Wachen genommen hatten, und über die schnurgerade, seltsame Spur, die ihn abrupt beendete. Eine weiche, weiße Decke legte sich über alle Spuren der Gewalt und hinterließ keinen Hinweis, dass hier jemand gegangen war.
     
    »Kaz? Kaz? Bist du da?« Veldan fluchte innerlich. Er ist schon viel zu lange weg, dachte sie. Er hat etwas vor – ich weiß, dass er etwas vorhat! »Kazairl? Verdammt,

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