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Der Schattenbund 01 - Das Herz von Myrial

Der Schattenbund 01 - Das Herz von Myrial

Titel: Der Schattenbund 01 - Das Herz von Myrial Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Maggie Furey
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frierend auf den Sonnenuntergang zu warten, der wahrscheinlich, wie die Dinge nun schon seit Monaten standen, gar nicht zu sehen sein würde.
    Angesichts der leeren Straßen war Tormon erleichtert, und zugleich befand er sich im Hinblick auf seine Tochter in angespannter Erwartung.
    Die Sefrianer waren an Menschenmengen gewöhnt, denn die Pferde eines Händlers wurden häufig von lärmenden Leuten umringt, doch heute lag etwas in der Luft, was die Tiere unruhig und unberechenbar machte: Verzweiflung und eine kaum verhohlene Gewaltbereitschaft.
    Elion war natürlich eher deswegen erleichtert, dass sie die Wachen am Tor unbehelligt passiert hatten. »Weißt du, ich hätte nie geglaubt, dass sie wirklich darauf hereinfallen würden«, meinte er und riss Tormon aus seinen Gedanken.
    »Ich nehme an, sie waren viel zu aufgeregt wegen des Großen Opfers«, hielt er ihm entgegen und ließ seinen Abscheu deutlich merken. »Es ist zutiefst grausam, wenn du mich fragst. Einem Menschen aufgrund eines Aberglaubens das Leben zu nehmen!«
    Elion sah ihn verwundert an. »Aber ich dachte, dass auch du ihn töten willst für das, was er Kanella angetan hat. In der Nacht hast du noch gesagt, du würdest ihm das Herz bei lebendigem Leibe herausreißen!«
    »Ja, zweifellos«, sagte Tormon kalt, »und ich bin ganz fuchtig, dass sie den Bastard brennen lassen, bevor ich die Gelegenheit dazu bekomme. Aber es wäre doch etwas anderes, wenn ich ihn umbringen würde: Dann wäre sein Tod die Strafe für seine Untaten. Er würde nicht deshalb sterben, weil ein paar fehlgeleitete, elende Narren glauben, dass es aufhört zu regnen, wenn sie an einem bestimmten Tag einen Mann ermorden.«
    Elion zuckte die Schultern. »Meiner Meinung nach ist dieses ganze Land ein stinkender Pfuhl der Barbarei und des Aberglaubens.«
    Tormon sah ihn scharf von der Seite an. Der junge Mann hatte schon ein paar Mal durchblicken lassen, dass er nicht aus Callisiora stammte. Tormon war auf seinen jährlichen Rundreisen schon in allen Winkeln entlang der Schleierwand gewesen, und er hatte es immer für unwahrscheinlich gehalten, dass sie den Rand der Welt darstellte. Er hielt sich bei dieser faszinierenden Vorstellung auf, um nicht an Annas denken zu müssen. Es war wichtig, als leidenschaftsloser, erfahrener Krieger Myrials zu erscheinen, der seine Pflicht tut. Auf keinen Fall durfte er sich seine Trauer oder seine Hoffnung anmerken lassen. Deshalb hörte er Elion aufmerksam zu und war begierig, weitere Hinweise auf seine Herkunft zu erhalten, aber der kehrte soeben zu ihrer Erfahrung mit den Wachen zurück.
    »Sie schienen einigermaßen überzeugt zu sein«, meinte er gerade, »bis auf diesen mageren Kerl mit dem misstrauischen Blick. Bei dem war ich mir gar nicht sicher.«
    »Mach dir wegen Barsil keine Sorgen«, mischte Scall sich von hinten ein. »Er guckt verschlagen, nicht misstrauisch, und so sieht er immer aus. Er sollte mich gestern eigentlich in die Berge begleiten, aber stattdessen machte er sich zum Würfelspiel davon. Er dürfte zu große Angst haben, dass ich ihn verrate, als dass er uns Schwierigkeiten macht.«
    Elion sah sich verdutzt um, als er den Jungen mit solcher Sicherheit sprechen hörte. Tormon dagegen lächelte still. Er war froh zu sehen, dass der junge Bursche endlich ein wenig Selbstvertrauen gewann.
     
    Als sie zur Esplanade kamen, stand der große Platz voller Menschen, die alle unterschiedlich geduldig darauf warteten, in den Tunnel zu gelangen. »Gnädige Vorsehung!«, keuchte Elion entsetzt. »Wie sollen wir jemals hindurch kommen?«
    »Warum willst du denn durch den Tunnel?«, fragte Tormon überrascht. »Hier drüben steht Seriemas Haus.« Er zeigte auf die linke Seite des Platzes. »Das größte, mit der hohen Mauer. Wir können in den Hof gehen und die Pferde ums Haus führen. Sie ist jetzt sicher schon fort. Wenn aber nicht, dann wird sie nichts dagegen haben, wenn wir es ihr erklären. Im Gegensatz zu den meisten Leuten bin ich mit Seriema immer gut zurecht gekommen, und wenn sie sich an meiner statt um Annas gekümmert hat, dann nehme ich nicht an, dass sie mit dem Hierarchen unter einer Decke steckt. Sie hat ihn nie leiden können, sodass wir nun auch darin übereinstimmen. Wir gehen rasch hinein, nehmen Annas mit und machen, dass wir aus Tiarond rauskommen, solange sie den Hierarchen opfern. Wo siehst du Schwierigkeiten?«
    Elion öffnete den Mund und schloss ihn gleich wieder. Jetzt erst fiel ihm auf, welches Missverständnis

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