Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Der Schattenbund 01 - Das Herz von Myrial

Der Schattenbund 01 - Das Herz von Myrial

Titel: Der Schattenbund 01 - Das Herz von Myrial Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Maggie Furey
Vom Netzwerk:
entfaltete den winzigen Gegenstand, der größer und größer wurde. Thirishri war vollkommen gebannt. Was konnte das sein? Vollständig ausgebreitet, schien das rätselhafte Ding nichts anderes zu sein als ein großer Sack aus einem weichen, silbrig glänzenden Stoff, der schlüpfrig glatt aussah und keine Nähte oder Gewebefäden erkennen ließ. Thirishri sank noch tiefer herab, und langsam wurde sie zornig. Dieses Ding stammte nie und nimmer aus Callisiora. Es musste sich um eine Errungenschaft der Alten handeln, die er zweifellos in Gendival gestohlen hatte!
    Amaurn legte den Sack neben sich auf das Bett und wandte sich dem Hierarchen zu. »Sieh es dir an. Hübsch, nicht wahr? Auf dem Grund dieses Beutels, mein Lieber, liegt die Erlösung für ganz Callisiora -«
    Unterdessen, da seine Aufmerksamkeit abgelenkt war, schlüpfte Thirishri in den Sack hinein. Nur einen kurzen Blick -
    Plötzlich wurde der Sack ergriffen, und eine tiefe Dunkelheit umgab den Luftgeist, als sich die Öffnung schloss. In Panik versuchte sie, sich zu befreien, und es war ihr ganz gleich, ob sie ihm dabei ihre Anwesenheit verriet. Das Ausmaß ihrer Dummheit enthüllte sich ihr, als sie begriff, dass er schon die ganze Zeit über von ihrer Anwesenheit gewusst hatte – und sie mit ihrer Neugier hübsch in die Falle gelockt hatte.
    Was war das nur für ein verflixtes Ding, in dem sie fest saß? Das konnte kein gewöhnlicher Sack sein, schon gar nicht von innen betrachtet. Sie befand sich an einem Ort, wo es nicht einfach nur dunkler war als anderswo; hier existierte kein Licht und kein Laut, und sie stieß an keinerlei Wände. Sie fühlte nur noch nackte Angst. Noch nie war sie in einer solchen Lage gewesen. Mit der stattlichen Anzahl ihrer Sinne hatte sie immer das eine oder andere Mittel gefunden, um sich anzupassen. Doch hier gab es nichts – überhaupt nichts. Wohin waren die Sackwände verschwunden? Sie trieb einfach im grenzenlosen Nichts.
    Ganz schwach hörte sie etwas: eine Stimme, leise und verschwommen, aus weiter, weiter Ferne. Ihre hungernden Sinne klammerten sich dankbar an jeden Laut, doch die Worte waren wenig erfreulich.
    »Nun, Luftgeist? Wie gefällt dir dein Gefängnis? Es macht mir Mut, zu sehen, dass Cergorns Kundschafter so unbeholfen und leichtgläubig sind wie eh und je. Du bist nun in einem Gegenstand meiner Heimat gefangen – einer Hinterlassenschaft meiner Vorfahren. Geschickt, nicht wahr? Wir benutzten sie, um sperrige oder schwere Lasten zu transportieren. Dieser silberne Stoff errichtet ein Feld, das seinen Inhalt ganz sacht aus der Wirklichkeit, in der wir leben, herausbewegt, sozusagen nur einen Schritt weit entfernt. Dadurch hat die Last kein Gewicht und keine Ausdehnung in der physischen Welt, bis der Beutel wieder geöffnet wird. Ich dachte mir, du würdest das vielleicht gerne wissen, da du nun einige Zeit darin verbringen wirst. Die absehbare Zukunft, genauer gesagt. Ach, übrigens, deine Gedanken können die Barriere zwischen den Sphären nicht durchdringen. Es nützt dir also nichts, wenn du ein telepathisches Geheul um Hilfe anstimmst. Deine kleinen Schattenbundfreunde können dich nicht hören. Aber natürlich darfst du es trotzdem gern versuchen, wenn du magst. Schließlich wirst du auch keinen anderen Zeitvertreib haben.«
    Thirishri entfachte einen wütenden Sturm, der unter normalen Umständen ein Dorf dem Erdboden gleichgemacht hätte. Doch in dem finsteren Nichts, das sie umgab, zeigte er keinerlei Wirkung. Es gab keinen Ausweg. Sie war vollkommen hilflos, jetzt, wo ihre Gefährten sie am meisten brauchten. Sie schäumte vor Wut – auf Amaurn, der sie so geschickt eingefangen hatte, aber hauptsächlich auf sich selbst, weil sie ihm so leicht in die Falle getappt war.

 
     
    »Wach auf, Toulac. Aufwachen!«
    Toulac stöhnte. Obwohl es wunderbar nach gebratenem Speck duftete, obwohl sie jemand an der Schulter rüttelte und ihr Nacken fürchterlich wehtat, konnte sie kaum die Augen öffnen. Sie wehrte die aufdringliche Hand ab. »Pissdich«, murmelte sie durch die Zähne. »Schlafnoch!«
    »Toulac!« Man stieß sie hart in die Rippen.
    »Wassislos?« Langsam wurde sie ärgerlich. Sie öffnete die Augen und sah Veldan, die sich über sie beugte. Toulac fuhr in die Höhe, und es gab ein lautes Knacken, als sie mit dem Schädel aneinander stießen. »Schlaf gefälligst selbst!«
    »Ich habe ausgeschlafen«, teilte Veldan ihr mit einer jämmerlichen Grimasse mit und rieb sich die Stirn. »Mir

Weitere Kostenlose Bücher